+++ Fifa-Ticker +++ Razzia bei Fußball-Agentur wegen WM-Vergabe

Tag drei nach dem Rücktritt von Fifa-Präsident Sepp Blatter. Auch heute berichten wir aktuell in unserem Fifa-Ticker.

Sepp Blatter: 17 Jahre an der Spitze der Fifa
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Das ist Sepp Blatter

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Foto: dapd, Alessandro Della Bella

+++ Razzia bei Sportrechtevermarkter Kentaro +++

Schweizer Ermittler haben nach Informationen der "Bild"-Zeitung das Büro des Sportrechtevermarkters Kentaro in St. Gallen im Zusammenhang mit der Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar durchsucht. Wie die "Bild" am Freitag online berichtete, besuchten Beamte der Bundesanwaltschaft das Büro in Mels am 27. Mai. An dem Tag waren Ermittler auch im Fifa-Hauptquartier aufgetaucht und hatten Material beschlagnahmt.

Kentaro-Manager Philipp Grothe (48) bestätigte der "Bild": "Im Rahmen der Ermittlungen der Bundesanwaltschaft kooperieren wir eng und haben entsprechende Unterlagen zur Verfügung gestellt." Kentaro vermarktet nach den Angaben unter anderem die Spiele der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft.

Hintergrund ist nach diesen Informationen, dass die Schweizer Bundesanwaltschaft und das FBI das Länderspiel Brasilien gegen Argentinien am 17. November 2010 in Doha in Katar im Visier haben. Das Spiel habe rund zwei Wochen vor den WM-Vergaben 2018 an Russland und 2022 an Katar stattgefunden. Für die Austragung soll Katar laut "Bild"-Bericht weit über Marktpreis gezahlt haben. Die Zeitung nennt einen Betrag von mehr als 10 Millionen US-Dollar (heute gut neun Millionen Euro).

+++ Johansson fordert sofortigen Rückzug Blatters +++

Der frühere Uefa-Präsident Lennart Johansson hat Fifa-Chef Sepp Blatter zur sofortigen Niederlegung seiner Amtsgeschäfte im Weltfußballverband aufgefordert. "Er muss sofort gehen", sagte Johansson am Freitag. Die Fans wollten einen sauberen Fußball. Jedes Mal, wenn Blatter in jüngster Vergangenheit zu einem Fußballspiel gekommen sei, hätten ihn die Zuschauer ausgebuht.

Blatter hatte nach Korruptionsvorwürfen gegen die Fifa am Dienstag seinen Rücktritt angekündigt, will aber bis zur Wahl eines Nachfolgers im Amt bleiben. Das dauert voraussichtlich mindestens bis Ende des Jahres. Johansson hatte 1998 als Chef des europäischen Fußballverbandes gegen Blatter für das Amt des Fifa-Präsidenten kandidiert, die Abstimmung aber verloren.

+++ Hitzfeld wünscht sich Beckenbauer als Blatter-Nachfolger +++

Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld wünscht sich Franz Beckenbauer als Nachfolger des scheidenden Präsidenten Joseph S. Blatter. "Ich wüsste schon einen Namen. Aber der wird es wahrscheinlich nicht machen, weil er sich etwas zurückgezogen hat. Das ist Franz Beckenbauer. Der hätte das Renommee und die Reputation, die Fifa auch überall vertreten zu können", sagte Hitzfeld bei Sky Sport News HD: "Er ist jemand, der sehr ehrlich und sehr offen ist und auch für die nötige Transparenz sorgen würde."

+++ Niersbach will Blatter-Nachfolger so schnell wie möglich wählen +++

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat kein Verständnis für den lediglich angekündigten Rücktritt Blatter und fordert eine Neuwahl des Weltverbands-Chefs zum frühestmöglichen Zeitpunkt. "Normalerweise müsste man sagen, dass es einen sofortigen Rücktritt gibt", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im ZDF: "Die Rücktrittsankündigung ist eine Zwischenlösung - für mich ist das keine Lösung." Niersbach erklärte, dass laut den Statuten zwischen Einladung und Durchführung eines Wahlkongresse vier Monate liegen müssen. "Unter Berücksichtigung dieser Frist sollte es weitaus schneller gehen", äußerte der DFB-Boss. Stand jetzt soll erst zwischen Dezember 2015 und März 2016 gewählt werden.

Niersbach will sich dafür einsetzen, dass die Europäische Fußball-Union (Uefa) einen "starken" Nachfolge-Kandidaten Blatters präsentiert. "Das muss das Ziel sein", sagte Niersbach, der sich für Uefa-Präsident Michel Platini stark machte: "Es wäre beim Kongress in Zürich der ideale Übergang gewesen, den die Fifa gebraucht hätte."

