Saisonstart in Brasilien Keine Stars und ein Haufen Ärger

Rio De Janeiro · Überschattet von blutigen Ausschreitungen im WM-Spielort Salvador da Bahia beginnt am Wochenende die neue Saison der ersten brasilianischen Liga – ausgerechnet mit dem Spiel eines eigentlichen Absteigers.

WM 2014: Die Stadien in Brasilien
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Foto: afp, GUALTER NAVES

Überschattet von blutigen Ausschreitungen im WM-Spielort Salvador da Bahia beginnt am Wochenende die neue Saison der ersten brasilianischen Liga — ausgerechnet mit dem Spiel eines eigentlichen Absteigers.

Das Duell zwischen Fluminense FC, dem ältesten Klub aus Rio de Janeiro, und Figueirense FC aus Florianopolis am Samstag im Maracana ist der offizielle Auftakt der Campeonato Brasileiro de Futebol — und das, obwohl "Flu" in der vergangenen Saison als amtierender Meister sportlich abgestiegen war.

Ein juristischer Winkelzug der biegsamen brasilianischen Sportgerichtsbarkeit verhinderte das historische Debakel - und offenbarte die eklatanten Probleme des Fußballs am Zuckerhut. Keine echten Stars, aber jede Menge Ärger — auf diese Kurzformel lässt sich die Lage vor dem Beginn der 44. Spielzeit der Serie A bringen. Nachdem die fußballverrückten Brasilianer zuletzt auch noch den Abgang von Superstar Neymar (vom FC Santos zum FC Barcelona) sowie der Nationalspieler Paulinho und Bernard verkraften mussten, treten die Schwierigkeiten immer offener zu Tage: Probleme mit den Stadien, soziale Unruhen, Proteste gegen die "WM der Reichen" und ein sportlich bestenfalls mäßiges Niveau.

Die bekanntesten Profis der 20-er Liga sind alternde Stars wie der einstige Weltfußballer Ronaldinho (Atletico Mineiro), einige wenige Nationalspieler wie etwa die Stürmer Leandro Damiao vom FC Santos und Fred (Fluminense) oder in Europa Gescheiterte wie Pato (FC Sao Paulo) oder der frühere Hoffenheimer Carlos Eduardo (CR Flamengo). Als Favorit gilt der dreimalige Meister Cruzeiro Belo Horizonte, auch Mineiro, Santos und Sao Paulo werden hoch gehandelt. Dass Fluminense dabei sein darf, hat übrigens auch wirtschaftliche Gründe: Die Betreiber brauchen neben Flamengo und FR Botafogo schlicht einen dritten Klub, um das teure Maracana auszulasten.

Flamengo spielt am Sonntag erstmals "zu Hause", trägt sein Heimspiel gegen Goias EC aber im zwei Flugstunden entfernten Brasilia aus. Das WM-Stadion in der Hauptstadt, in der kein erstklassiger Klub beheimatet ist, soll sich schließlich auch irgendwie lohnen.

Und Brasilien wäre nicht Brasilien, wenn über der neuen Saison nicht ein juristischer Schatten hinge, noch ehe sie begonnen hat: Der Traditionsklub Vasco da Gama, inzwischen nur noch Zweitligist, fordert die Annullierung des gegen Flamengo verlorenen Finals um die Staatsmeisterschaft von Rio. Ob sich angesichts der mannigfaltigen Probleme der erhoffte Schub für die Liga durch die WM - wie in der Bundesliga nach 2006 - tatsächlich einstellt, scheint mehr als fraglich.

(sid)
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