Der Fußballreisende Otto Pfister wird 80 Ein Leben ohne Kegelabende in Wanne-Eickel

Aktuell ist Otto Pfister Trainer des Fußball-Nationalteams von Afghanistan, doch der gebürtige Kölner war auch schon viele Jahre in Afrika. Sein Rat: von afrikanischen Fußballern keine deutsche Disziplin erwarten. "Diese Trainer töten sich selbst", sagt Pfister.

 Otto Pfister beim Training der afghanischen Nationalmannschaft.

Otto Pfister beim Training der afghanischen Nationalmannschaft.

Foto: AFF/Afghanistan Football Federation/dpa

Natürlich feiert Fußball-Globetrotter Otto Pfister seinen 80. Geburtstag nicht an seinem Wohnsitz im Schweizer Mels und schon gar nicht mit einem großen Fest. Der Trainer und Afrika-Kenner fliegt mit Frau Berta und seinem Sohn Mike nach Paris und geht dort mit Freunden essen. "Da mache ich kein großes Tralala", erklärt der gebürtige Kölner. "Ich habe praktisch nie einen Geburtstag groß gefeiert. Ich war ja ewig im Ausland", erklärt der Wahl-Schweizer. Derzeit trainiert er die Nationalmannschaft Afghanistans, am Freitag (24. November) wird er 80 Jahre alt.

Mit 80 Jahren Trainer in Afghanistan

"Der älteste Trainer der Welt im gefährlichsten Land der Welt", habe eine arabische Zeitung geschrieben. Das stimme so aber nicht, sagt Pfister. Denn im Kriegsland Afghanistan sei er praktisch nie. Die Trainingslager des Teams fänden in Dubai, Oman oder Katar statt. Die Heimspiele trug die Nationalelf zuletzt in Duschanbe in Tadschikistan aus.

An Ruhestand denkt Pfister, der seine Karriere 1961 als Spielertrainer beim FC Vaduz in Liechtenstein begann, auch im fortgeschrittenen Alter nicht. "Wenn ich drei Wochen zu Hause bin, dann spüre ich das Virus, dann packt mich das Fernweh. Das ist meine Welt", erklärt Pfister. Für ein solches Leben müsse man aber gemacht sein. "Wenn Du jeden Freitag deinen Kegelabend willst, dann musst Du Trainer von 1860 München oder in Wanne-Eickel werden."

Mit den Afghanen hat der einstige "Trainer des Jahres in Afrika" gerade die Qualifikation für die Asien-Meisterschaft 2019 verpasst, seinen Vertrag bis Ende März will er aber eventuell bis September verlängern. Dann steigt in Bangladesch die Südasien-Meisterschaft.

Die meiste Zeit ist Pfister jedoch Trainer auf dem afrikanischen Kontinent gewesen. Mit Kamerun stand er 2008 im Finale des Afrika-Cups, mit der U-17-Auswahl von Ghana wurde er 1991 Weltmeister, Zamalek Kairo führte er zur ägyptischen Meisterschaft, wurde mit dem Club Pokalsieger und gewann den Pokal der Pokalsieger Afrikas. Togo betreute er bei der WM 2006 in Deutschland.

Um in fremden Ländern und Kulturen erfolgreich zu sein, müsse man sich immer wieder anpassen, meint Pfister. Man dürfe afrikanischen Fußballern nicht mit deutscher Disziplin kommen. Wenn der frühere Weltstar Samuel Eto'o, den er 2008 als Nationalcoach Kameruns trainierte, mal fünf Minuten zu spät zum Essen gekommen sei, habe er gar nichts unternommen. "Ich bin doch nicht blöd, der schießt mir im nächsten Spiel zwei Tore", sagt Pfister.

Daher kann er auch nicht die zwischenzeitliche Suspendierung des Gabuner Torjägers Pierre-Emerick Aubameyang bei Borussia Dortmund verstehen. "Diese Trainer töten sich selbst", sagte Pfister, ohne den Namen von BVB-Coach Peter Bosz zu nennen.

Bei afghanischen und anderen asiatischen Fußballern sei Vieles antrainiert, Afrikaner kämen mehr über das Talent - und seien mental sehr stark. "Wenn es bei Dortmund oder Bremen nicht so läuft, dann sind die (asiatischen Spieler) wochenlang am Heulen und können nicht schlafen." Afrikaner seien da viel lockerer und würden viel schneller wieder umschalten.

Einmal während seiner langen Laufbahn mit 22 Trainer-Stationen half Pfister aber auch seine rheinische Lockerheit nicht mehr. Als er Coach von Al Nejmeh in Beirut war, habe er in einem Café gesessen, als es einen Kilometer entfernt einen Bomben-Anschlag mit 50 Toten gegeben habe. Da habe er seinen Vertrag nach einem Jahr aufgelöst, erzählt Pfister. "Wenn Bomben fallen, ist das nicht mehr lustig."

Wunderschön sei dagegen seine Zeit als Trainer von Trinidad und Tobago gewesen. "Da kommt morgens ein tropischer Regen und dann fliegen die Papageien auf'm Balkon rum. Das ist wie im Paradies." Ans Aufhören denkt Pfister, der sich noch fit fühlt, trotz seines Alters nicht. "Ich arbeite, solange es Spaß gemacht und man mich fragt."

(dpa)
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