+++ Niersbach: Keine Ungereimtheiten bei WM-Vergabe 2006 +++

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe der Fußball-WM 2006 nach Deutschland ausgeschlossen. "Wir haben uns absolut nichts vorzuwerfen. Ich darf daran erinnern, dass wir die absolut beste Bewerbung hatten", sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im ZDF: "Wir haben die Abstimmung mit 12:11 gewonnen. Wir wissen, dass die acht Europäer für uns gestimmt haben. Woher die anderen vier Stimmen kamen, können wir nur vermuten. Die haben wir mit unserer Bewerbung überzeugt." Im Zuge des Fifa-Skandals gibt es seit Mitte der Woche konkrete Hinweise darauf, dass rund um die Vergaben der Endrunden 1998 und 2010 Bestechungsgelder geflossen sind. Bei den Vergaben nach Russland (2018) und Katar (2022) wird dies seit langer Zeit vermutet.

+++ Champagne nimmt Blatter in Schutz +++

Der frühere Fifa-Funktionär Jerome Champagne hat den scheidenden Weltverbands-Präsidenten Joseph S. Blatter in Schutz genommen und in erster Linie das System der Fifa für den Korruptionsskandal verantwortlich gemacht. Ob Champagne sich noch einmal um den Chefposten des Weltverbands bewerben will, ließ der 56 Jahre alte Franzose erneut offen.

"Die Geschichte wird Blatter Gerechtigkeit widerfahren lassen — für das, was er für den Fußball geleistet hat", sagte Champagne der "Neuen Zürcher Zeitung": "Die in Zürich verhafteten Personen sind wegen mutmaßlicher Verbrechen angeklagt, die Verträge und Wettbewerbe der Konföderationen betreffen. Es ist keine Sache der Fifa. Aber alle haben aus Gründen der Einfachheit immer von Fifa-Offiziellen gesprochen, die unter Anklage stehen."

Laut Champagne ist der Skandal deshalb im Grunde nicht Blatter anzulasten. "Die Mitglieder der Fifa sind die 209 Verbände, nicht die sechs Konföderationen. Diese stellen aber die Regierung, das Exekutivkomitee", äußerte der Franzose: "Man muss die Zusammensetzung der Exekutive reformieren, die Mehrheit der Sitze soll der Kongress vergeben. Das ist die allerwichtigste Reform. Wir brauchen sie - und zwar schnell."

+++ Blatter lässt IOC-Sitzung sausen +++

Der scheidende Fifa-Präsident Joseph S. Blatter wird nicht an der Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in der kommenden Woche in Lausanne teilnehmen. "Im April hat der Fifa-Präsident das IOC informiert, dass er nicht an dem Treffen teilnehmen wird. Er hat seine Pläne nicht geändert", sagte ein Sprecher des Weltverbandes. Blatter, der als Folge des Korruptionsskandals am Dienstag seinen Rücktritt angekündigt hat, repräsentiert die Fifa seit 1999 beim IOC.

+++ Chung bringt sich als Blatter-Nachfolger ins Gespräch +++

Der südkoreanische Auto-Milliardär Chung Mong-Joon (63) bringt sich als Nachfolge-Kandidat von Fifa-Präsident Joseph S. Blatter in Stellung und lotet rund um das Finale der Champions League am Wochenende in Berlin seine Chancen bei der Europäischen Fußball-Union (Uefa) aus. "Ich werde mit Uefa-Präsident Michel Platini über den Stand der Dinge sprechen — und darüber, was nun zu tun ist", sagte der frühere Fifa-Vizepräsident vor seiner Abreise am Freitag aus Seoul in die deutsche Hauptstadt: "Wir erleben gerade extrem schwere Zeiten bei der Fifa." Chung hatte am Mittwoch erklärt, dass er über eine Kandidatur für den Chefposten des Weltverbands nachdenke. Stand jetzt soll die Nachfolge Blatters, der als Folge des Korruptionsskandals am Dienstag seinen Rücktritt angekündigt hat, auf einem Kongress zwischen Dezember 2015 und März 2016 geklärt werden. Der Südkoreaner, der sein Vermögen als Autofabrikant (Hyundai) gemacht hat, ist bereits vor einigen Jahren als Blatter-Kritiker in Erscheinung getreten. Schon vor den Wahlen im Jahr 2011 galt Chung als möglicher Herausforderer Blatters. Chung nahm aber Abstand von einer Kandidatur, weil er seinen Posten im Fifa-Exekutivkomitee verloren hatte.

(sid)
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