Verein bestätigt: Rückkehr perfekt Jose Mourinho übernimmt beim FC Chelsea

London · Das am schlechtesten gehütete Geheimnis des Weltfußballs ist gelüftet. Jose Mourinho, der ebenso exzentrische wie erfolgreiche Star-Trainer aus Portugal, kehrt zu seiner alten Liebe FC Chelsea zurück.

Jose Mourinho – Trainer, Titelsammler, "The Special One"
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Das ist Jose Mourinho

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Foto: AP/Lisi Niesner

Jose Mourinho hat es natürlich schon lange gewusst. Und so konnte der Mann, der sich einst selbst den schönen Beinamen "The Special One" gegeben hat, bereits am Samstagvormittag noch im Trainingsanzug von Real Madrid über seine große Liebe zum FC Chelsea schwadronieren. Das Leben sei "wunderbar und kurz", er hoffe daher, schon Ende dieser Woche wieder Manager des FC Chelsea zu sein - so geschah es. Und das schon gute 50 Stunden später.

Nach sechs Jahren, 2083 Tage nach seinem Abschied mit großem Knall, kehrt der erfolgreichste Trainer der Vereinsgeschichte wenig überraschend an die Stamford Bridge zurück. Dort wird der ebenso exzentrische wie geniale Portugiese wie schon von 2004 bis 2007 mit den Abermillionen des Roman Abramowitsch um sich werfen dürfen. Mit dem Öl-Multi, dem schwerreichen russischen Besitzer der Blues, hatte sich Mourinho im Herbst 2007 allerdings zerstritten. Mourinho ist ein Vulkan, sehr schnell gekränkt, er ging damals im Zorn.

Zurück kommt er mit warmen Worten für den Verein und die Chelsea-Fans. "Ich war in London sehr glücklich", erklärte er in Madrid in seinem letzten Interview als Real-Trainer, "ich glaube, dass die Leute dort mich immer noch lieben."

Bei den Fans enorm beliebt

Das stimmt wohl, vor allem bei den Fans ist Mourinho enorm beliebt - vielleicht, weil sie seine Launen nicht ertragen mussten. Doch auch die Blues selbst genießen ihren Coup und rollen den roten Teppich aus. "Ich freue mich sehr, Jose wieder bei uns willkommen zu heißen", sagte Geschäftsführer Ron Gourlay, der keinen Zweifel ließ, welche Eigenschaften des Eigenwilligen er am meisten schätzt. "Sein fortgesetzter Erfolg, sein Antrieb und sein Ehrgeiz haben ihn zu unserem herausragenden Kandidaten gemacht."

Mourinho (50), Champions-League-Sieger mit dem FC Porto (2004) und Inter Mailand (2010), soll den Verein "voranbringen und ihn zu weiteren Erfolgen führen", ja, Jose, wie er freundschaftlich genannt wird, sei die absolut erste Wahl. "Wir glauben, dass er der richtige Manager ist. Er war, ist und bleibt eine ungemein populäre Person im Verein. Jeder hier freut sich, wieder mit ihm zu arbeiten", sagt Ron Gourlay.

Mit Rafa Benitez, dem Interimstrainer nach der Entlassung des Champions-League-Siegers Roberto Di Matteo, war das offensichtlich nicht mehr so, trotz des Europa-League-Titels. Mourinho mit seiner weltmännischen Ausstrahlung, seinem übersteigerten Selbstbewusstsein, das ihn so manches Mal großkotzig erscheinen lässt, ist ein anderes Kaliber.

Doch auch er muss Titel liefern, am besten die ganz großen. Gelungen war ihm das in seiner ersten Amtszeit trotz einer reich gefüllten Transferkasse nicht: Zwar führte er Chelsea nach 50 Jahren wieder zur Meisterschaft, er holte auch den Pokal - der "Henkelpott" in der Königsklasse allerdings wurde ihm mehrmals weggeschnappt. Er scheiterte mit den Blues zweimal im Halbfinale am FC Liverpool.

Revanche für das Drama

Zumindest einen zwar groß klingenden, aber doch ziemlich unbedeutenden Titel kann Mourinho schon am 30. August in Prag gewinnen. Der Europa-League-Sieger Chelsea fordert an diesem Tag im europäischen Supercup den Champions-League-Sieger - Bayern München. Für die Münchner ist es vor allem die Revanche für das Drama dahoam im Champions-League-Finale 2012, nun ist es auch das Duell Mourinho gegen Pep Guardiola.

In Madrid hat sich Mourinho in den vergangenen drei Jahren reichlich unbeliebt gemacht. Er sägte erst den legendären Raul ab, dann den Publikumsliebling Guti und schließlich die Torhüter-Ikone Iker Casillas, seines Zeichens Welt- und Europameister. Allerdings hatte er weniger Probleme als sonst mit der Presse, deren Elogen und Verrissen er stoisch begegnete. Mit den Fans aber wurde er nie warm, was angesichts seiner Maßnahmen nicht verwunderte.

Letztlich aber scheiterte Mourinho bei den Königlichen auch an seinem Anspruch an sich selbst. "Das ist die schlechteste Spielzeit meiner Karriere", sagte er nach der bitteren Pleite im Pokal-Finale gegen Atletico Madrid (1:2). Es war eine Saison ohne großen Titel - das ist weder für Real noch für Mourinho zu tolerieren. Also zog The Special One weiter.

(sid/sgo)
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