Neuer Job beim FC Fulham Englands Presse verspottet Magath als "Saddam"

London · Die Begrüßung für Felix Magath fiel nicht sonderlich freundlich aus. "Medizinball Magath", "Saddam", "Europas letzter Diktator" – die englische Presse kramte nach der überraschenden Verpflichtung des umstrittensten deutschen Trainers durch den FC Fulham sofort alle Spitznamen hervor.

Felix Magath zum FC Fulham: Reaktionen
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Foto: dpa, ah soe

Die Begrüßung für Felix Magath fiel nicht sonderlich freundlich aus. "Medizinball Magath", "Saddam", "Europas letzter Diktator" — die englische Presse kramte nach der überraschenden Verpflichtung des umstrittensten deutschen Trainers durch den FC Fulham sofort alle Spitznamen hervor.

Der Daily Mirror nannte ihn gar "Folterknecht", und die Daily Mail prognostizierte: "Dieser fitnessbesessene Geschäftemacher könnte als Witzfigur enden."

Magaths Erfolge in Deutschland, die fünf Titel als Trainer von Bayern München und des VfL Wolfsburg, waren eher eine Randnotiz. Sein autoritäres Auftreten und seine umstrittenen Trainingsmethoden, aber auch seine berühmt-berüchtigten Großeinkäufe bestimmten die Berichterstattung. Dass ihn seine Ex-Spieler "Saddam Hussein" nannten, fehlte ebenfalls nicht. Er könnte sogar Sir Alex Ferguson lasch erscheinen lassen, mutmaßte der Daily Mirror.

Auch sein Vorgänger fand für die Entscheidung des abstiegsbedrohten Londoner Klubs am Freitagabend wenig Verständnis. "Sie haben den Panikknopf gedrückt, aber so ist Fußball", sagte Rene Meulensteen dem Radiosender BBC 5. Die Besitzer seien "ausgeflippt" wegen des drohenden Abstiegs, erklärte der Niederländer, der erst seit 75 Tagen im Amt war, weiter: "Dies ist ganz klar ein Akt der Angst."

Magath selbst, der keine 24 Stunden zuvor seinem Ex-Klub Hamburger SV einen Korb gegeben hatte, nannte die Arbeitsbedingungen beim 1879 gegründeten Traditionsklub "fantastisch". "Die ersten Eindrücke sind großartig", schrieb der 60-Jährige am Sonntagmorgen auf Facebook. Bei der ersten Übungseinheit traf er auf drei ehemalige Weggefährten: Den Ex-Schalker Lewis Holtby sowie die Ex-Wolfsburger Sascha Riether und Ashkan Dejagah trainierte er bereits in der Bundesliga.

Holtby, gerade erst von Tottenham Hotspur zu Fulham gewechselt, hatte Ende des vergangenen Jahres noch über die damalige Trainersuche der Spurs gescherzt: "Ich hätte kein Problem damit, wenn van Gaal kommt. Ich habe ja schließlich auch Felix Magath überlebt." Riether sagte mit launigen Worten dem Kölner Express: "Viele Spieler wissen noch nicht, was auf sie zukommt. Mal schauen, ob wir in London einen Hügel für die berüchtigten Steigerungsläufe finden. Medizinbälle haben wir jedenfalls genug."

Nach englischen Presseberichten soll Magath bereits seit Tagen mit dem Tabellenletzten der Premier League verhandelt haben - als er beim HSV noch als möglicher Retter gehandelt wurde. Bei den Cottagers erhält der Europameister von 1980 einen Vertrag über 18 Monate mit einem eindeutigen Auftrag. "Mir ist klar, welche Aufgabe auf mich zukommt, dementsprechend ist auch meine Zielstellung: Es geht hier in Fulham nur um den Klassenerhalt", sagte Magath der Welt.

Freundlicher war der Empfang in London durch die Klubverantwortlichen. "Er ist ein erfahrener Mann, mit dem wir die Klasse halten wollen und können", sagte Fulham-Besitzer Shahid Khan und fügte hinzu: "Wir konnten nicht mehr darauf vertrauen, dass bei uns das Glück einfach so zurückkehrt. Wir mussten noch einmal handeln."

Fulham-Geschäftsführer Alistair Mackintosh sprach gar von einem "wunderbaren Tag für den Klub", der nun wieder Hoffnung schöpfen könne. "Ich bin froh, dass ich nun so einen erfahrenen Mann an meiner Seite habe, wir werden uns gut ergänzen und prima zusammenarbeiten", so Mackintosh, der den Kontakt zu Magath hergestellt hatte.

(sid)
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