Auswechsel-Zoff mit Mbappé Thomas Tuchels Suche nach den richtigen Worten

Paris · Das Verhältnis zwischen dem deutschen Trainer und seinem Starspieler Kylian Mbappé ist angespannt – das befeuert auch die Wechselgerüchte.

 Thomas Tuchel redet auf Kylian Mbappé ein.

Thomas Tuchel redet auf Kylian Mbappé ein.

Foto: AFP/FRANCK FIFE

Thomas Tuchel ist ein Meister der Kommunikation. Mit stoischer Ruhe erklärt der Trainer des französischen Fußball-Meisters Paris St. Germain auf Pressekonferenzen in fließendem Französisch mit etwas kantigem deutschen Akzent das komplizierte Innenleben seiner Mannschaft. Dabei legt er eine Eloquenz an den Tag, die selbst von französischen Journalisten immer wieder bewundert wird. Tuchel bleibt auch ruhig, wenn bei diesen Fragerunden im Moment wieder einmal weniger der Sport im Mittelpunkt steht, sondern die persönliche Befindlichkeit einiger leitender Angestellten seines Starensembles.

War zuletzt das exzentrische Verhalten des kapriziösen Starstürmers Neymar zentrales Thema endloser Erörterungen, fokussiert sich das Interesse des Publikums nun auf Kylian Mbappé. Und wieder wird zum Problem, dass in diesem Jahrmarkt der millionenschweren Eitelkeiten sogar eine frühzeitige Auswechslung des 21-Jährigen zur Staatsaffäre hochstilisiert wird. Der Auslöser: der deutsche Coach hatte sich erlaubt, seinen Stürmer am Samstag gegen Montpellier beim Stand von 5:0 in der 68. Minute aus dem Spiel zu nehmen. Mbappé sah sich in seiner Ehre gekränkt und stapfte wortlos und sichtlich wütend in Richtung Bank. Tuchel hielt seinen jungen Spieler auf und redet vor laufenden Fernsehkameras auf ihn ein. Diese kurze Szene sorgte für genügend Aufregung, der Verein musste Anfang dieser Woche einen internen Krisengipfel einberufen und der Trainer stand danach den Journalisten Rede und Antwort.

Es half auch wenig, dass jeder Beobachter die Auswechslung nachvollziehen konnte. Tuchel wollte seinen jungen Stürmer vor der ersten schweren Achtelfinalbegegnung in der Champions League gegen Borussia Dortmund Mitte dieses Monats schlicht schonen und auf keinen Fall eine Verletzung riskieren. Schließlich ist Kylian Mbappé im Moment der sicherste Torlieferant des französischen Meisters. „Da ist nichts Persönliches zwischen ihm und mir. Diese Dinge passieren", versuchte Thomas Tuchel die Wogen zu glätten. Doch nicht nur Insider wissen, dass das Verhältnis zwischen ihm und dem Starstürmer nicht ungetrübt ist.

Dieser Zwischenfall hat zur Folge dass nun wieder Wechselgerüchte die Runde machen, die Mbappé seit Monaten umwehen und von ihm selbst immer wieder angefacht werden. Dabei fällt auffallend oft der Name Real Madrid. Der Franzose hat in mehreren Interviews betont, dass es der Traum seiner Kindheit sei, bei dem spanischen Klub zu spielen. Eher halbherzig wirken da seine Aussagen, dass er aber noch bis 2022 bei PSG unter Vertrag stehe und zu 100 Prozent hinter seinem Verein stehe. Bekannt ist auch, dass Reals Trainer Zinedine Zidane seit langer Zeit um seinen Landsmann buhlt.

Spekuliert wird nun, dass im Sommer ein Rekordtransfer über die Bühne gehen könnte. Im Raum steht die Summe von 300 Millionen Euro. Im Jahr 2017 bezahlte PSG die Weltrekord-Ablöse von 222 Millionen Euro für den Wechsel des brasilianischen Ausnahmespielers Neymar vom FC Barcelona an die Seine. Kylian Mbappé kommentiert die schwindelerregenden Summen mit einer gewissen selbstgefälligen Kaltschnäuzigkeit. In einem Interview sagte er dazu, er konzentriere sich auf den Sport, er sei Fußballer, kein Buchhalter.

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