Entlassung in Vaduz Littbarski: erst Zahnarzt, dann Entlassung

Vaduz (RPO). Eigentlich war der Tag schon schlimm genug. Erst wurde Pierre Littbarski stundenlang beim Zahnarzt gequält, als er die Praxis am Montagnachmittag verließ, fiel er aus allen Wolken. "Ich habe auf meinem Handy einen Anruf von Dietmar Schacht erhalten, der mir mitteilte, dass ich und mein Trainerstab entlassen sind", sagte der Weltmeister von 1990 dem Sport-Informations-Dienst, nachdem er kurz zuvor vom Liechtensteiner Vorzeigeklub FC Vaduz nach knapp eineinhalb Jahren gefeuert worden war.

 Newly appointed Sydney Football Club Head coach, german Pierre Littbarski, answers questions at a press conference durin

Newly appointed Sydney Football Club Head coach, german Pierre Littbarski, answers questions at a press conference durin

Foto: AFP, AFP

"Dass man mich nicht persönlich informiert und die Entscheidung im Internet verbreitet hat, sagt alles. Aber hier laufen die Uhren halt anders", sagte Littbarski, der am kommenden Freitag seinen 50. Geburtstag feiert. Neben dem Chefcoach wurden auch Schacht sowie der zweite Assistent Robert Jaspert mit sofortiger Wirkung freigestellt.

Vaduz hat in der enttäuschend verlaufenen Rückrunde der Schweizer Challenge League, an der der Klub teilnimmt, nur ein Spiel gewonnen. In den vergangenen acht Liga-Partien holte der Klub ganze zwei Punkte und rutschte in der Tabelle auf den zehnten Platz ab. Nach dem 0:1 am Samstag bei Stade Nyonnais, der dritten Pleite in Folge, zogen die Klub-Verantwortlichen schließlich die Notbremse.

"Der Verwaltungsrat hat die Entwicklung der letzten Wochen sehr ausführlich analysiert und entschieden, einen Wechsel in der sportlichen Führung vorzunehmen", teilte der ehemalige Super-Ligist auf seiner Homepage mit.

"Dafür habe ich eigentlich kein Verständnis, denn wir stehen noch im Pokal, und es sind noch vier Wochen in der Meisterschaft, da hätte man die Pferde nicht wechseln müssen. Uns war aber nach der Entwicklung der vergangenen Wochen klar, dass für uns am Saisonende Schluss ist", sagte Littbarski, der auch eine Erklärung für die Talfahrt seiner bisherigen Mannschaft hat: "Wir hatten in der Rückrunde vier Verletzte, zudem einen Spieler wegen des Wettskandals verloren. Ich habe schon überlegt, ob ich selbst die Fußballschuhe noch mal schnüre."

Dass der Klub in Eric Orie einen Niederländer als seinen Nachfolger engagiert hat, findet Litti schade. "Ich hätte mich für Ralf Loose gefreut, wenn er mein Nachfolger geworden wäre. Er ist ein netter Kerl, unsere Kinder gehen gemeinsam zur Schule", berichtete der 73-malige Nationalspieler, der zu dem früheren Bundesligaprofi und ehemaligen Liechtensteiner Nationaltrainer einen guten Kontakt hat.

Littbarski, der bereits in Japan, Australien und dem Iran als Trainer tätig war und zudem bei Bayer Leverkusen als Assistent und dem Zweitligisten MSV Duisburg als Chefcoach in der Verantwortung stand, könnte sich in Zukunft wieder ein Engagement in der Bundesliga vorstellen.

"Warum nicht? Ich bin ja wieder frei", sagte Littbarski, "durch die Nähe zu Bayern und Baden-Württemberg habe ich zuletzt die Stadien in Stuttgart und München besucht, wo eine tolle Atmosphäre herrscht. Es könnte aber auch ruhig eine Nummer kleiner sein: "Vielleicht werde ich Assistent von Mehmet Scholl bei Bayern zweiter Mannschaft", äußerte er lachend.

Zunächst ist der frühere Kölner Publikumsliebling aber mit den Vorbereitungen auf seinen runden Geburtstag ausreichend beschäftigt: "Das wird gebührend gefeiert, daran kann auch die Entlassung nichts ändern."

(SID/chk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort