Arsenal-Verteidiger hofft noch Mustafi verzichtet für den WM-Traum auf Grillteller

London · Shkodran Mustafi will unbedingt noch zur WM fahren. Doch eine Welt würde für ihn nicht zusammenbrechen, wenn es nicht klappt - dafür ist er zu gefestigt.

Shkodran Mustafi – No-Name, Europa-Bummler, Weltmeister
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Das ist Shkodran Mustafi

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Das "kleine Sternchen" weiß noch nichts darüber, wie es ist, einen Weltmeister zum Vater zu haben. "Das wird eine der härtesten Aufgaben als Papa", sagt Shkodran Mustafi im SID-Interview bei türkischem Tee in seinem Londoner Lieblingsrestaurant. Seine Tochter ist kein Jahr alt, und doch überlegt er schon, "das so hinzubekommen, dass sie weiß, bei allen Leuten, die ein Foto mit dir wollen: Ich bin der Papa, und sie ist die Nummer eins."

Dafür hat der deutsche Weltmeister vom FC Arsenal glücklicherweise ein paar Jahre Zeit. Denn momentan setzt Mustafi, 26, alles daran, sein Töchterchen zum Spross eines Doppel-Weltmeisters zu erheben. Er will unbedingt wieder zur WM fahren, nach Russland, doch, das lässt sich wohl so sagen: Besonders gut stehen die Chancen derzeit nicht. "Stand jetzt", habe ihm Bundestrainer Joachim Löw zwar bei der Absage für die jüngsten Länderspiele telefonisch versichert, sei nichts entschieden. Doch Mustafi weiß, dass das ein Warnschuss war.

Vielleicht verzichtet er auch deshalb auf den geliebten Grillteller im Likya, dem Gewinner der British Kebab Awards im Nord-Londoner Stadtteil Golders Green. Er hat lange über Druck im Fußball gesprochen, über seinen muslimischen Glauben und die Ambitionen, in der Europa League im Rückspiel bei Atletico Madrid (Donnerstag, 21.05 Uhr/Sport1 und Sky) das Finale zu erreichen. Doch dann will er los zur Familie, einen dieser "goldenen Momente in meinem Leben" genießen.

Diese Momente sind selten, für Mustafi zu selten. Er spricht sehr reflektiert über die Einschränkungen, die das Fußballerleben mit sich bringt. Über die "Kindheit oder Jugend, die dir ein Stück weit genommen wird". Die wenigen freien Tage, das Leben "von Spiel zu Spiel, von Saison zu Saison", bei dem "total egal" ist, was am vergangenen Wochenende war.

Shkodran Mustafi, der "Bebraner Junge" aus einer hessischen Kleinstadt, hat sich angewöhnt, mit Entbehrungen und Enttäuschungen umzugehen. Er will bis zur letzten Saisonminute in höchster Professionalität alles geben, um Löw doch noch von seinen Qualitäten zu überzeugen. "Ich bin eine Persönlichkeit", sagt er, "ich weiß, was auf die Mannschaft zukommt, ich habe Erfahrung." Aufgeben kommt in seinem Wortschatz nicht vor.

Dabei schienen in der deutschen Innenverteidigung zuletzt andere am Weltmeister und Confed-Cup-Sieger vorbeigezogen zu sein. Antonio Rüdiger beispielsweise, Niklas Süle, womöglich auch Matthias Ginter. Die Verletzung des neben Mats Hummels gesetzten Jerome Boateng, an der er sich niemals erfreuen würde, könnte ihm die Tür in den WM-Kader noch öffnen.

So oder so: Mustafi wird es nehmen, wie es kommt. Dabei hilft ihm auch sein Gottvertrauen. Vor dem Anpfiff spricht er nach einer rituellen Reinigung in der Kabine stets einen Koran-Vers, ein Bittgebet, "aus Überzeugung, und auch, um ein bisschen runterzukommen". Denn: "Es ist der Glaube, der mir sagt, dass ich auch nur ein Mensch unter vielen bin. Dann sage ich: Mach dir nicht so viel Druck. Du machst genauso viele Fehler wie jeder andere auch. Das gibt mir das Gefühl, ein Mensch zu sein, nicht der Fußball-Profi." Obwohl dieser Job ein Geschenk ist.

Das ist dann auch schon mal ein wunderbarer Ansatz für ein späteres Gespräch mit seiner Tochter.

(sid)
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