Krisensitzung in Planung Der Uefa droht ein Machtvakuum

Budapest · Die Uefa plant eine Krisensitzung, wenn Präsident Michel Platini gesperrt bleibt. Während der Europameisterschaft droht ein Machtvakuum.

 Der gesperrte Uefa-Präsident Michel Platini befindet sich derzeit im Urlaub.

Der gesperrte Uefa-Präsident Michel Platini befindet sich derzeit im Urlaub.

Foto: SID

Als sich der tief gefallene Uefa-Präsident Michel Platini schon längst im Urlaub befand, beschloss der innerste Kreis der Europäischen Fußball-Union (Uefa) vorsorglich einen ersten "Plan B": Sollte der Internationale Sportgerichtshof CAS die sechsjährige Sperre des 60-Jährigen bestätigen, trifft sich das Uefa-Exekutivkomitee knapp drei Wochen vor der Europameisterschaft in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) zur Krisensitzung.

Im Rahmen des Europa-League-Finales am 18. Mai in Basel würde dann das weitere Vorgehen und vor allem das dann nötige Wahlprozedere beschlossen werden. Ursprünglich sollte während des wichtigsten Europa-Turniers doch bitteschön ein Uefa-Präsident auf der Tribüne sitzen - ohne einen Freispruch für Platini, der sehr unwahrscheinlich erscheint, ist das aber inzwischen kaum möglich.

"Ich halte Neuwahlen vor der Europameisterschaft für unwahrscheinlich", sagte der frühere DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (65) nach der Sitzung des Uefa-Exkos am Montag im edlen Corinthia Hotel in Budapest: "Aber wir haben im letzten halben Jahr erlebt, dass vieles möglich ist."

Der CAS, vor dem Platini am vergangenen Freitag ein letztes Mal gegen seine Suspendierung vorgegangen war, wird spätestens "bis zum 9. Mai" das endgültige Urteil fällen. Und Platini hofft zumindest nach außen auf die Wende.

"Ich bin noch optimistischer als zuvor. Ich habe keinen Zweifel, dass ich im Juni noch der Uefa-Präsident bin", hatte Platini am Freitag gesagt, sich ins Taxi gesetzt und vorerst "in den Urlaub" verabschiedet. Die EM-Spiele in seinem Heimatland sind eine Art Lebenstraum, als Uefa-Präsident würde er selbstverständlich "jedes Spiel" im Stadion verfolgen.

Auf die Rückkehr ihres Präsidenten hofft auch das Uefa-Exko inständig - allein, weil alles andere eine bürokratische Katastrophe wäre. Gesperrt worden war Platini, dem aus der Verbandszentrale in Nyon ständig der Rücken gestärkt wurde, zusammen mit Ex-Fifa-Präsident Joseph S. Blatter (80) wegen einer 1,8-Millionen-Euro-Zahlung.

Die Fifa wird dagegen (insgeheim) auf die Bestätigung des Urteils der eigenen Ethikkommission hoffen - die Außerkraftsetzung durch die höhere Instanz CAS könnte der Weltverband gerade kaum gebrauchen. Zumal die Ethiker derzeit auch gegen Niersbach ermitteln, der am Montag und Dienstag trotzdem in den höchsten Uefa-Kreises mit die Strippen zieht.

Das muss zudem nicht immer bei den offiziellen Terminen geschehen. Der unterlegene Fifa-Präsidentschaftskandidat Scheich Salman bin Ibrahim Al Khalifa (50) aus Bahrain paffte schon am Freitag im edlen Four Seasons Hotel direkt an der Donau Zigarre. Wenn sich jemand, beispielsweise Platini, neben ihn setzen würde, könnten das weder Ethikkommission noch CAS verhindern.

Beim Kongress, wenn die Welt zuschaut, steht dann die "Änderungen an den Uefa-Statuten" vorsichtshalber auf der Tagesordnung. Wohl vor allem, weil der Platini-Nachfolger dann im Eilverfahren noch vor der EM gewählt werden müsste. Schon am Dienstag gewählt wird das weibliche Mitglied des Exekutivkomitees. Die starke Frau der Uefa wird dann auch in das neue Council des Weltverbandes rücken.

Zur Wahl stehen Karen Espelund aus Norwegen, die seit 2012 im Exko sitzt, und Florence Hardouin, derzeit Generalsekretärin des französischen Verbandes FFF. Entschieden wird auch über den Aufnahmeantrag des kosovarischen Verbandes. "Das wird eine enge Entscheidung", sagte Niersbach, zudem eine "hoch politische".

(sid)
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