Nach Kabinen-Flucht Ronaldo aus United-Kader gestrichen

Update | Manchester · Cristiano Ronaldo hat bei Manchester United wieder einmal für Aufsehen gesorgt – aber nicht sportlich. Er verschwand schon vor Abpfiff in der Kabine. Nun erhielt der Portugiese die Quittung für seine Aktion.

 Ronaldo auf dem Weg in die Kabine (Archivbild).

Ronaldo auf dem Weg in die Kabine (Archivbild).

Foto: dpa/Andrew Yates

Cristiano Ronaldo wird im nächsten Spiel der Premier League nicht für Manchester United spielen. Nach dem vorzeitigen Verlassen der Bank im Spiel gegen Tottenham reagierte der Club am Donnerstag und strich den Superstar aus dem Kader für die Partie am Samstag gegen Chelsea. Angaben zu den Gründen macht der Verein nicht. „Der Rest der Mannschaft konzentriert sich voll auf die Vorbereitung auf dieses Spiel“, hieß es lediglich.

Der 37-Jährige war am Vorabend offensichtlich verärgert gewesen, weil ihn Trainer Erik ten Hag im Premier-League-Spiel gegen Tottenham Hotspur (2:0) nicht einmal eingewechselt hatte. Kurz vor dem Abpfiff stapfte er in die Kabine des Old Trafford, vorbei an den Fans, den Blick gesenkt - und ohne Rücksprache mit ten Hag gehalten zu haben. Ein Eklat. Und ein Thema, das wiederholt für Unruhe beim englischen Rekordmeister sorgt.

Er versuche „ein Vorbild zu sein“, schrieb der Spieler am Abend im Internet auf seinem Instagram-Account: „Leider ist das nicht immer möglich, und manchmal werden wir in der Hitze des Gefechts überrumpelt.“ Eine direkte Entschuldigung für sein Verhalten gab es nicht.

Er habe das Gefühl, dass er „hart arbeiten, meine Mannschaftskameraden unterstützen und in jedem Spiel auf alles gefasst sein muss“. Ronaldo schrieb weiter: „Dem Druck nachzugeben, ist keine Option. Das war sie nie. Das ist Manchester United, und wir müssen vereint sein. Bald werden wir wieder zusammen sein.“

Zahlreiche Ex-Profis wie die früheren englischen Nationalspieler Michael Owen und Gary Lineker hatten Ronaldo kritisiert. „Das ist nicht sehr professionell“, sagte Owen, der gleichwohl Verständnis zeigte: Er könne Ronaldos Frust verstehen, „es muss schwer für ihn sein“. Lineker wählte drastischere Worte: „Es tut mir leid, aber das ist nicht zu akzeptieren, das ist so armselig“, sagte der TV-Experte über Ronaldos Flucht.

Chefcoach ten Hag umschiffte das brisante Thema nach dem Spiel. „Ich werde mich damit morgen beschäftigen, nicht heute. Jetzt feiern wir diesen Sieg“, sagte der 52-Jährige am Mittwochabend. „Ich habe ihn gesehen, aber ich habe nicht mit ihm gesprochen.“

Ob eine Aussprache hilft, ist die große Frage. Der Trainer und sein Spieler haben wohl zu unterschiedliche Auffassungen über Ronaldos Rolle. Schon im Sommer wollte der fünfmalige Champions-League-Sieger unbedingt den Club verlassen. Denn ten Hag setzt auf mannschaftsdienliche Akteure, die auch im Spiel gegen den Ball viel laufen sollen. Ronaldo gönnt sich derweil gern Pausen, um bei Angriffen glänzen zu können. Doch längst ist er nicht mehr die Tormaschine, die er einst bei Juventus Turin (134 Pflichtspiele/101 Tore) oder Real Madrid (438/450) verkörperte. Und ten Hag ist nicht bereit, sein System einem alternden (Ex-)Ausnahmespieler zu unterwerfen.

Ronaldos Bilanz unter ten Hag liest sich erschreckend. Nur einmal durfte er in dieser Saison über die vollen 90 Minuten ran - bei der blamablen 0:4-Niederlage am zweiten Spieltag beim FC Brentford. Nach zwölf Spieltagen hat er erst einmal getroffen, noch kein Tor vorbereitet.

(dör/dpa)
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