Afrika-Cup-Finale Die letzte Chance des "heiligen" Drogba

Libreville · Didier Drogba wird in der Elfenbeinküste verehrt wie ein Heiliger. Durch die Straßen der Hauptstadt Abidjan rollen Busse, auf deren Heck Drogba gepriesen wird: "Didier ist groß". Nach ihm werden Kinder benannt, Lieder und Gedichte sind über ihn verfasst worden. Es gibt ein Mobiltelefon mit seinem Namen, bei Friseuren gibt es Nachlass für "la coupe Drogba", den Drogba-Schnitt. Ein Tanzschritt trägt seinen Namen und sogar ein Bier. Natürlich ist das kein gewöhnliches Bier. Sondern ein Starkbier mit 6,6 Prozent Alkohol. Ausgeschenkt wird es in Ein-Liter-Flaschen.

Premier League 10/11: Drogba singt an der Eckfahne
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Drogba ist der berühmteste und beste Fußballer, den die Elfenbeinküste je hervorgebracht hat. Der Volksheld hat seinem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land Hoffunung geschenkt - aber noch nie einen Titel. Das soll, ach was, das muss sich am Sonntag (20.30 Uhr/Eurosport) in Libreville gegen die Außenseiter aus Sambia ändern.

1992 der letzte Titel

"Wir wollen den Titel gewinnen. Das ist sehr wichtig für mich und mein Land", sagte Drogba. Der Angreifer ist der uneingeschränkte Anführer einer mit reichlich Stars wie den Toure-Brüdern Yaya und Kolo, Salomon Kalou oder Emmanuel Eboue gespickten Auswahl, die sich in diesem Jahr fest vorgenommen hat, ihre seit Jahren anhaltende Erfolglosigkeit zu beenden. Erst ein einziges Mal haben die "Elefanten" den Afrika-Cup gewonnen - 1992 gegen Ghana. Vor sechs Jahren standen sie zuletzt im Finale. Und scheiterten im Elfmeterschießen an Tunesien, weil ausgerechnet Drogba einmal nicht getroffen hatte.

Diesmal soll alles besser werden. Der neue und einheimische Trainer Francois Zahoui, Nachfolger einer ganzen Reihe erfolgloser Europäer, hat seinen Spielern eingeimpft, dass sie ihre Gegner nicht länger unterschätzen dürfen. Schönspielerei und Selbstüberschätzung hätten noch nie zu etwas anderem geführt, als zu peinlichen Niederlagen, sagt der Trainer mit dem kahl rasierten Schädel, der als Spieler noch an seinen Dreadlocks zu erkennen war. Unter Zahoui hat die Elfenbeinküste zu einer bemerkenswerten Stabilität gefunden - und vorne ergeben sich die Tore dank der erstklassigen Offensive um Drogba fast wie von selbst.

Bisher ging die Taktik auf. Die Elfenbeinküste ist ohne jedes Gegentor in das Finale spaziert und gegen Sambia - gewann im Halbfinale überraschend mit 1:0 gegen Ghana - einmal mehr haushoher Favorit. "Diese Bürde wiegt schwer, vor allem wenn man gegen eine Mannschaft spielt, die nichts zu verlieren hat", sagt Zahoui.

Für Drogba steht am Sonntag eine Menge auf dem Spiel. Zwar hat er mit dem FC Chelsea in diversen Wettbewerben insgesamt zehn Titel gewonnen, er war zwei Mal Torschützenkönig der Premier League und ebenso oft Afrikas Fußballer des Jahres. Aber zwei Ziele hat er bislang verpasst: einen Europapokal-Sieg und vor allem - den Gewinn des Afrika-Cups. Und so langsam läuft dem Helden die Zeit davon. Noch immer ist Drogba auf dem Platz eine Naturgewalt, unverwüstlich, kraftvoll, schnell und eiskalt vor dem Tor. Aber nächsten Monat wird er auch schon 34 Jahre alt. Vielleicht ist es seine letzte Chance, sein Land zu einem Titel zu schießen und weiter an seinem Denkmal zu bauen. "Wir werden sehr fokussiert sein", verspricht Drogba, der sich wünscht, dass die Fans nach dem Schlusspfiff eine riesige Party feiern werden. Mit ihm an der Spitze.

(sid)
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