Absurde TV-Rechte in der Premier League Warum Fans in England manche Spiele gar nicht sehen können

Düsseldorf · Seit Jahren profitiert die englische Premier League von horrenden Fernsehgeldern in Milliardenhöhe. Doch wer denkt, dass davon auch die Fans etwas haben, der täuscht sich. Nur die Hälfte aller Spiele ist überhaupt live im TV zu empfangen.

 Das Logo des Pay-TV-Senders Sky.

Das Logo des Pay-TV-Senders Sky.

Foto: dpa/Tobias Hase

Vor den Achtelfinal-Rückspielen in der Champions League steht bei deutschen Fußballfans die Frage im Raum: Wer zeigt denn nun den Auftritt der Schalker in Manchester – Sky oder DAZN? Und wo kann ich den Schlager zwischen Bayern und Liverpool sehen? Viele Fans sind genervt.

Dass die Situation sogar noch weitaus schlimmer sein könnte, zeigt ein Ländervergleich mit England. Von den horrenden Summen, die dort jährlich für Übertragungsrechte fließen, haben die Fußballfans vor den Bildschirmen nämlich herzlich wenig. Wir haben einen Blick auf die TV-Rechtelage in England geworfen und festgestellt: Im Vergleich zu dortigen Verhältnissen, ist der deutsche Markt ein Paradies.

Aktuell teilen sich die beiden Pay-TV-Sender Sky und BT Sport die Übertragungsrechte in England, ab der nächsten Saison kommt noch der Internetriese Amazon dazu. Insgesamt nimmt die Premier League in drei Spielzeiten über 5 Milliarden Euro an Fernsehgeldern ein. Zum Vergleich sind es in Deutschland „nur“ 4,64 Milliarden für vier Jahre. Die Krux in England: Im Gegensatz zur Bundesliga werden nicht alle Premier-League-Spiele live im TV übertragen. In der kommenden Spielzeit sind es 200 Partien, in der laufenden sogar nur 168 - von insgesamt 380. Englische Fans können also nur die Hälfte aller Begegnungen überhaupt live im Fernsehen verfolgen.

Hier werden die Achtelfinal-Rückspiele der Champions-League übertragen
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Foto: dpa/Tobias Hase

Einer der Gründe wirkt im durchkommerzialisierten Fußballkosmos, in dem vor allem der englische Markt Pionier und Vorreiter für immer weitere Rekordeinnahmen ist, wie eine Idee aus längst vergangenen Tagen. Die sogenannte „Blackout Rule“ verbietet es, an einem Samstag zwischen 14.45 Uhr und 17.15 Uhr (englischer Zeit) Fußball live im Fernsehen zu zeigen. Und tatsächlich: Bereits 1960 überzeugte Bob Lord, damals Vorsitzender des FC Burnley, die Chefs der englischen Liga, dass samstagnachmittags kein Fußball im TV laufen dürfe. Fans sollten lieber vor Ort ins Stadion gehen und ihren regionalen Verein unterstützen, als Topspiele von der Couch aus zu sehen. Fast 60 Jahre später besteht diese Regel nach wie vor. Darüber hinaus darf immer nur ein Spiel pro Anstoßzeit übertragen werden, eine Konferenz wie in Deutschland gibt es in England nicht.

Diese Regelungen führen zu mehreren ärgerlichen Problemen für englische Fußballfans. Als zuletzt unter der Woche an einem Mittwoch der direkte Titelkampf zwischen Manchester City und dem FC Liverpool im Fernduell lief, mussten sich die Fans vor den Bildschirmen mit dem Derby zwischen Chelsea und Tottenham begnügen. Wahrlich kein schlechtes Spiel im Kampf um die Champions-League-Plätze. Doch wer das Rennen um die Meisterschaft verfolgen wollte, der musste schon live an der Anfield Road oder im Etihad Stadium sein.

Damit am Ende des Tages ein TV-Deal in Milliardenhöhe zustande kommt, dürfen diese Situationen natürlich nur die Ausnahme sein. Deshalb spielen Liverpool, Manchester, Arsenal und Co. hauptsächlich zu den Anstoßzeiten, die nicht an einem Samstagnachmittag liegen. Und davon gibt es in England einige: Freitag 20 Uhr, Samstag 12.30 Uhr, Samstag 17.30 Uhr, Sonntag 12 Uhr, Sonntag 14.05 Uhr, Sonntag 17.15 Uhr, Montag 20 Uhr. In der kommenden Saison wird am Samstagabend um 19.45 Uhr ein neunter möglicher Zeitslot geschaffen.

Darunter leiden vor allem Fans der kleineren englischen Vereine. Ihre Spiele werden meistens samstags um 15 Uhr gezeigt, und damit aufgrund der „Blackout Rule“ nicht live im TV. Zum Vergleich: Während Liverpool in dieser Saison nur sechs Spiele zu dieser Zeit bestreitet, muss Huddersfield Town gleich 26 von 38 Partien am Samstag um 15 Uhr spielen. Fans, denen es aufgrund von Entfernungen, Auswärtsreisen oder hohen Ticketpreisen nicht vergönnt ist, alle Spiele im Stadion zu verfolgen, gucken sprichwörtlich in die Röhre.

Die Einschränkungen wirken besonders ärgerlich, wenn man auf den Abopreis für englische Pay-TV-Kunden blickt. Zwar zahlt man mit umgerechnet rund 40 Euro nicht viel mehr als Fans der Bundesliga, doch in Deutschland sind damit immerhin alle 306 Partien in der Saison abgedeckt und nicht etwa nur die Hälfte wie in England. In der kommenden Saison könnten die Kosten für Fans der Premier League durch den Einstieg von Amazon noch etwas höher ausfallen. Insgesamt 180 Partien werden dann trotzdem nicht live im TV zu sehen sein.

(seka)
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