Fragen und Antworten zu Manchester Citys Europacup-Ausschluss
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Fragen und Antworten zu Manchester Citys Europacup-Ausschluss
Einen Fall von solcher Tragweite gab es noch nicht. Der mit vielen Millionen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgepeppte Club Manchester City ist für zwei Jahre von der Champions League ausgeschlossen worden. Ein schwerer Schlag für Starcoach Guardiola. Was bedeutet die Uefa-Sperre für Manchester City? Die Wichtigsten Fragen und Antworten.
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Was ist passiert?
Der englische Fußball-Meister Manchester City ist von der Finanzkontrollbehörde des Europa-Verbandes Uefa für die nächsten zwei Spielzeiten von allen Europapokal-Wettbewerben (derzeit Champions League und Europa League) ausgeschlossen worden. Die Uefa begründete de Entscheidung mit "schwerwiegenden Verstößen" gegen das Financial Fairplay (FFP).
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Was bedeutet das Financial Fairplay?
Das 2011 von der Uefa eingeführte Financial Fairplay schreibt den Vereinen einen kontinuierlich soliden Umgang mit ihren Finanzen vor. Im Grundsatz sollen Ausgaben von Klubs die Einnahmen zumindest nicht signifikant übersteigen. Das Financial Fairplay wurde einerseits zum Schutz der Vereine vor einer Überschuldung durch maßlose Ausgaben für Transfers und Gehälter und andererseits zur Verhinderung unlauterer Wettbewerbsvorteile für Vereine durch unverhältnismäßige Zuschüsse von privaten Investoren installiert.
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Wie funktioniert das Financial Fairplay?
In die Bewertung fließen Werte aus den jeweils drei vergangenen Spielzeiten ein. Die Klubs haben ihre Angaben gegenüber der Uefa zu belegen. In der Gesamtbilanz darf das Minus die Grenze von 30 Millionen Euro nicht überschreiten.
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Greift das Financial Fairplay?
Die Uefa preist das Verfahren trotz vieler kritischer Stimmen als Erfolgsmodell. In einer Bilanz von Ende 2018 rechnete der Verband vor, dass 2017 die 718 erfassten Erstliga-Vereine einen kombinierten Gewinn von 600 Millionen Euro erwirtschafteten, nachdem die geprüften Vereine bei der Financial Fairplay-Einführung noch einen kombinierten Verlust von 1,6 Milliarden Euro aufgewiesen hatten.
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Wie ist der vermeintliche Betrug aufgeflogen?
Enthüllungen der Plattform Football Leaks und des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ hatten die Uefa-Untersuchungen in Gang gebracht.
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Was sind die konkreten Vorwürfe gegen Manchester?
Die Citizens haben nach Erkenntnissen der Uefa-Prüfer über mehrere Jahre hinweg unerlaubte Geldspritzen ihres Besitzers Scheich Mansour bin Zayed verschleiert. Der Betrug soll den Football-Leaks-Enthüllungen zufolge mithilfe von ebenfalls in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässigen Sponsoren abgewickelt worden sein. Dabei zahlten die Unternehmen ganz erheblich weniger als in den bei der Uefa eingereichten Verträgen vereinbart, und die Differenz glich Scheich Mansour aus seiner Privatschatulle aus. Laut Football Leaks bewegten sich die Zahlungen des Scheichs in Größenordnungen zwischen umgerechnet 13,7 Millionen und 68 Millionen Euro.
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Was bedeutet die Strafe für die laufende Champions-League-Saison?
Nichts - formal jedenfalls. Manchester wird wie geplant zu seinen Achtelfinals gegen Real Madrid und im Erfolgsfall auch in den weiteren Runden antreten können. Ein Titelgewinn der Citizens allerdings wäre ein erheblicher Imageschaden für die Königsklasse, würde doch die Grundlage des Erfolgs ganz offenkundig auf betrügerischen Machenschaften geschaffen worden sein.
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Welche finanziellen Folgen hat die Sperre für Manchester über die zusätzliche Geldstrafe hinaus?
Englische Medien errechneten kurz nach Verkündung des Europapokal-Banns für Manchester Verluste für den Verein in Höhe von umgerechnet rund 200 Millionen Euro. Die Summe setzt sich aus Prämien und Boni für die Teilnahme an der Champions League sowie zu erwartenden Ausfällen von Sponsoreneinnahmen zusammen. Zudem würde Manchester 2021 voraussichtlich auch nicht vom vorgesehenen Geldregen bei der Premiere des neuen Klub-WM-Formats profitieren können, wo jüngsten Medienberichten zufolge jeder Klub mindestens 46 Millionen Euro Antrittsbonus und der Sieger sogar 106 Millionen Euro kassieren soll.
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Wie geht es weiter?
