Nach Copa-Aus Brasilien trennt sich von Trainer Dunga

Rio de Janeiro · Der brasilianische Fußball-Verband CBF hat auf das blamable Vorrunden-Aus bei der Copa America in den USA reagiert und Nationaltrainer Carlos Dunga am Dienstag entlassen.

Hand-Tor besiegelt Brasiliens Aus
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Wenige Wochen vor Olympia muss Dunga als Nationaltrainer von Rekordweltmeister Brasilien zum zweiten Mal gehen. Nach dem Vorrunden-Aus bei der Copa América Centenario in den USA hat sich Brasiliens Verband am Dienstag von ihm getrennt. So steht der Gastgeber kurz vor den Sommerspielen in Rio de Janeiro ohne Chefcoach da. Mit Superstar Neymar vom FC Barcelona, der deswegen extra auf das Turnier in den USA verzichtet hatte, strebt Brasilien eigentlich sein erstes olympisches Gold im Fußball an.

Auch der technische Direktor der Auswahl, Gilmar Rinaldi, wurde seines Posten enthoben. Zuvor war der fünfmalige Weltmeister bei der Copa schon in der Gruppenphase gescheitert. Dunga hatte die Nationalelf als Nachfolger von Luiz Felipe Scolari erst Mitte 2014 nach der WM im eigenen Land zum zweiten Mal übernommen. Der Abgang des 52-Jährige war dem brasilianischen Fußball-Verband am Ende nur eine sechszeilige Nachricht wert. Ein Nachfolger für den einstigen Profi des VfB Stuttgart steht noch nicht fest.

Das Aus für Dunga kam nicht überraschend: Nach dem 0:1 gegen Peru hatte der knurrige Chefcoach zurecht mit dem Schiedsrichter wegen einen irregulären Handtors der Peruaner gehadert, allerdings wieder einmal keinerlei Kritik an der Spielweise der Seleção zugelassen: "Wir sind nicht wegen des Fußballs ausgeschieden", betonte er.

Nach der ersten Niederlage gegen Peru seit 31 Jahren hatte Dunga aber nur noch wenig Argumente: Zwar hatte es gegen Fußball-Zwerg Haiti ein 7:1 gegeben, gegen Ecuador aber nur ein 0:0. So schrieb die Sportzeitung "Lance!" von einer "Rebellion innerhalb der Seleção". Viele Spieler würden kritisierten, dass Dunga kein taktisches Konzept habe. Seine defensive Spielweise war im Land der Zauberfußballer noch nie gut angekommen.

Der Kapitän der Weltmeistermannschaft von 1994 hatte sich bereits in seiner ersten Trainer-Amtszeit von 2006 bis 2010 regelmäßig mit Journalisten angelegt. Auch bei den Fans war er nicht sonderlich beliebt. Nach dem WM-Viertelfinal-Aus gegen die Niederlande 2010 in Südafrika beschimpften ihn die Anhänger als "Esel". Wenige Stunden später trat er zurück.

Auch in der WM-Qualifikation für Russland 2018 steht die große Fußballnation nicht gerade gut da: Nach einem Drittel der Spiele belegt sie Rang sechs, nur die ersten Vier qualifizieren sich direkt. Dunga sprach von einer "Übergangsphase" in Brasilien, wo die 1:7-Niederlage im WM-Halbfinale gegen Deutschland traumatische Spuren hinterlassen hat. Zu seinem möglichen Rauswurf hatte sich der 91-malige Nationalspieler dieser Tage schon geäußert. Ob er Angst davor habe? "Es gibt nur eine Sache, vor der ich mich fürchte: vor dem Tod."

(jado/dpa)
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