Sieben Siege in Folge Ganz Liverpool träumt vom Titel
Liverpool · Der FC Liverpool nimmt mit dem siebten Sieg in Folge in der englischen Premier League seinen ersten Meistertitel seit 24 Jahren ins Visier.
Ganz England reibt sich verwundert die Augen: Angeführt von "Stevie Wonder" Steven Gerrard rockt der FC Liverpool durch die Premier League und begeistert die Fußball-Insel mit einem Offensivspektakel. Nach sieben Siegen in Serie stehen die Fans in der Beatles-Stadt Kopf und träumen vom ersten Titel der "Reds" seit 24 Jahren.
"Wir spielen eine wunderbare Saison. Es ist noch ein weiter Weg, aber die Botschaft lautet: Wir können daran glauben", sagte Erfolgs-Trainer Brendan Rodgers nach dem 2:1 (1:0) gegen den FC Sunderland am Mittwochabend: "Es sind nicht mehr allzu viele Teams vor uns." Nach dem wunderschönen Freistoß-Tor von Kapitän Gerrard (38.) und dem 20. Liga-Treffer von Daniel Sturridge (48.) rückte Liverpool bis auf einen Punkt an Spitzenreiter FC Chelsea heran. "Unglaublich", sagte Rodgers, "sieben Siege am Stück in dieser starken Liga — das ist eine besondere Auszeichnung für die Mannschaft und zeigt unseren Charakter."
2014 noch ungeschlagen
Ausgerechnet 25 Jahre nach der Hillsborough-Katastrophe, bei der am 15. April 1989 96 Liverpool-Anhänger ihr Leben verloren hatten, spielt der Traditionsklub seine beste Saison seit Jahrzehnten. Das legendäre Stadion an der Anfield Road ist das Freudenhaus der Liga. Kein Team in England schießt mehr Tore als Liverpool (84 Treffer). Und im Gegensatz zu Chelsea, Manchester United und City sowie dem FC Arsenal ist die Rodgers-Elf in diesem Jahr noch ungeschlagen: zehn Siege, zwei Unentschieden. City hat als Dritter zwei Punkte Rückstand auf Liverpool, aber auch zwei Partien weniger ausgetragen. Allerdings muss die Startruppe noch an der Anfield Road antreten.
Und in Liverpool könnte die Euphorie nicht größer sein. Der Mannschaftsbus muss im Hotel immer früher losfahren, um pünktlich am Stadion zu sein, weil die Anhänger vor lauter Begeisterung immer dichter Spalier stehen. Die Stimmung in der Stadt erinnert Rodgers schon an die guten alten Zeiten, als Liverpool den Fußball in England und Europa mitbestimmt hat. "Jeder, der Liverpool in der 70er und 80er Jahren erlebt hat, weiß, wie es hier zugehen kann", sagte der Nordire, "ich bin stolz auf unsere Fans. Sie beflügeln uns."
In den vergangenen vier Jahren war Liverpool nicht über Rang sechs hinausgekommen. Der Klub schien abgehängt von United, den Neureichen Citizens und Chelsea. Doch unter Rodgers blüht auch Gerrard endlich wieder auf und führt Regie wie in seinen besten Tagen. Der 33-Jährige ist zwar nicht mehr der Schnellste, aber eine Autorität im defensiven Mittelfeld. Die Presse hat ihn schon "Stevie Wonder" getauft. Und vorne treffen Sturridge und der Uruguayer Luis Suarez (28 Tore), wie sie wollen, und führen die Torjägerliste an.
Liverpool kann, muss aber nicht Meister werden, sagte Rodgers: "Bei Manchester City, mit all den teuren Spielern und dem Geld, das sie ausgegeben haben, erwartet man vielleicht den Titel. Auch bei Chelsea", sagte Rodgers und schob die Favoritenrolle von sich: "Wir genießen den Druck, der sicher in den nächsten Wochen zunehmen wird. Aber wir umarmen den Druck."