Rueda ist Trainer des Jahres in Südamerika Der nette Mann aus Medellín

Düsseldorf · Reinaldo Rueda ist Südamerikas Trainer des Jahres. Er ist Favorit auf den Posten des Cheftrainers bei Flamengo.

 Reinaldo Rueda an der Seitenlinie.

Reinaldo Rueda an der Seitenlinie.

Foto: afp, Desk

Reinaldo Rueda (60) hat eine kleine Deutschland-Tournee hinter sich. Er besuchte die Trainertagung in Bochum, er hat sich den Audi-Cup in München und den Supercup in Dortmund angeschaut. Und Anfang der Woche war er Gast unserer Redaktion beim Rheinischen Fußball-Gipfel. Überall hat er sich mit freundlichem Lächeln im Hintergrund gehalten, beobachtet und seine Schlüsse gezogen. "Man kann immer etwas lernen", sagt er.

Man kann auch von Reinaldo Rueda etwas lernen. Denn der Kolumbianer hat eine bemerkenswerte Karriere hinter sich. Vor 26 Jahren legte er an der Kölner Sporthochschule sein Fußballlehrer-Examen ab. Er führte die U20 Kolumbiens auf den dritten Platz der Junioren-Weltmeisterschaft. Er brachte die Nationalteams von Honduras und Ecuador zu Weltmeisterschaften. Und er gewann mit Atlético Nacional Medellín die Copa Libertadores, die Champions League von Südamerika. Deshalb ist er Südamerikas Trainer des Jahres.

Der Mann mit dem unermüdlichen Lächeln ist nicht nur der Favorit der Experten. Auch das Fußball-Volk liebt diesen Coach. Eine Zahl belegt das. Als er im Sommer seinen Abschied bei Nacional Medellín bekannt gab, da strömten spontan 12.000 Fans ins Stadion, die für sein Bleiben demonstrierten. Das ging ihm sicher ans Herz. Seinen Entschluss hat er dennoch nicht zurückgenommen. Der Grund: "Ich habe 13 Spieler aus der Copa-Siegermannschaft abgeben müssen." Rueda kann konsequent sein. Denn auch er will natürlich den Erfolg. Und es war nicht der Abschied vom Leistungssport.

Flamengo will Rueda

Nach Nacional Medellín könnte der nächste große Klub in Südamerika sein Arbeitgeber werden. Flamengo Rio de Janeiro, der Verein des Weltstars Zico, bemüht sich sehr um Ruedas Dienste. Das kolumbianische Radio Caracol meldete bereits seine bevorstehende Verpflichtung. Die brasilianische Zeitung "O Globo" schreibt, Rueda werde am Samstag einen Vertrag unterschreiben. Rueda lächelt zu diesen Meldungen wissend und leise. Kommentare gibt er nicht. Obwohl es an Nachfragen nicht mangelt. Rueda zeigt auf sein Smartphone. Sagenhafte 19.370 unbeantwortete E-Mails zeigt sein Postfach, und innerhalb von knapp zwei Stunden gingen 580 "What's-App"-Nachrichten ein. Selbst ein so zuvorkommender Mann wie der Kolumbianer wird sie nicht alle beantworten.

Er spricht lieber über die Entwicklungen im Weltfußball. "Südamerika und Europa haben sich aufeinander zubewegt", erklärt er, "Europa hat südamerikanische Elemente übernommen, wir haben von den Europäern gelernt." Dazu trägt der Spieleraustausch zwischen den Kontinenten bei, der aber weitgehend in einer Einbahnstraße stattfindet. Allein acht der besten kolumbianischen Nationalspieler stehen bei europäischen Vereinen unter Vertrag - James, der bekannteste, bei Bayern München. Sie beeinflussen den Stil ihrer Klubs. Und sie bringen das europäische Denken mit in ihre nationale Auswahl.

Rueda findet das gut. Mit seinen Landsleuten schaut er allerdings ein wenig neidisch in die alte Welt. Denn in Europa wird immer noch deutlich mehr verdient, und die Nachwuchszentren der Vereine sind vorbildlich. Auch für die südamerikanischen Klubs. Die wiederum zeigen den Europäern, was Wettkampfhärte ist. Nacional Medellín hatte in der Copa-Saison 83 Pflichtspiele. Gejammert wird darüber nicht. Das überlässt Südamerika den europäischen Stars. Bayern München kommt auf rund 50 Pflichtspiele.

(pet)
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