Mesut Özil begeistert die Premier League Nie war er so wertvoll wie heute

Düsseldorf · Mesut Özil spielt mit dem FC Arsenal um die englische Meisterschaft. Der Nationalspieler hat daran mit 16 Vorlagen großen Anteil und jagt einen Rekord.

Es gibt da einen Gesang der Fans von Tottenham Hotspur. Dieser unterstellt, dass sich Mesut Özils Augen ständig im Abseits befinden würden. Özil läuft für Arsenal London auf, Tottenhams Stadtrivalen. Die auf die großen Glubschaugen anspielende Hänselei dürfte den Fans der "Gunners" derzeit nur ein müdes Lächeln entlocken. Denn genau dieses Paar Augen sorgt mit Blicken für die Mitspieler dafür, dass Arsenal derzeit an der Tabellenspitze mitmischt und sich mal wieder ernsthaft mit einem Titelgewinn in der Premier-League beschäftigen darf.

16 Torvorlagen leistete Özil bisher in 18 Partien. Zudem erzielte er am Montag sein drittes Saisontor beim 2:0 gegen Bournemouth. 16 Vorlagen und neun Tore erreichte der Gelsenkirchener zusammengerechnet in den ersten beiden Spielzeiten nach seinem Wechsel von Real Madrid in die englische Hauptstadt. Nun ist Özil auf bestem Weg, den Liga-Rekord von Arsenal-Legende Thierry Henry (2002/03) mit 20 Torvorbereitungen zu knacken. Sein Trainer Arsène Wenger sagt: "Er ist ein außergewöhnlicher Spieler. Ich weiß nicht, was noch in ihm steckt, aber im Moment spielt er einfach fantastisch."

Wenger darf sich bestätigt sehen, was die Einschätzung Özils anbelangt. Der Franzose, der seit 1996 bei Arsenal das Sagen hat, hatte 2013 alles auf die Karte Özil gesetzt und rund 50 Millionen Euro nach Madrid überwiesen - bis heute der teuerste Einkauf der 129-jährigen Vereinsgeschichte. Wenger wurde nachgesagt, dass sein persönliches Schicksal nach mittlerweile elf Jahren ohne Meistertitel eng mit dem Özils verknüpft sei. So hielt er auch in schwierigen Phasen zu Özil, streichelte dessen Gemüt mit öffentlichem Zuspruch.

Diese Wärme, dieses Vertrauen, betonte Özil stets, sei der Grund für seinen Wechsel gewesen. Dass er ein Sensibelchen ist, hat der 27-Jährige nie vehement dementiert. Seine Spielweise, die ihm manchmal als phlegmatisch und lustlos ausgelegt wird, wollte er nie ändern. "Ich weiß, was ich kann." Dieses Zitat findet sich in zahlreichen Interviews wieder. Özil war schon immer in der Lage, Spiele zu entscheiden, in Bremen, bei Real Madrid, in der deutschen Nationalmannschaft. So konstant wie momentan, gelang ihm das aber nie. Das könnte der deutschen Elf bei der EM im Sommer 2016 zugute kommen.

Beim WM-Triumph in Brasilien 2014 hatte Özil nur eine Nebenrolle. Mario Götze erzielte das entscheidende Tor. Das Bild von Bastian Schweinsteigers blutender Wunde ging um die Welt. Miroslav Klose sicherte sich den WM-Torrekord. Jerome Boateng war bester Spieler im Finale. Und Manuel Neuer erfand das Torhüterspiel neu. Özil? War auch dabei. Allerdings zählt Özil zu den sieben Akteuren, die in allen Spielen in der Startelf standen. Während des Turniers ordnete er sich unter, danach übte er Kritik, weil er auf dem linken Flügel und nicht zentral eingesetzt wurde. Er sei der beste Spielmacher der Welt, sagte er der englischen Presse. Auch bei Real Madrid musste er ab und an auf den Flügel ausweichen. Der Brasilianer Kaká war einer der Stars, der neben Cristiano Ronaldo einen höheren Stellenwert einnahm.

Bei Arsenal ist er die unumstrittene Nummer eins im zentralen, offensiven Mittelfeld. Er hat seine Kritiker überzeugt. "Özil könnte den Ball durch eine Käsereibe schießen, ohne ihn zu zerkratzen", schrieb Englands Fußball-Legende Gary Lineker bei Twitter. Welchen Wert Özil hat, zeigt, dass er in nur vier Spielen keinen Scorerpunkt vorzuweisen hat. Arsenal spielte dabei einmal remis und verlor dreimal.

(erer)
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