Neuer Bayern-Star scheitert vom Elfmeterpunkt Douglas Costa verschießt — Brasilien scheidet aus

Der potenzielle Bayern-Neuzugang Douglas Costa drosch den Ball im Elfmeterschießen so weit über das Tor wie einst Uli Hoeneß, Dunga forderte nach dem überraschenden Viertelfinal-Aus bei der Copa America ein Umdenken im Land des Rekordweltmeisters: Ein Jahr nach dem WM-Debakel im eigenen Land musste Brasilien den nächsten bitteren Rückschlag hinnehmen und ein sichtlich angefressener Trainer Dunga sprach nach dem 3:4 im Elfmeterschießen gegen Außenseiter Paraguay Klartext.

Copa America: Brasilien nach Fehlschuss des neuen Bayern-Stars Douglas Costa raus
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Brasilien scheidet nach Fehlschuss des neuen Bayern-Stars Douglas Costa aus

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"Ein Spieler, der zwei gute Partien abliefert, ist doch gleich schon ein Star", monierte der Weltmeister-Kapitän von 1994 und forderte: "Wir müssen die Demut haben, die Ärmel hochzukrempeln." Beim leblosen Auftritt des fünfmaligen Weltmeisters beim 1:1 (1:0) nach 90 Minuten gegen die "Albirrojas" war von diesen Tugenden nichts zu sehen. Damit geht die Copa in Chile ohne Brasilien in die entscheidende Phase.

Dass fast die Hälfte des brasilianischen Teams unter einer Magenverstimmung litt und der gesperrte Superstar Neymar an allen Ecken und Enden fehlte, wollte Dunga nicht als Ausrede für den schwachen Auftritt gelten lassen. Zahlreiche Selecao-Stars hatten vor den 29.276 Zuschauern im schmuck renovierten Estadio Collao von Concepcion gleich eine ganze Reihe von Aussetzern.

Der scheidende Hoffenheimer Roberto Firmino rechtfertigte während seiner 68 Einsatzminuten zu keiner Sekunde seine 41 Millionen Euro Ablöse für den Wechsel zum FC Liverpool. Im Elfmeterschießen versagten Douglas Costa, der für 35 Millionen Euro von Schachtjor Donezk zu Bayern München wechseln soll, und Everton Ribeiro die Nerven. Dunga hatte beide Spieler in der zweiten Halbzeit eingewechselt.

Ein weiterer Sündenbock war Thiago Silva. Der Ex-Kapitän leitete den Ausgleich Paraguays nach der frühen Führung durch Robinho (15.) mit einem dummen Handspiel im eigenen Strafraum ein. Derlis Gonzalez (72.) nahm das Geschenk dankend an.

"Ich kann mich gar nicht erinnern, den Ball mit der Hand gespielt zu haben", behauptete der Innenverteidiger von Paris St. Germain, dessen ausgestreckter Arm bei einem Kopfballduell gegen den Ex-Münchner Roque Santa Cruz eine Slapstick-Einlage war.

Während die brasilianischen Stars enttäuschten, war ein kaltblütiges Talent vom FC Basel der Held des Abends. Gonzalez sorgte nicht nur für den Ausgleich, sondern verwandelte auch den entscheidenden Versuch im Elfmeterschießen. "Niemand hat uns etwas zugetraut und jetzt schaut, wo wir angekommen sind", meinte der 21-Jährige und schob selbstbewusst hinterher: "Dieses Team kennt keine Grenzen."

Und so setzte sich der Finalist von 2011 wie vor vier Jahren in der gleichen Runde und auf die gleiche Art und Weise, damals aber mit vier Fehlschüssen der Brasilianer, durch. Auch dank des Augsburgers Raul Bobadilla, der nach 73 Minuten den Frankfurter Nelson Valdez ersetzte und beim Elfmeterschießen den Außenseiter mit 3:2 erstmals in Führung gebracht hatte. Am Dienstag kommt es für Paraguay im Halbfinale zu einem Wiedersehen mit Argentinien und Superstar Lionel Messi. Beide Teams hatten sich zum Turnierauftakt in der Gruppe 2:2 getrennt.

Dagegen hat das frühe Aus für Brasilien zwei weitere unangenehme Folgen. Erstmals seit der offiziellen Einführung des Confed Cups 1997 ist der Rekord-Weltmeister 2017 in Russland nicht dabei. Und Superstar Neymar muss die restlichen zwei Spiele Sperre nach seinem Frust-Rot gegen Kolumbien zu Beginn der WM-Qualifikation absitzen.

"Wir werden alle Lehren aus dieser Copa ziehen", versprach Dunga. Viel Zeit dazu bleibt der einst ruhmreichen Selecao bis zum Start der Eliminatorias für die WM 2018 im Oktober nicht.

(sid)
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