Platini-Nachfolger bei der Uefa? Domino-Effekt rollt auf DFB-Präsident Niersbach zu

Frankfurt/Main · Die Folgen des Abschieds von Fifa-Chef Sepp Blatter könnten schon bald den deutschen Fußball erreichen. Im Nachrückverfahren für Topkandidat Michel Platini ist ein Aufstieg von Präsident Wolfgang Niersbach zum Uefa-Boss anstelle des Franzosen möglich.

Fragen und Antworten zu Platinis Fifa-Kandidatur
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Foto: afp, fc/lv/tlr

Aus dem Urlaub heraus wollte Wolfgang Niersbach die Frage nach einer möglichen Zukunft als Uefa-Präsident schon gar nicht konkret beantworten. Der Chef des Deutschen Fußball-Bundes hielt sich auch nach Michel Platinis Ankündigung, sich für den Posten des künftigen Fifa-Chefs zu bewerben, zurück. "Wie sich die Uefa aufstellt, wird vom 14. bis 17. September 2015 bei der ohnehin angesetzten Vollversammlung aller 54 Mitgliedverbände auf Malta thematisiert", betonte Niersbach in einem am Mittwoch auf der DFB-Homepage veröffentlichten Interview: "Bis dahin bringt es nichts, sich an irgendwelchen personellen Spekulationen zu beteiligen."

Doch diese Spekulationen kommen unweigerlich. Schließlich hat Platini nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur seine Stimmenmehrheit für die Fifa-Wahl am 26. Februar 2016 in Zürich bereits zusammen. Und Niersbach gilt längst als logischer Kandidat für den höchsten kontinentalen Posten. Käme das alles so, würde das den DFB in Zugzwang bringen würde. Der größte Verband der Welt bräuchte einen Nachfolger für Niersbach, der noch nicht einmal dreieinhalb Jahre im Amt ist.

Doch wer käme dafür infrage?

Rainer KOCH: Der Vize-Präsident hat als Chef des Süddeutschen Fußball-Verbandes eine Hausmacht im Rücken. Der Jurist prägt seit Jahren die DFB-Geschicke auf höchster Ebene mit und wäre ein starker Kandidat der Amateurbasis. Auf dem letzten DFB-Bundestag in Nürnberg 2013 hinterließ er mit seiner Rede einen sehr guten Eindruck.

Reinhard GRINDEL: Der CDU-Bundestagsabgeordnete ist seit zwei Jahren im DFB-Führungszirkel. Als Nachfolger des legendären Horst R. Schmidt hat sich der 53-Jährige in der DFB-Zentrale schnell etabliert. Wie Niersbach arbeitete er früher als Journalist. Zu klären wäre, ob er wegen der Fifa-Statuten seinen Politiker-Job aufgeben müsste.

Helmut SANDROCK: Der ehemalige Juniorennationalspieler rückte schon als Nachfolger Niersbachs auf den Posten des DFB-Generalsekretärs. Steht meist im Schatten des medial omnipräsenten Niersbach. Eine Kandidatur wäre eher eine Überraschung.

Reinhard RAUBALL: Der Ligapräsident und Chef von Borussia Dortmund genießt einen exzellenten Ruf und ist vom Führungsstil durch und durch präsidiabel. Zuletzt brachte ihn Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge ins Gespräch. Eine Kandidatur ist aber nicht nur wegen der klaren Verbindung zum Profifußball praktisch ausgeschlossen. Mit 68 Jahren steht er kurz vor der DFB-Altersgrenze von 70 Jahren.

Oliver BIERHOFF: So unwahrscheinlich diese Personalie klingt — ausgeschlossen ist sie nicht. Der Nationalmannschaftsmanager liebt das Rampenlicht und könnte angesichts der Weltmeister-Euphorie im Verband ganz nach oben klettern. Die Bedingung: Der Präsidentenposten müsste wie geplant vom Ehren- zum sehr gut bezahlten Hauptamt werden.

(dpa)
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