Drama in Frankreich Sohn von Marseille-Sportdirektor Anigo erschossen

Marseille · In der südfranzösischen Hafenstadt Marseille sind am Tag des Besuchs von Bundespräsident Joachim Gauck erneut zwei Menschen erschossen worden, darunter der Sohn eines örtlichen Fußballfunktionärs.

Olympique Marseille: Sohn von Sportdirektor Anigo erschossen
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Adrien Anigo, der Sohn des Sportdirektors von Olympique Marseille (OM), wurde am Donnerstagnachmittag erschossen, wie die Behörden mitteilten. Am Morgen war im nahe gelegenen La Ciotat ein junger Mann getötet worden. Es handelte sich offenbar um Racheakte im Bandenmilieu.

Zwei Motorradfahrer schossen am Nachmittag in einem Stadtviertel im Norden von Marseille auf den Sohn von Jose Anigo, der noch am Tatort verstarb, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Das fast 30-jährige Opfer befand sich demnach in einem Auto, als die beiden Täter von ihrem Motorrad aus mehrere Schüsse abfeuerten.

Adrien Anigo hatte wegen seiner mutmaßlichen Beteiligung an mehreren bewaffneten Raubüberfällen in der Region in den Jahren 2006 und 2007 bereits eine Gefängnisstrafe verbüßt. Wegen eines Verfahrensfehlers war er zum Jahreswechsel 2009/2010 aus der Haft entlassen worden, ein neuer Prozess war geplant. Auch sein Vater Jose Anigo verfügt über einen zweifelhaften Ruf: Dem OM-Sportchef wird nachgesagt, Verbindungen zum Kriminellenmilieu von Marseille zu haben. Der Bürgermeister von Marseille, Jean-Claude Gaudin, übermittelte Anigos Familie sein Beileid.

Am Donnerstagmorgen wurde in der 20 Kilometer von Marseille entfernten Stadt La Ciotat ein 24-Jähriger von vier Männern erschossen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft schossen seine Verfolger ihm zunächst in den Rücken und fuhren ihn mit ihrem Auto an. Dann feuerten sie rund ein Dutzend Kugeln auf ihn ab. Mit den beiden Opfern vom Donnerstag stieg steigt Zahl der Todesopfer in dem blutigen Bandenkrieg in der Hafenstadt auf 15 seit Jahresbeginn.

Bundespräsident Gauck hielt sich am Donnerstag zum Abschluss seines dreitägigen Staatsbesuchs in Frankreich in Marseille auf. Dort sprach er mit Jugendlichen und traf Politiker der Region. Gauck wollte dort am späten Nachmittag auch das neu eröffnete Museum der Kulturen Europas und des Mittelmeeres besichtigen. Marseille ist derzeit Kulturhauptstadt Europas. Die zweitgrößte Stadt Frankreichs kämpft gegen ihren schlechten Ruf wegen der hohen Kriminalität.

(AFP)
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