Flucht nach England Ein Rabbi und Kim Kardashian retten afghanische Fußballerinnen

Frankfurt · Ein Rabbi aus New York verhilft afghanischen Nachwuchsfußballerinnen zur Flucht nach England. Dabei unterstützt ihn sogar Star-Influencerin Kim Kardashian.

 Kim Kardashian.

Kim Kardashian.

Foto: dpa/Chris Pizzello

Die Gemeinsamkeiten von Moshe Margaretten und Kim Kardashian beschränken sich auf ein Minimum. Hier der orthodoxe Rabbi ohne Fernseher aus einem Problembezirk von Brooklyn, da die schillernde Influencerin mit Starallüren und Wohnsitz im glamourösen Hollywood. Doch für die Rettung afghanischer Nachwuchsfußballerinnen raufte sich das ungleiche Duo zusammen und sorgte so für ein kleines vorweihnachtliches Wunder.

Mehr als 30 Jugendspielerinnen brachten Margaretten und Kardashian in Zusammenarbeit aus dem Kriegsgebiet - und beendeten so deren ständige Todesangst. Dabei kam die Aktion nur durch eine Verkettung glücklicher Zufälle zustande: Ursprünglich wollte Margaretten bloß einen Mann aus der jüdischen Gemeinde in Kabul retten, er engagierte dafür mit Mordechai Kahana einen Helfer und sammelte mit seiner Hilfsorganisation Tzedek die nötigen 50.000 US-Dollar.

Doch der Glaubensbruder wollte gar nicht, er weigert sich, die letzte bestehende Synagoge in Afghanistan zu verlassen. Es musste eine Alternative her. Kahana machte Margaretten auf die bereits nach Dänemark geflüchtete Kapitänin der afghanischen Frauen-Nationalmannschaft, Khalida Popal, aufmerksam. Diese schlug in einem Interview Alarm, wies auf die besondere Gefährdung der Fußballerinnen hin.

Ihre ehemaligen Teamkolleginnen sollten schnellstmöglich alle Fußballsachen verbrennen, empfahl Popal. Schließlich würden die Taliban keine Sport treibenden Frauen akzeptieren. Margaretten gefiel die neue Evakuierungsidee, gemeinsam mit Popal erstellte er eine Prioritätenliste. Die bekanntesten und damit am meisten gefährdeten Fußballerinnen sollten zuerst gerettet werden. Und tatsächlich konnten diese zwei Tage vor Schließung des Flughafens in Kabul nach Australien ausreisen.

Doch damit war die Arbeit längst nicht getan, auch dem Nachwuchs sollte geholfen werden. Die 35 Spielerinnen konnten mit ihren Familien allerdings nur noch über den Landweg nach Pakistan flüchten, ihre Visa galten dort nur für kurze Zeit. Magaretten bereitete das schlaflose Nächte, obwohl er so gar nichts mit Fußball am Hut hat. Seine Kinder dürfen weder selbst spielen noch Partien im Fernsehen anschauen.

Und doch suchte er fieberhaft einen Sponsor für einen Evakuierungsflug nach England. Über eine Anwältin für Menschenrechte entstand dann plötzlich Kontakt zur Star-Influencerin Kardashian. Die zeigte sich mit ihrer Modemarke spendabel und zahlte spontan den Fußballerinnen den Flug von Lahore nach London. Der englische Erstligist Leeds United will sie nun bei der Rückkehr ins normale Leben unterstützen.

"Wir können es kaum erwarten, sie wieder Fußball spielen zu sehen", sagte Leeds-Boss Andrea Radrizzani. Doch viel wichtiger: Die Fußballerinnen sind kurz vor Weihnachten endlich wieder in Sicherheit.

(ako/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort