Wahl des neuen Fifa-Präsidenten Trotziger Platini gibt nicht auf: "Ein Ritter aus dem Mittelalter"

Nyon · Die großen Männer des Weltfußballs kämpfen um die Deutungshoheit ihres Schicksals. Nach Joseph Blatter meldet sich auch Michel Platini zu Wort. Der gesperrte Franzose gibt im Rennen um die Fifa-Präsidentschaft nicht auf - und zieht skurrile Vergleiche.

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Trotzig und mit einem skurrilen "Ritter"-Vergleich kämpft Michel Platini weiter um seine minimale Chance auf die Fifa-Präsidentschaft. Nach dem Interviewrundumschlag von Joseph Blatter meldet sich auch der derzeit gesperrte Chef der Europäischen Fußball-Union zu Wort - und weist die schweren Anschuldigungen erneut zurück. "Nichts, was mir vorgeworfen wird, beruht auf irgendeiner greifbaren und berechtigten Tatsache", sagte Platini, der sich unbeirrt bei der Wahl des Blatter-Nachfolgers am 26. Februar als Topkandidat sieht, mehreren Medien. "In aller Bescheidenheit, ich bin der geeignetste Kandidat, um den Weltfußball zu führen."

Wegen einer von Blatter erhaltenen Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken ist Platini ebenfalls für 90 Tage von der Fifa-Ethikkommission gesperrt. Der 60-Jährige bestreitet aber weiter Unregelmäßigkeiten. "Diese zwei Millionen sind der Gegenwert für vier Jahre Arbeit als Berater des Präsidenten. Die Fifa schuldete mir diesen Lohn", sagte er den Schweizer Blättern "TagesAnzeiger" und "Le Matin" sowie dem britischen "Daily Telegraph".

Platini kündigte an, "durch alle sportlichen und zivilen Gerichtsinstanzen gehen, um mich zu verteidigen". Er fühle sich ungerecht behandelt, auch wenn es schlimmere Schicksale gebe. "Ich bin weder im Gefängnis noch in Sibirien. Ich warte, wie sich die Dinge entwickeln."

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Foto: afp, fc/ab

Trotz seiner Suspendierung sieht sich Platini chancenreich bei der Wahl des neuen Fifa-Präsidenten. Er ist einer von sieben Kandidaten für die Nachfolge des ebenfalls für alle Tätigkeiten im Fußball gesperrten Blatter. Die Suspendierung hindere ihn allerdings daran, "einen Wahlkampf zu führen und mit gleichen Mitteln zu kämpfen wie die anderen Kandidaten", meinte er. "Heute habe ich den Eindruck, ein Ritter aus dem Mittelalter zu sein und vor einer Festung zu stehen. Ich versuche, in sie hineinzukommen, um den Fußball hineinzubringen, stattdessen schüttet man mir aber kochendes Öl auf den Kopf."

Auch Blatter hatte seinen früheren Freund und heutigen Intimfeind scharf attackiert und behauptet, dass Platini die jüngsten Attacken arrangiert habe. "Es ist etwas Persönliches", sagte der Schweizer und erklärte, Platini habe beim Weltfußball "nur die Champions League" im Sinne.

Dass Platini überhaupt zur Wahl antreten darf, wäre überraschend. Sollte aber der Bann aufgehoben werden, wäre der Franzose zumindest nach Ansicht des einflussreichen Funktionärs Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah zahlreiche Konkurrenten los. "Ich glaube, viele Kandidaten würden dann zurückziehen", sagte der Spindoctor aus Kuwait.

So würden vermutlich Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino und der aktuelle Favorit Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa als Platini-Unterstützer nicht antreten. Dass die Uefa auch Infantino auf die Kandidatenliste gesetzt hat, stört Platini nach eigener Aussage nicht. "Die Uefa muss alternative Lösungen in Form eines Plan B präsentieren. Ich kenne die Qualitäten von Gianni", sagte Platini.

"Am Tag, an dem ich reingewaschen werde, wird alles wieder in Ordnung kommen. Das Exekutivkomitee, Gianni und ich, wir werden uns zusammensetzen, um die Situation neu zu besprechen. Und wir werden die beste Lösung für den Fußball wählen", meinte Platini.

(seeg/dpa)
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