Fenerbahce und Besiktas bestraft Uefa greift durch — türkischer Verband schaut nur zu

Istanbul · Beiden wird Spielmanipulation zur Last gelegt. Der türkische Verband sieht keine Veranlassung, die Istanbuler Vereine zu bestrafen.

Manipulationsskandal: Fenerbahce-Fans protestieren
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Zum ersten Mal seit Wochen wurden die Titelseiten der türkischen Zeitungen nicht von der regierungsfeindlichen Protestwelle bestimmt, die das Land seit Ende Mai in Atem hält. Schlagzeilen wie "Erdbeben", "Schwarzer Tag" oder "Heftige Rechnung" galten der Entscheidung der Uefa, die Istanbuler Spitzenklubs Fenerbahce und Besiktas wegen der Manipulation von Spielen von europäischen Fußballwettbewerben auszuschließen. Beide Vereine haben gegen die Entscheidung Protest angekündigt. "Das Urteil ist nicht gerecht", sagte Besiktas-Präsident Fikret Ozman.

Fenerbahce darf zwei Jahre nicht an der Champions League teilnehmen, ein weiteres Jahr Sperre wurde auf Bewährung ausgesetzt, Besiktas muss bei der Europa League zuschauen. Beiden Vereinen wird vorgeworfen, Spiele im Jahr 2011 verschoben zu haben. Bei Fenerbahce geht es um ein Spiel, das dem Verein damals die Meisterschaft sicherte. Bei Besiktas wurden Unregelmäßigkeiten beim Pokalfinale, das der Verein gewann.

Damit legt die Uefa mehr Entschlossenheit an den Tag als der türkische Fußballverband. Die Istanbuler Justiz hatte im Sommer 2011 hochrangige Funktionäre von Fenerbahce und anderen Klubs, darunter Fenerbahce-Präsident Aziz Yildirim, in Haft nehmen lassen. In dem anschließenden Prozess wurden Yildirim und andere zwar zu Haftstrafen verurteilt, kamen aber wieder frei, weil die Strafen wegen der Untersuchungshaft für abgegolten erklärt wurden. Sperren gegen die Vereine wurden in der Türkei nicht ausgesprochen.

Lediglich auf Druck der Uefa wurde Fenerbahce damals vom türkischen Verband aus der Champions League zurückgezogen. Ansonsten kehrte der türkische Fußball bald zum Alltag zurück, als wäre nichts gewesen. Der Fußballverband (TFF) erklärte, man müsse zwischen mutmaßlichen Übeltätern und den Vereinen selbst unterscheide.

Doch diese Sichtweise wird von der Uefa ganz offensichtlich nicht geteilt. TFF-Chef Yildirim Demirönen, ein reicher Unternehmer und Ex-Präsident von Besiktas, habe Probleme unter den Teppich gekehrt und Warnungen des europäischen Verbands vor schweren Strafen, die türkischen Vereinen drohen, ignoriert, kritisierte die Zeitung "Habertürk".

Herzlich begrüßt wurde der Uefa-Spruch dagegen von Trabzonspor, das 2011 durch das von Fenerbahce manipulierte Spiel um den gewinn der Meisterschaft gebracht wurde. "Wir sind erfreut, weil das Recht gesiegt hat", sagte Vereinschef Ibrahim Haciosmanoglu. "Wir wollen einen sauberen, moralisch einwandfreien und gerechten türkischen Fußball."

(RP/can)
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