Für Bayern zählt nur der Titel "Klub-Weltmeister klingt schon ganz gut"
Agadir · Das locker-leichte 3:0 gegen Guangzhou war für Bayern München nur Durchgangsstation. Für den "FC Nimmersatt" zählt bei der Klub-WM in Marokko nur der Titel.

Scholl und Delling testen das Freistoßspray
Matthias Sammer, der ewige Zweifler und Mahner, geriet in der Nacht von Agadir für einen kurzen Moment ins Schwärmen. "Klub-Welt-meis-ter...", sagte er ganz langsam und hob die Augenbrauen, "das klingt schon gut." Doch noch ist es Bayern München ja nicht, deshalb schaltete Sammer sofort wieder um in den Normal-Modus. "Erst mal müssen wir's werden", fügte der Sportvorstand der Bayern mit Blick auf das Endspiel am Samstag in Marrakesch an.
Dort zählt für die Münchner nur der Titel, der fünfte 2013 zum Abschluss des erfolgreichsten Jahres der Vereinsgeschichte. Alles andere, verdeutlichte Sammer, wäre "eine Katastrophe". Als solche wäre beim "FC Nimmersatt" ein Aus im Halbfinale bewertet worden, meinte er. Doch der deutsche Rekordmeister absolvierte das Duell mit dem chinesischen Sparringspartner Guangzhou Evergrande am Dienstagabend "extrem kontrolliert" (Sammer) sowie "sehr seriös und konzentriert", wie Trainer Pep Guardiola lobte.
Das 3:0 (2:0) nach Treffern von Franck Ribery (40.), Mario Mandzukic (44.) und Mario Götze (47.) spiegelte die Überlegenheit der Münchner völlig unzureichend wider. Fünfmal trafen der überragende Spielgestalter Thiago und Co. Pfosten oder Latte, die Statistiker des Weltverbandes Fifa zählten überdies 27:2 Schüsse (13:0 aufs Tor) und 72 Prozent Ballbesitz für die Bayern. Es war nicht eben die beste Werbung für ein Turnier, das in Europa längst nicht den Stellenwert genießt wie etwa in Südamerika. Fifa-Boss Joseph S. Blatter dürfte das Treiben von seinem Platz auf der Tribüne im Grand Stade d'Agadir mit einigem Bauchgrimmen verfolgt haben.

Linien-Spray des Schiedsrichters sorgt für Aufsehen
"Die würden sich bei uns schwer tun, in der Liga zu bleiben", sagte Nationalspieler Toni Kroos über das Niveau des asiatischen Champions-League-Siegers. Im Finale rechnen die Bayern mit mehr Gegenwehr. Dass Kapitän Philipp Lahm am Ende schon wieder eine Trophäe in Händen halten wird, steht für sie gleichwohl außer Frage. "Das ist schlicht unsere Aufgabe, dann können wir beruhigt in den Urlaub gehen", sagte Lahm. In der Hand hielt er dabei bereits den ersten kleinen Pokal, den er als "Man of the Match" in einem schicken roten Holzkästchen erhalten hatte.
Nach dem Auslaufen am Mittwochmorgen, an dem auch der leicht verletzte Stürmer Claudio Pizarro (Schlag auf den Oberschenkel) teilnehmen wollte, ging die selbst so genannte "Mission5" für die Bayern mit einer rund vierstündigen Busreise nach Marrakesch weiter. Eine weitere Strapaze für die müden Beine. "Nur noch ein Spiel...", sagte Ribery ächzend.
Auch Sammer hatte beobachtet, "dass der eine oder andere nicht mehr die Leichtigkeit hat". Für Donnerstag hat Guardiola deshalb frei gegeben, die Spieler sollen sich das schöne Marrakesch anschauen. Golf gespielt haben sie bereits in ihrer noblen Hotel-Anlage in Agadir.
Beim Endspiel, betonte Ribery, wollen sie aber wieder hochkonzentriert bei der Sache sein: "Wir sind Profis und müssen gewinnen." Schließlich, ergänzte Kroos, sei es "nicht so schlecht, wenn man sich beste Mannschaft der Welt nennen kann".
Ob es dafür aber dieses Turnier braucht? "Ich kann und will das sportlich nicht bewerten", sagte Sammer über das bessere Trainingsspiel gegen Guangzhou. Aber ist bei ihm nicht wenigstens ein bisschen WM-Feeling aufgekommen? "Das ist mir wurscht!" Die Rahmenbedingungen seien zwar "super, aber was nützt mir das, wenn wir am Ende Zweiter werden?" Deshalb steht für ihn fest:
"Hauptsache, wir gewinnen."