Premier League Guardiola gegen Klopp — kein Duell der Fußball-Götter

Manchester/Frankfurt/Main · Pep Guardiola steht nach dem Champions-League-K.o. von Manchester City im Kreuzfeuer der Kritik. Bereits am Sonntag wartet gegen den FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp der nächste Knaller, doch die beiden Star-Trainer haben viel von ihrem Glanz verloren.

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Foto: rtr, gb

Die medialen Nachwehen waren schmerzhaft. Erst recht für Pep Guardiola. Abhaken und nach vorne blicken? Das war für den spanischen Coach auch am zweiten Tag nach dem bitteren Achtelfinal-K.o. von Manchester City in der Königsklasse beim AS Monaco (1:3) kaum möglich.

Das bevorstehende Punktspiel der international tief gefallenen Citizens am Sonntag (17.30 Uhr MEZ/DAZN) gegen den FC Liverpool mit Jürgen Klopp auf der Bank spielte in den englischen Gazetten noch keine Rolle. Dabei hatte das Trainerduell zwischen Guardiola und Klopp schon Tage vor dem Hinspiel am frühen Silversterabend 2016 die Schlagzeilen bestimmt.

Vom "Kassenschlager" war da die Rede, vom "faszinierenden Vergleich der Systeme" der beiden "Ausnahmekönnern". Gut zweieinhalb Monate später hat sich der Wind vor allen Dingen für Guardiola gedreht.

"Weder Guardiola noch Klopp sind etwas anderes als gute Trainer"

Die Tageszeitung The Mirror kommentierte das Ausscheiden von ManCity in der Champions League mit deutlichen Worten - und relativierte neben dem Standing des ehemaligen Bayern-Coaches ganz unvermittelt auch das von Klopp. Beide seien "keine Fußball-Götter", urteilte das Blatt: "Weder Guardiola noch Klopp sind etwas anderes als gute Trainer. In dieser Saison haben sie so viele Fragen über sich selbst aufgeworfen, wie sie beantwortet haben."

Für beide geht es am Sonntag im Etihad Stadium um einiges. ManCity (56 Zähler) hat als Tabellendritter noch einen Punkt Vorsprung auf Verfolger Liverpool und möchte sich wie das Klopp-Team direkt für die Königsklasse qualifizieren. Tabellenführer FC Chelsea ist bereits mit 66 Zählern enteilt.

Zumindest in Klopps Gunst ist Guardiola nicht gesunken. "Ich habe keinen Zweifel an seiner Qualität. Ein paar wenige andere mögen Zweifel haben, ich nicht. Ich habe großen Respekt vor ihm", sagte er am Freitag. City sei der schwierigste Gegner überhaupt, betonte Klopp.

Achtmal trafen Klopp mit Borussia Dortmund und Guardiola mit Bayern München bislang aufeinander. Beim letzten Duell in Deutschland, im April 2015, siegte Klopp in einem verrückten Pokalhalbfinale in München. Insgesamt steht es in den Aufeinandertreffen 5:4 für Klopp, nachdem Liverpool das Hinspiel gegen die Citizens am 31. Dezember an der Anfield Road mit 1:0 gewonnen hatte.

Klopp aber behauptete bereits in der Vergangenheit gerne: "Was gewesen ist, interessiert mich nicht." Und: "Nicht wir", also er und Pep, "spielen gegeneinander, sondern unsere Mannschaften. Und die sind völlig unterschiedlich zu Bayern und Dortmund."

Dass Guardiola nach der Pleite im Fürstentum von seinem System abrückt, ist eher unwahrscheinlich. "Meine Philosophie war immer dieselbe - nämlich Angriffsfußball. Und das Wichtigste ist es, seiner Linie treu zu bleiben", sagte der 46-Jährige, der im Sommer angeblich über 170 Millionen Euro für die Runderneuerung seiner Mannschaft bekommt.

Die Kritik von Geschäftsführer Khaldoon al-Mubarak dürfte auch Guardiola bis ins Mark getroffen haben. "Wir alle hatten hohe Erwartungen für diese Saison. Ebenso wie Klub-Besitzer Scheich Mansour kann ich meine Enttäuschung nicht verbergen", sagte al-Mubarak dem Guardian.

Manchester City droht ein erdrutschartiger Umbruch

Tipps bekommt der detailversessene Guardiola jedenfalls von allen Seiten. "Pep braucht vier, fünf, sechs neue Spieler mit hoher Qualität, wenn er in der nächsten Saison nicht dieselben Probleme haben will", meinte der frühere Manchester-United-Profi Roy Keane.

Die seriöse Zeitung The Times spekulierte, dass der personelle Umbruch erdrutschartig ausfallen könnte. Bis zu 15 Profis müssten um ihren Verbleib bangen, hieß es. Der einstige ManCity-Kapitän Richard Dunne bezeichnete die laufende Spielzeit als "Lernprozess" für den spanischen Taktikfuchs. "Pep hat realisiert, dass ihn die Spieler im Stich gelassen haben. Selbst für die Premier League hat er noch nicht die Profis zusammen, denen er vertraut", behauptete Dunne.

(sid)
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