Manchester hat nach der Bekanntgabe des Uefa-Urteils umgehend Einspruch beim internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne angekündigt. Die Engländer bestreiten bislang die Vorwürfe und dürften außerdem hilfsweise versuchen, dass die mutmaßlichen Uefa-Beweise aufgrund der illegalen Beschaffung durch Football Leaks nicht für das Verfahren zugelassen werden.
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Wie lange dauert das CAS-Verfahren?
Eine Prognose ist schwierig. Im zuvor spektakulärsten Fall von Financial Fairplay-Verstößen gegen den früheren Champions-League-Sieger AC Mailand verstrichen zwischen dem Einspruch der Italiener und dem Abschluss des Verfahrens mit einer einjährigen Sperre für Milan rund sechs Monate, allerdings war der Europapokal-Ausschluss der Lombarden auch das Ergebnis eines Vergleichs beider Parteien.
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Was bedeutet die neue Situation für Manchesters Teammanager Pep Guardiola und seine Mannschaft mit den deutschen Nationalspielern Leroy Sane und Ilkay Gündogan?
Das ist völlig offen. Grundsätzlich ist schwer vorstellbar, dass Guardiola sich im wichtigsten Wettbewerb Europas mit der Rolle des Zuschauers begnügen möchte. Der Vertrag des früheren Meister-Trainers von Bayern München läuft zwar noch bis 2021, enthält aber angeblich bereits für das Ende der laufenden Saison eine Ausstiegsklausel, so dass sich Guardiola vermutlich eine neue Aufgabe bei einem ähnlich ambitionierten Verein suchen dürfte. Gleiches dürfte für das Gros seines überaus prominent mit ehrgeizigen Stars besetzten Teams gelten.
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Wie reagiert Manchesters Besitzer Scheich Mansour?
Die Antwort auf diese Frage liegt völlig im Dunkeln. Ein Ausstieg des Scheichs liegt genauso im Bereich des Möglichen wie eine Fortsetzung seines finanziellen Engagements, nachdem Mansour seit der Übernahme des Vereins vor zwölf Jahren schon gut 1,5 Milliarden Euro in den Verein gepumpt hat und dieses Investment im Falle eines Verkaufs seiner Anteile weitgehend abschreiben müsste.
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Ist Manchesters Sperre auch ein Signal?
Der Ausschluss des englischen Meisters ist zumindest die bislang härteste Strafe gegen einen absoluten Top-Klub seit Einführung des Financial Fairplay. Noch im vergangenen Jahr hatte sich die Uefa im "Fall AC Mailand" auf ein Jahr Sperre als Vergleich eingelassen, denn angesichts eines Schuldenbergs von 255 Millionen Euro hätten die Lombarden auch deutlich länger aus dem Europapokal ausgeschlossen werden können. Manchesters Sperre kann jedoch als Zeichen für einen Kurswechsel der Uefa interpretiert werden, dass künftig härter durchgegriffen werden soll. Die Uefa schützt damit außer Konkurrenten von "Plastik-Klubs" nicht zuletzt auch ihren milliardenschweren Premium-Wettbewerb Champions League vor einem massiven Glaubwürdigkeitsproblem.
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Wer würde von dem Ausschluss profitieren?
Der Tabellenfünfte der Premier League würde nachrücken. Das wäre aktuell Sheffield United. Aber auch die Chancen der derzeit strauchelnden Top-Clubs Tottenham Hotspur, Manchester United und des FC Arsenal würden steigen.
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Gab es in der Vergangenheit bereits ähnliche Fälle?
Ja. In dieser Saison wurde der frühere Champions-League-Sieger AC Mailand wegen eines deutlichen Transferminus in den Jahren zuvor ausgeschlossen. Allerdings waren die Lombarden nur für die Europa League qualifiziert, so dass sie die Strafe akzeptierten. Ansonsten traf es eher kleinere Clubs wie CFR Cluj und Astra Giurgiu. Ein Fall von solcher Tragweite gab es aber bislang nicht.
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Muss der aus Katar alimentierte Club Paris Saint-Germain ähnliche Sanktionen fürchten?
Der Champions-League-Gegner von Borussia Dortmund ist akut nicht bedroht - trotz der hohen Transferausgaben für Neymar (222 Millionen Euro) und Kylian Mbappé (180). Erst am 19. März 2019 hatte der Cas einem Einspruch der Franzosen gegen weitere Financial-Fairplay-Ermittlungen stattgegeben. Damals ging es aber eher um einen Verfahrensfehler, weil die Rechtsprechende Kammer der UEFA nicht rechtzeitig Einspruch gegen die Einstellung des Falls eingelegt hatte. Trotzdem bleibt PSG im Visier der Finanzermittler.
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