„In Stücke gerissen“ Experten zerlegen Rangnick und Manchester United nach Derby-Pleite

Manchester United schlingert unter Ralf Rangnick durch die Premier League. Nach dem kläglich verlorenen Stadtderby hagelt es Kritik aus allen Richtungen.

 Bekommen mächtig Kritik ab: Ralf Rangnick und seine United-Spieler.

Bekommen mächtig Kritik ab: Ralf Rangnick und seine United-Spieler.

Foto: dpa/Martin Rickett

Ralf Rangnick stand die Ernüchterung ins Gesicht geschrieben. Der deutsche Teammanager musste nach einem denkwürdigen Derby-Debakel zugeben, was sich bei Manchester United niemand gerne eingesteht: Der englische Rekordmeister ist meilenweit von der Spitze entfernt. "Es war ein schwieriges Spiel, das gezeigt hat, wie groß der Abstand zu ihnen gerade ist", sagte Rangnick nach dem bitteren 1:4 (1:2) bei Tabellenführer Manchester City.

Es waren alarmierende Worte, die aufhorchen lassen. Das Minimalziel Champions-League-Qualifikation, das Rangnick in seinen verbleibenden zweieinhalb Monaten als Interimscoach erreichen muss, ist in dieser Form in höchster Gefahr. Daran ließ auch TV-Experte Roy Keane keinen Zweifel.

"United hat aufgegeben, und das ist in einem Derby, in jedem Spiel, unverzeihlich", sagte die Klub-Ikone bei Sky Sports und nannte den Auftritt einiger Spieler "beschämend". Diese, forderte der Ire, ohne Namen zu nennen, "sollten nicht mehr für United spielen".

Nach ordentlicher erster Halbzeit brach die Rangnick-Elf unter dem Offensivdruck der Skyblues um den überragenden Doppeltorschützen Kevin De Bruyne zusammen, in der Schlussviertelstunde hatten die Gäste lediglich acht Prozent Ballbesitz. Die Schlagzeilen am nächsten Morgen waren verheerend. "Damned United", das verfluchte United, titelte der Daily Telegraph. Der Daily Express sah "Sad United (Das traurige United/d. Red.) in Stücke gerissen".

Die Ausgangslage für die entscheidenden Wochen ist heikel. United hat als Liga-Fünfter zwar nur einen Zähler Rückstand auf die Königsklasse, aber drei Spiele mehr absolviert als der Vierte FC Arsenal. In der Champions League haben die Red Devils, die im Achtelfinal-Hinspiel bei Atletico Madrid ein 1:1 holten, zudem noch eine Titelchance - auch wenn das ein weiter Weg wird. Ansonsten sind sie aus allen Pokalen raus.

Paradox ist, dass sich Rangnicks Bilanz in seinen 14 Ligaspielen (sieben Siege, fünf Remis und zwei Niederlagen) nicht so erschütternd liest, wie es die allgemeine Großwetterlage vermuten lässt. Unnötige Remis gegen Kellerteams wie Burnley oder Watford riefen jedoch immer wieder Kritiker auf den Plan, weshalb ausgeschlossen sein dürfte, dass der künftig als United-Berater eingeplante Rangnick das Team über den Sommer hinaus trainieren darf.

Obendrein ist die angeblich schlechte Stimmung innerhalb der Mannschaft häufig großes Medienthema. Der im Sommer zurückgekehrte Cristiano Ronaldo tut sich mit seinen 37 Jahren im laufintensiven Rangnick-System schwer und erzielte unter ihm nur drei Tore. Gegen City fehlte er, was durchaus überraschte. Rangnick erklärte es mit einer Verletzung am Hüftbeuger. Keane schenkte diesem Narrativ wenig Glauben.

"Bei Ronaldo scheint mehr dahinterzustecken", sagte er. Das Gerede über eine angebliche Blessur bei Ronaldo "ergibt für mich keinen Sinn". Unter anderem The Athletic berichtete, CR7 sei noch vor dem Derby in seine portugiesische Heimat geflogen, was im Team für Verwunderung gesorgt haben soll. Doch auch der Superstar hätte die empfindliche Derby-Pleite wohl kaum verhindert.

(dör/SID)
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