Medienbericht Sepp Blatter will vielleicht doch Fifa-Präsident bleiben

Zürich · Neue Irritationen aus Zürich: Wie eine Schweizer Zeitung berichtet, denkt Fifa-Präsident Joseph Blatter offenbar ernsthaft darüber nach, seinen Posten doch nicht aufzugeben.

Nach Informationen der Zeitung "Schweiz am Sonntag" überlegt der 79-jährige Schweizer, seinen Posten als Fifa-Präsident doch nicht wie angekündigt aufzugeben. Angeblich wollen Blatter-treue Verbände aus Asien und Afrika den Mann aus dem Wallis zu einem Umdenken bewegen.

Die Fifa gab am Sonntag auf Anfrage keinen Kommentar zu dem Zeitungsbericht ab. Die Presseabteilung verwies lediglich auf Blatters Aussagen bei seiner Rücktrittsankündigung vom 2. Juni.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) reagierte mit der neuerlichen Forderung nach Blatters schnellstmöglichem Abgang. "Wir kennen auch nur die Medienberichte aus der Schweiz, die uns in unserer klaren Haltung bestärken: Der von Blatter selbst angekündigte Rücktritt muss jetzt so schnell wie möglich formal vollzogen werden", betonte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker am Sonntag auf SID-Anfrage.

Für Anti-Korruptions-Expertin Sylvia Schenk (Frankfurt) erscheint eine Rolle rückwärts des umstrittenen Fifa-Bosses auch undenkbar: "Nach dem, was er da vorgeführt hat, kann er nicht weitermachen. Das würden auch die Sponsoren und sonst niemand anderes mitmachen. Das weiß Blatter auch", sagte die Leiterin der Arbeitsgruppe Sport von Transparency International dem SID am Sonntag.

Blatter hatte sich auf dem Fifa-Kongress Ende Mai in Zürich trotz heftiger internationaler Kritik in seine fünfte Amtszeit seit 1998 wählen lassen. Keine 100 Stunden kündigte der ehemalige Fifa-Generalsekretär dann überraschend seinen Rücktritt an. Im Vorfeld des Kongresses hatte es die Festnahme von sieben hochrangigen Fifa-Funktionären, darunter zwei Vize-Präsidenten des Exekutivkomitees, gegeben. Diese resultierten aus Ermittlungen des FBI wegen des Verdachts der Korruption.

Die Unterstützung aus Afrika und Asien schmeichelt offenbar Blatter, sodass dieser seine Demissionsankündigung überdenken möchte, heißt es in dem Medienbericht. PR-Berater Klaus J. Stöhlker, persönlicher Berater Blatter bei dessen Wiederwahl, sagte: "Es ist schwer, jemanden zu finden, der ebenbürtig ist. Blatter hat den Verband zu einem globalen, sehr erfolgreichen Konzern aufgebaut - und er ist ein Spitzendiplomat." Weiter äußerte er: "Blatter hat eine faire Chance. Es kommt nun drauf an, wie er sich in den nächsten Monaten verhält." Außerdem sei Blatter der "gewählte Präsident".

Zuletzt hatte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach mit einer 10-Punkte-Agenda an die 6,8 Millionen Mitglieder des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit einem genauen Maßnahmenkatalog als einer der wenigen international anerkannten Funktionäre klar Position bezogen. Dies war nicht von wenigen als möglicher erster Schritt für eine Bewerbung um das Fifa-Präsidentenamt bewertet worden.

Laut Schweiz am Sonntag soll der Sinneswandel von Blatter auch den Rücktritt von Mediendirektor Walter De Gregorio ausgelöst haben. Dieser soll den Fifa-Chef zu einem Neuanfang und einem sofortigen Rücktritt geraten haben. De Gregorio wollte sich indes auf Anfrage nicht zu diesem Thema äußern.

(sid)
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