40.000 applaudieren Benfica-Fans rühren Ukrainer Jaremtschuk zu Tränen

Lissabon · Als der Ukrainer Roman Jaremtschuk eingewechselt wird, wird aus einem normalen Ligaspiel in Portugal eine denkwürdige Partie. 40.000 Zuschauer bekunden ihre Solidarität mit dem Stürmer und dessen Heimat. Dem 26-Jährigen kommen daraufhin die Tränen.

 Der Ukrainer Roman Jaremtschuk nach seiner Einwechslung für Benfica Lissabon.

Der Ukrainer Roman Jaremtschuk nach seiner Einwechslung für Benfica Lissabon.

Foto: AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Es war eigentlich ein ganz normales Erstligaspiel in Portugal. Benfica Lissabon spielte am Sonntagabend gegen Vitória Guimarães. Nach 52 Minuten war das Spiel beim Stand von 3:0 entschieden. Dass es dennoch eine Partie für die Geschichtsbücher wurde, lag an einer Einwechslung, die Benfica nach 61 Minuten vornahm: Der Ukrainer Roman Jaremtschuk kam ins Spiel. Und genau das animierte die gut 40.000 Lissaboner Fans zu einer beeindruckenden Aktion.

Schon als sich an der Seitenlinie andeutete, dass Jaremtschuk ins Spiel kommen sollte, erhoben sich die ersten Zuschauer und klatschten Applaus. Als der 26-Jährige dann das Spielfeld betrat, stand das gesamte Stadion auf und feierte den Stürmer. Manche hatten blau-gelbe Flaggen dabei, auf denen stand „Ukraine, wir stehen an deiner Seite“.

Es war eine bewegende Geste der Solidarität mit dem ukrainischen Nationalspieler und dessen Landsleuten in seiner vom Krieg gebeutelten Heimat. Wie gerührt Jaremtschuk von dieser Geste des Publikums war, konnte jeder in seinem Gesicht ablesen: Schon wenige Sekunden nach seiner Einwechslung kämpfe er mit den Tränen und hatte spürbar Mühe, in diesem Moment an Fußballspielen zu denken.

Mit Jaremtschuk auf dem Feld gewann Benfica die Partie am Ende 3:0, aber das Ergebnis war an diesem Sonntagabend längst zweitrangig geworden.

Jaremtschuk hatte bereits in der Vorwoche im Mittelpunkt gestanden: Er hatte sein Ausgleichstor für Benfica im Achtelfinale der Champions League mit einer besonderen Botschaft an sein Heimatland gefeiert, sich nach seinem Treffer zum 2:2-Endstand gegen Ajax Amsterdam im Hinspiel am Mittwochabend in Lissabon sein Trikot ausgezogen und darunter ein schwarzes Shirt mit dem Wappen der Ukraine offenbarte, die von Russland angegriffen wird.

„Ich wollte mein Land unterstützen. Ich habe viel darüber nachgedacht und ich habe Angst vor der Situation“, sagte der 26-Jährige nach der Partie bei CNN Portugal: „Der Verein unterstützt mich, sie haben mit mir gesprochen und wollten alles tun, um mir zu helfen.“

Jaremtschuk spielt seit 2021 in Lissabon. Davor war er im belgischen Gent aktiv und spielte in seiner Heimat für Dynamo Kiew und Kaparty Lwiw. Er nahm mit der Ukraine an der Fußball-Europameisterschaft 2021 teil, bei der die Ukraine erst im Achtelfinale an England scheiterte.

(klü/dpa/sid)
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