Erster deutscher Profi in thailändischer Liga Lindemann glücklich bei Army United

Bangkok/Hannover · Soldaten am Trainingsplatz, drei Stunden Training bei 30 Grad im Schatten. Für Fußball-Profi Björn Lindemann ist das Alltag. Trotz dieser Umstände hat der erste deutsche Profi in der thailändischen Liga den Spaß am Beruf wiederentdeckt.

 Glücklich in Thailand: Björn Lindemann.

Glücklich in Thailand: Björn Lindemann.

Foto: dpa, Thomas Eisenhuth

Aus Deutschland musste Fußball-Profi Björn Lindemann fast schon flüchten. Sein Name war verbrannt, kein Klub wollte mehr etwas von ihm wissen. "Ich hatte keinen Spaß mehr am Fußball und habe mir Gedanken über das Aufhören gemacht. Dann kam das Angebot aus Thailand. Hier bin ich ein unbeschriebenes Blatt, niemand besitzt ein Vorurteil und ein Image besaß ich auch nicht", sagt der 28 Jahre alte Lindemann der Nachrichtenagentur dpa.

Beim damaligen Zweitligisten VfL Osnabrück erschien Lindemann vor knapp anderthalb Jahren nach einer Partie bei Hertha BSC am nächsten Tag zu spät und alkoholisiert zum Training. Die abstiegsbedrohten Niedersachsen suspendierten ihren besten Mann und mussten am Ende doch den Gang in die Drittklassigkeit antreten. "Mein Fehler, ohne Frage. Aber ich bin der Meinung, dass der Verein Fingerspitzengefühl hätte zeigen können. Es gab schon deutlich schlimmere Geschichten im Fußball. Ich bin mir sicher, dass wir dann die Klasse erhalten hätten", meint Lindemann heute.

Intermezzo bei Carl-Zeiss Jena

Nach einem kurzen und erfolglosen Intermezzo beim Drittligisten Carl-Zeiss Jena wagte Lindemann im Januar 2012 den Sprung in die Thai Premier League. "Ein Agent kam auf mich zu und fragte, ob ich mir nicht vorstellen könnte, in Thailand zu spielen.
Ich flog hin, schaute mir die Begebenheit an und unterschrieb dann einen Vertrag bei Army United in Bangkok. Der Klub hat alles perfekt organisiert. Sie buchten meine Flüge und suchten mir ein schönes Appartement."

Ein lauschiges Leben in der Acht-Millionen-Metropole Bangkok hat der in der Jugend von Hannover 96 ausgebildete Spielmacher allerdings nicht. Im Gegenteil. Beim Armee-Klub wird häufig zweimal pro Tag trainiert, manchmal drei Stunden lang und teilweise neun Wochen ohne freien Tag. Ein 14-tägiges Trainingslager wird auch mal kurzfristig eingeschoben. "Einen Unterschied zwischen Militär und Fußball gibt es kaum. Anders kann Felix Magath sicherlich auch nicht trainieren. Die Luft fühlt sich nur dazu noch an wie in einer Waschküche", beschreibt Lindemann. Befremdlich scheint auch die Szenerie bei Übungseinheiten: "Es gehört dazu, dass Soldaten am Trainingsplatz sind."

"Qualitäten eines deutschen Zweitligisten"

Trotz dieser doch eher ungewöhnlichen Umstände hat Lindemann den Sprung nach Asien nicht bereut. In der Liga ist er als Ausländer ein Star und verdient gut. In bislang 23 Einsätzen erzielte der Regisseur sechs Treffer. Der Akteur erklärte: "Einige Teams hier haben die Qualitäten eines deutschen Zweitligisten. Manche sind aber auch nicht besser als ein Regionalligist. Meinem Verein geht es finanziell sehr gut. Wenn wir jetzt noch den nationalen Pokal gewinnen, wäre es das i-Tüpfelchen auf meine Zeit in Thailand. Mein Vertrag läuft im Januar aus."

Ob es dann zurück nach Deutschland geht? Lindemann will das nicht ausschließen und erläutert: "Ich habe bereits mit einigen Leuten von unterklassigen Vereinen gesprochen, die mich nicht vergessen haben. Gerade, weil ich während des Abenteuers Thailand gereift bin. Für höherklassige Vereine ist der Zug abgefahren. Weil ich eben Björn Lindemann heiße."

(dpa)
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