Porträt Das ist Halil Dincdag
Wir stellen Ihnen den türkischen Fußball-Schiedsrichter Halil Dincdag vor.
Der Unparteiische, der 2014 von Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit mit dem "Respektpreis" ausgezeichnet wurde, hatte 2009 in der konservativen Türkei durch sein öffentliches Coming-out für großes Aufsehen gesorgt und eine Diskussion über dem Umgang mit Homosexualität im männerdominierten Fußball ausgelöst.
Dincdag hat in Trabzon mehr als zehn Jahre als Schiedsrichter gearbeitet, bis zur zweiten Liga. Dann musste er 2008 zum Militär. Er hatte viel darüber gehört, wie schwule Männer in dem hierarchischen System behandelt werden. Um vorzeitig ausscheiden zu können, outete er sich vor den Ärzten.
Wochenlang untersuchte man ihn, auch in einem Militärkrankenhaus, wo er in einem Zimmer mit Schizophrenen untergebracht wurde. Nach drei Monaten wurde Dincdag ausgemustert. Im Gutachten stand als Grund: "psychosexuelle Störung". Kurz darauf wurde Dincdags Anstellung beim Verband nicht verlängert - offiziell wegen mangelnder Qualität.
Dincdag legte Einspruch ein gegen den Ausschluss. Kurz darauf stand die Geschichte in einem Sportmagazin. Ohne seinen Namen, doch Dincdag fürchtete, die Medien würden ihm keine Ruhe lassen, bis sie ihn fänden. Er outete sich im Fernsehen.
Danach verlor er auch seinen Job als Radiomoderator. 150 Bewerbungen hat er seitdem geschrieben - keine einzige Zusage gab es. Viele Freunde haben sich von ihm abgewandt, er hat Morddrohungen bekommen, ist aus der Kleinstadt Trabzon in die Metropole Istanbul geflohen. Dort ist er wieder Schiedsrichter, allerdings nur noch in einer inoffiziellen Liga.
Der Prozess gegen den türkischen Fußballverband TFF läuft noch.