Nur der große Wurf zählt Tuchel macht sich gut in Paris, aber ...

Paris · Seit einem halben Jahr ist Thomas Tuchel Trainer des französischen Meisters Paris Saint-Germain. Die Erwartungen sind hoch. Denn die Geldgeber aus Katar wollen den Champions-League-Titel.

 Thomas Tuchel bei einer Pressekonferenz. (Archivfoto)

Thomas Tuchel bei einer Pressekonferenz. (Archivfoto)

Foto: dpa/Michel Euler

Thomas Tuchel ist erst eine halbe Saison beim französischen Fußballmeister Paris Saint-Germain. Doch die Herzen dort hat er bereits erobert. Sein Club mit dem teuren Starensemble um Neymar und Kylian Mbappé ist in der Liga unangefochten Tabellenerster. Die größte Herausforderung indes hat der ehemalige Trainer von Borussia Dortmund noch vor sich.

Schon zu Beginn seines Engagements in Paris präsentierte sich der 45-Jährige anders, als ihn viele noch zu seinen BVB-Zeiten erlebt hatten. Nach dem Gewinn des Supercups schnappte sich Tuchel das Mikrofon und stimmte den Song Happy von Pharell Williams an. PSG erlebte einen neuen Tuchel - einen ausgelasseneren, weniger ernst und distanziert.

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Für ihn gab es aber nicht nur solche Phasen. Zwischenzeitlich drohte PSG das Vorrunden-Aus in der Königsklasse. Tuchel stand unter Druck. „Wenn wir scheiße spielen, dann spielen wir scheiße“, schimpfte er nach der Niederlage gegen Liverpool. Ein Sieg musste her. Und Tuchel lieferte: Im Rückspiel gegen Jürgen Klopps Reds gewann PSG. „Für mich ist mein Trainer der beste Trainer der Welt“, sagte PSG-Boss Nasser Al-Khelaïfi hinterher.

Auch die französische Presse lobt. „Thomas Tuchel setzt sich als bester Trainer dieses ersten Teils der Saison durch“, bilanzierte unlängst die führende französische Sportzeitung „L'Équipe“. PSG wird schon als „die möglicherweise beste französische Mannschaft der Geschichte“ gerühmt. Die Stellung des Hauptstadtclubs in der Ligue 1 sei schon keine Dominanz mehr, sondern „absolute Herrschaft“.

Die sonst nicht zu Elogen neigende Tageszeitung „Le Monde“ urteilt, dass der Tuchel-Stil funktioniert - mit „Strenge, Charakter und auch Verbundenheit mit seinen Spielern“. Im sprach- und stilbewussten Frankreich wird dem asketisch wirkenden Coach aus dem schwäbischen Krumbach zudem hoch angerechnet, gut Französisch zu sprechen.

Als sich ehemalige Dortmunder im Mai vergangenen Jahres in Paris der Öffentlichkeit vorstellte, versprach er, zunächst „eine gewisse Atmosphäre“ in der Mannschaft schaffen zu wollen. Das scheint ihm gelungen zu sein. „Erfolg hat viele Gesichter und wir haben hohe Ziele“, sagte er während seiner Eröffnungsrede auf Französisch. Es sei aber noch zu früh, über Siege und Titel zu sprechen.

Doch wer so einsam führt in der nationalen Liga, der hat Höheres im Sinn - und PSG sehnt sich seit langem nach dem Triumph in der Champions League. Bisher war dieses Ansinnen nicht von Erfolg gekrönt. Der Königsklassentitel ist seit Jahren das klare Ziel von PSG und der finanzstarken Geldgeber aus Katar.

Auf Tuchel und sein Team wartet im Achtelfinale Manchester United - eine Bewährungsprobe. Wird die Mannschaft dafür tatsächlich in Topform sein? Französische Medien merkten kritisch an, dass Superstar Neymar seit November mit einer Muskelverletzung zu tun hat.

Egal, wie überschwänglich das Lob im weiteren Saisonverlauf ausfallen mag: Tuchel wird letzten Endes daran gemessen werden, wie er mit PSG in der Königsklasse abschneidet.

(sef/dpa)
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