Ausschreitungen nach Tod eines Lazio-Fans Bruder wirft Polizei Mord vor

Rom (RPO). Fußball-Hooligans haben Italien mit Krawallen und nackter Gewalt überzogen. Auslöser: Ein italienischer Polizist erschoss an einer Autobahnraststätte einen Anhänger des Erstligisten Lazio Rom. Die Polizei spricht von einem "tragischen Irrtum" und einem Versehen. Der Bruder des Getöteten wirft dem Beamten Mord vor.

Welle der Gewalt im italienischen Fußball
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Foto: AP

Der 26-jährige Gabriele Sandri war auf einer Raststätte von einem Polizisten unter dubiosen Umständen mit einem Schuss in den Hals getötet worden. Das Opfer hatte am Sonntag auf der Raststätte der Autobahn A1 nahe der Stadt Arezzo in seinem Auto gesessen, als es in unmittelbarer Umgebung seines Fahrzeugs zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern von Lazio Rom und Juventus Turin kam.

Laut Polizei hatten zwei Streifenwagen an einer Raststätte nahe Arezzo in der Toskana Fahrzeuge kontrolliert. Die Beamten hörten Schreie und sahen, wie die Insassen von drei Fahrzeugen miteinander kämpften. Auf das Einschalten der Sirene hätten die Fans nicht reagiert. "Einer der Beamten entschloss sich, zwei Warnschüsse in die Luft abzugeben, um die Leute einzuschüchtern", erklärte die Polizei.

In diesem Moment sei eines der Autos losgefahren, und einer der Schüsse haben den 26-Jährigen in den Hals getroffen. Der Fahrer sei noch ein paar Kilometer weit gefahren, um Hilfe zu holen, doch eine Ambulanz habe den tödlich Getroffenen nicht wiederbeleben können, teilte die Polizei mit. Bei dem Toten handelt es sich um einen 26 Jahre alten Disc-Jockey aus Rom.

"Ich habe zwei Familien zerstört"

Der Polizist meldete sich nun zu Wort, gestand den Todesschuss zunächst ein und zeigte großes Bedauern: "Ich habe erst einen Warnschuss in die Luft abgegeben, der zweite Schuss hat sich beim Laufen gelöst", sagte der Beamte der Zeitung "Corriere della Sera".

Er habe auf "niemanden gezielt", erklärte der Beamte weiter. "Ich bin ruiniert, ich habe zwei Familien zerstört, die des Jungen und meine eigene", jammerte der 31-Jährige.

Massive Ausschreitungen im ganzen Land

Der italienische Ministerpräsident Romano Prodi bezeichnete den Vorfall als "sehr beunruhigend". Prügeleien zwischen Fußballfans an Rastplätzen sind in Italien nichts Ungewöhnliches.

Anfang Februar hatten Auseinandersetzungen rivalisierender Fußballfans auf Sizilien einen Polizisten das Leben gekostet. Zu den Ausschreitungen kam es während des Spiels zwischen Catania und Palermo, als Anhänger beider Vereine sich vor dem Stadion eine regelrechte Straßenschlacht lieferten. Als Reaktion auf die Krawalle beschloss die Regierung drastische Maßnahmen gegen die Gewalt in Fußballstadien. Mehrere Spiele mussten ohne Zuschauer ausgetragen werden, weil die Stadien als unsicher eingestuft wurden.

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