Angst vor der Pleite 50-Millionen-Pfund-Rettungspaket für Klubs unterhalb der Premier League

Köln/London · Unterhalb der Premier League geht in England bei den Klubs die Angst vor dem wirtschaftlichen Ruin um. Die Football League hat eine millionenschwere Finanzspritze zugesichert, doch auch die hilft nur zur Überbrückung.

 Symbolfoto.

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Foto: dpa/John Walton

Die Coronakrise hat auch den englischen Fußball fest im Griff. Zwar beherrscht in der öffentlichen Diskussion auch die Premier League mit Tabellenführer FC Liverpool an der Spitze die Diskussion, aber die Ligen unterhalb der Eliteklasse plagen derzeit viel größere Existenzsorgen.

Nicht ohne Grund schnürte die Football League unter der Woche ein 50-Millionen-Pfund-Rettungspaket (54,5 Millionen Euro), das die Liquidität der Klubs sicherstellen soll. Die Spiele der Championship, der League One und der League Two sind bis zum 30. April ausgesetzt, ob die Pandemie allerdings eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs zu diesem Zeitpunkt überhaupt zulässt, erscheint mehr als unwahrscheinlich. Immer mehr Vorstände fürchten den wirtschaftlichen Ruin, sollte die Meisterschaft nicht fortgesetzt werden können.

Das Hilfspaket besteht aus vorgezogenen Bonuszahlungen, Einnahmen aus den Medienrechten und Darlehen. Dies sollen helfen, dass die Vereine weiter flüssig bleiben und die kritische Situation überstehen können. Ob der Fonds allerdings genügt, muss abgewartet werden. Viele Experten glauben, das Geld werde nur vier Wochen reichen.

"Das sind beispiellose Zeiten für uns alle - in jeder Hinsicht", betonte der Geschäftsführer von Cambridge United aus der Football League Two, Ian Mather, "am schlimmsten ist für alle, dass niemand weiß, wann das Ganze vorüber ist." Er macht sich große Sorgen, dass das Hilfspaket nicht ausreicht: "Die Summe, die uns zusteht, ist relativ gering. Wir sind weit davon entfernt, eine komplette Antwort auf die finanziellen Probleme, die uns bevorstehenden, zu geben."

Man arbeite derzeit an Modellen, um die Kosten zu reduzieren, "dazu gehören aber auch sehr schmerzhafte Einschnitte, wenn es unsere Belegschaft betrifft". Ohne Zuschauereinnahmen scheinen Gehaltsreduzierungen unvermeidlich zu sein. Zumindest für den Fall, dass die Pause bis zum Sommer dauern wird.

Schottlands Traditionsklub Heart of Midlothian aus Edinburgh hat Spieler und Angestellte bereits zum Verzicht auf 50 Prozent der Gehälter aufgefordert. Hearts-Teammanager Daniel Stendel hat sogar angekündigt, auf sein komplettes Salär zu verzichten. "Ich will als gutes Beispiel vorangehen", hatte er der Bild gesagt. Sein Gehaltsverzicht soll dazu führen, dass andere Vereinsangestellte mit geringerem Einkommen nicht unterhalb des Existenzminimums landen, wenn die Gehälter um die Hälfte gekappt werden.

Ein Hoffnungsschimmer tut sich im Horizont auf. Der Pay-TV-Sender Sky Sports hat in Großbritannien ein Signal gesendet, Anteile der 119 Millionen britische Pfund (130 Millionen Euro) für die Übertragungsrechte in der kommenden Saison schon vorab zu zahlen. Doch diese Finanzspritze ist keineswegs sicher, zumal sie auch nur ein Vorgriff auf zu erwartende Zahlungen in der neuen Spielzeit wäre.

Inzwischen wird in den unterklassigen Ligen auch immer wieder nach Geld von Vater Staat gerufen, um Insolvenzen abzuwenden. Der geschäftsführende Direktor des Fünftligisten Dagenham, Steven Thompson, nennt eine Summe zwischen 15 und 20 Millionen Pfund (16,3 bis 22 Millionen Euro), die das Überleben sichern helfen soll. Der englische Fußball Verband FA kann diese Summe für die unterklassigen Klubs beileibe nicht allein stemmen, so werden auch hier die Rufe nach staatlicher Unterstützung lauter. Thompson: "Es bedarf einer konzertierten Aktion."

(ako/sid)
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