„Fühle mich verraten“ Ronaldo zerlegt Manchester United und Rangnick im Interview – Klub reagiert

Update | Manchester · Vor seinem Abflug nach Katar hat Cristiano Ronaldo zur Generalabrechnung ausgeholt und Manchester United harsch kritisiert. Der portugiesische Superstar ließ kein gutes Haar an seinem Klub, eine gemeinsame Zukunft kann es eigentlich nicht geben.

Cristiano Ronaldo.

Cristiano Ronaldo.

Foto: dpa/Martin Rickett

Cristiano Ronaldo trug einen grauen Anzug, weiße Turnschuhe und ein weißes T-Shirt. Leger gekleidet saß der Superstar im Sessel, redete ruhig und unaufgeregt, doch seine Worte hatten die maximale Sprengkraft. „Ja, ich fühle mich betrogen“, sagte der fünfmalige Weltfußballer im englischen Fernsehen und ließ bei einer Generalabrechnung mit Manchester United Dampf ab. Kurz vor seiner Abreise zur WM in Katar hat der Portugiese ganz gezielt im Klub gezündelt.

90 Minuten durfte sich Ronaldo den ganzen Frust von der Seele reden. In der Sendung „Piers Morgan Uncensored“, die genau für solche Momente gemacht ist, für Angriffe, für ungefilterte Kritik. Und dabei ging es längst nicht nur um seine persönliche, enttäuschende Situation, der einstige Liebling der Red Devils machte praktisch die gesamte Organisation schlecht.

Da wäre etwa Teammanager Erik ten Hag, der Ronaldo längst links liegen lässt, wenn er über seiner Aufstellung grübelt. „Ich respektierte ihn nicht, weil er mich nicht respektiert“, sagte der 37-Jährige über den Niederländer. Er habe das Gefühl, dass ihn einige Personen im Verein nicht mehr dort haben wollten, klagte Ronaldo. Das sei schon im Vorjahr so gewesen.

Das stimmt wohl, und nach seinem „Bombshell Interview“ (Mirror) dürfte es für den früheren Ausnahmespieler kaum einen Weg zurück geben. Dafür war der Auftritt zu provokativ, dafür ging seine Kritik zu weit, zu tief. Und bislang gibt es ja nur Ausschnitte, TalkTV sendet erst am Mittwoch und Donnerstag das gesamte Material. ManUnited teilte mit, dass der Klub erst nach Prüfung aller Fakten auf die Aussagen reagieren wolle.

Im Sommer 2021 war Ronaldo zu United zurückgekehrt, zwölf Jahre nach seinem Abschied vom Old Trafford. Und schon der erste Eindruck störte ihn. „Nichts hat sich verändert. Nicht die Pools, nicht der Jacuzzi, nicht einmal der Kraftraum“, beschwerte sich Ronaldo, auch die Küche sei noch die gleiche. „Ich sehe viele Dinge, die ich schon mit 20, 21 gesehen habe. Das hat mich sehr überrascht.“

Überhaupt habe es seit dem Abschied von Trainerlegende Sir Alex Ferguson 2013 bei United „keine Entwicklung“ mehr gegeben, „der Fortschritt war gleich null“, sagte CR7 jetzt. Die Berufung von Ralf Rangnick als Teammanager habe auch niemand verstanden: „Dieser Kerl ist nicht einmal ein Trainer.“

Sein Fazit: einfach alles Mist. Der Frontalangriff kommt gezielt, er ist ein weiterer Schritt Richtung Ausgangstür. Die Klubbosse dürfte kaum wundern, dass es passierte, und dass es jetzt passierte. Denn zuletzt hatte Ronaldo schon Vorstufen gezündet, zum Beispiel beleidigt eine Einwechslung verweigert.

Im jüngsten Transferfenster ließ er sich über seinen Berater verschiedenen Klubs anbieten, darunter angeblich Bayern München und Borussia Dortmund. Vergeblich. Das Thema wird im Winter wieder heiß, jetzt, da das Tischtuch ganz zerschnitten ist. Doch Ronaldo ist teuer und schwer vermittelbar.

Im letzten Ligaspiel vor der WM-Pause am Sonntag beim FC Fulham (2:1) stand der Stürmer offiziell wegen einer Erkrankung nicht im Kader, in 16 Einsätzen kommt er auf drei Tore für United. Es werden wohl keine mehr dazukommen.

(lonn/dpa)
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