Emiliano Sala in Argentinien beigesetzt „Es gibt Leute, die sich um das Leben einen Dreck scheren“

Progreso · Der bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene Fußballer Emiliano Sala ist in seiner Heimat beigesetzt worden. Freunde und Verwandte erhoben am Rande der Zeremonie schwere Vorwürfe gegen Macher im Profi-Fußball.

Emiliano Sala in Argentinien beigesetzt
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Foto: REUTERS/SEBASTIAN GRANATA

Dort, wo alles anfing, ist Emiliano Sala am Samstag zur letzten Ruhe getragen worden. Doch in das bewegende Adios vom argentinischen Fußballer bei einer Trauerfeier in der 3000-Seelen-Gemeinde Progreso machte sich auch eine Stimme der Wut über den mysteriösen Flugzeugabsturz hörbar.

"Emiliano wurde getötet", klagte Martin Gatti vor der Mehrzweckhalle des Club Atlético y Social San Martín. Drinnen im roten Backsteingebäude lag sein Vetter aufgebahrt in einem Sarg, überdeckt mit der Fahne des Dorfvereins. "Wer hat ihn ins Flugzeug gesetzt? Wer hat den Flieger und den Piloten angeheuert? Und warum hat man ihn alleine geschickt?", rätselte Gatti und forderte, dass "die Justiz dies alles untersuchen muss".

"Es sind viele Interessen verwickelt. Und wenn viel Geld im Spiel ist, gibt es Leute, die sich um das Leben einen Dreck scheren", betonte Salas Cousin und fragte nach: "Wo sind seine Berater? Ist einer hier vor Ort?"

Sala sollte für 17 Millionen Euro von Frankreichs Erstligist FC Nantes zum walisischen Premier-League-Klub Cardiff City wechseln. Doch auf der Reise zu seinem neuen Arbeitgeber stürzte die gecharterte einmotorige Piper am 21. Januar bei schlechtem Wetter über dem Ärmelkanal ab. Am 3. Februar fand ein mit privaten Spendengeldern finanzierter Suchtrupp die kleine Maschine in 67 Meter Tiefe auf dem Meeresboden. Mit Sala im Wrack gefangen. Vom Piloten Dave Ibbotson fehlt weiter jede Spur.

Salas Leichnam war am Freitag per Atlantikflug aus London eingetroffen und dann noch in der Nacht in sein rund 500 km von der Hauptstadt Buenos Aires gelegenes Heimatdörfchen gefahren worden.

Neben dem geschlossenen Sarg zeigten zwei übergroße Fotos einen lebensfrohen Emi, wie sie ihn alle daheim nannten. Auf Bitten der Familie blieben die Medien vor der Tür, die sich um 7.30 Uhr für die Trauergäste öffnete.

Und so konnte sich jeder im Stillen verabschieden, vom geliebten Verwandten, vom Jugendfreund, vom stets bescheidenen Nachbarjungen, vom größten Stolz der kleinen Gemeinde. Viele brachten Blumen mit oder ein Trikot mit der Rückennummer 9.

"Das Dorf ist vereint. Es war überwältigend", gestand Cardiffs Coach Neil Warnock. Aus Nantes begleitete Verteidiger Nicolas Pallois seinen Freund auf dessen letztem Weg. Die Franzosen hatten zudem am Samstag eine Video-Hommage an ihren Stürmer auf den sozialen Plattformen des Klubs online gestellt.

Als die Sonne am späten Nachmittag schon lange Schatten warf, wurde Salas Leichnam dann in einer schwarzen Limousine zur Einäscherung in die Provinz-Hauptstadt Santa Fe gefahren. Beim letzten Adios stand Progreso Spalier, spendete seinem Emi noch einmal Applaus.

"Es ist ein sehr trauriger Tag für uns", sprach seine Tante Mirta Taffarel allen aus der Seele. Und: "Ich würde gerne einen Verantwortlichen dafür finden, einen, der mir sagt, was passiert ist." Ein Ansinnen, das die Angehörigen Salas weiter umtreiben wird.

(sef/sid)
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