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55. Meistertitel für die Glasgow Rangers Die „Bären“ sind zurück aus dem Winterschlaf

Glasgow/Düsseldorf · Die Glasgow Rangers mit ihrem Trainer Steven Gerrard sind schottischer Meister. Nichts Besonderes? Von wegen: Es ist nach zehn Jahren Pause der 55. Meistertitel und damit Weltrekord. Leon Balogun, früher Fortuna Düsseldorf, hat ihn mit errungen – und mit den Rangers noch viel vor.

 Trainer Steven Gerrard jubelt nach dem Meistertitel aus dem Kabinenfenster heraus den Fans zu.

Trainer Steven Gerrard jubelt nach dem Meistertitel aus dem Kabinenfenster heraus den Fans zu.

Foto: AP/Jane Barlow

Das i-Tüpfelchen blieb ihnen am Ende verwehrt. Seit Wochen schon hatte sich der legendäre Rangers FC aus Schottlands größter Stadt Glasgow auf den Meistertitel vorbereiten können, war der Vorsprung auf den Lokalrivalen Celtic doch auf 18 Punkte angewachsen. Somit stand die Rechnung: Sechs Spieltage vor Saisonende wollten die „Gers“, wie sie von ihren Fans genannt werden, den Sack zumachen. Im Celtic-Park, der Heimstätte des Erzfeinds, beim Old Firm Derby. Doch Celtic spielte nicht mit: Am Sonntag patzten die Grün-Weißen erneut, holten in Dundee nur ein 0:0, und die Rangers wurden Meister auf dem Sofa.

Besser gesagt: im Mannschaftsquartier. Dort hatte sich der blau-weiß-rote Kader versammelt, um das Celtic-Spiel gemeinsam anzusehen. Und anschließend hart zu feiern. Wie hart, ließ sich nicht nur an Bildern und Videos im Internet ablesen, sondern auch an einem kleinen Detail. Leon Balogun, früher Profi von Fortuna Düsseldorf und heute Innenverteidiger der Glasgower, antwortet auf WhatsApp-Nachrichten alter Bekannter üblicherweise binnen Minuten. Diesmal hatte er sein Handy selbst am Dienstagmorgen noch ausgeschaltet.

„Ich kann das noch gar nicht in Worte kleiden, dafür ist dieser Titel viel zu speziell“, sagt Balogun, der bei den Rangers die Tradition deutscher Profis wie der noch immer hoch verehrten Jörg „The Hammer“ Albertz und Stefan Klos fortsetzt. Der gebürtige Berliner kam vor Saisonbeginn als weitere Ergänzung eines Teams, das Steven Gerrard seit 2018 behutsam aufgebaut hat. Als Spieler war der Engländer eine Ikone des FC Liverpool, als Coach ist er ein Rookie: Die Rangers sind nach der „Reds“-Jugend erst seine zweite Trainerstation. Doch schon jetzt gilt er als Riesentalent und designierter Nachfolger Jürgen Klopps in Liverpool. Zunächst einmal hat er in Glasgow aber noch einiges vor, denn er hat die Rangers zum zweiten Mal in Folge ins Achtelfinale der Europa League geführt, diesmal soll es nach dem 1:1 im Hinspiel am Donnerstag bei Slavia Prag noch weitergehen.

 Leon Balogun (weißes Trikot/re.) im Europa-League-Sechzehntelfinale gegen Antwerpen.

Leon Balogun (weißes Trikot/re.) im Europa-League-Sechzehntelfinale gegen Antwerpen.

Foto: AFP/DIRK WAEM

Die aktuelle schottische Meisterschaft indes ist ein ganz besonderer Titel für den Rangers FC und für seine Anhänger, die sich „Bears“ nennen, die Bären. Und wie aus einem sehr langen Winterschlaf sind die Bären nun zurückgekommen. Nach jahrzehntelanger Misswirtschaft hatte die Betreibergesellschaft im Jahr 2012 Insolvenz angemeldet, vor allem wegen mehr als zehn Millionen Euro Steuerschulden. Die Liga verbannte die Rangers in die Viertklassigkeit.

Mit branchenüblichen Tricks entledigte sich der Klub dort seiner Altlasten. Eine neue Betreibergesellschaft übernahm, viele Gläubiger sahen in die Röhre. Die Rangers machten mit unverändertem Namen und Logo weiter, was besonders bei den Celtic-Fans viel Häme hervorrief. Selbst jetzt, nach der Entscheidung am Sonntag, posteten viele in den sozialen Medien, es sei nicht der 55., sondern der erste Titel des Vereins – die alten Rangers seien schließlich tot. Hintergrund: Celtics großer Traum, als erster schottischer Klub zehnmal in Folge Meister zu werden, ist am Sonntag geplatzt.

Für die „Bears“ ist das ein weiterer wichtiger Faktor. Sie hatten in Liga vier treu zu ihrem Klub gestanden, mit unfassbaren 49.913 Zuschauern im Ibrox Stadium gegen Stirling Albion einen Weltrekord für Viertligaspiele aufgestellt. Und ein Weltrekord ist auch der 55. Titel wieder: Bislang hatten die Rangers sich diesen mit dem Linfield FC aus Nordirland geteilt, mit dem die Schotten übrigens ebenso wie mit dem Hamburger SV eine enge Fanfreundschaft verbindet.

Mit Celtic wird es derlei nie geben, auch wenn sich das Bild in Glasgow gewandelt hat. Die frühere religiöse Trennung – Rangers protestantisch, Celtic katholisch – gibt es schon lange nicht mehr, bei beiden Klubs sind alle möglichen Konfessionen vertreten. Die Spaltung ist heute eher eine gesellschaftlich-politische: Die Rangers stehen in der Mehrzahl für Treue zum Vereinigten Königreich, Celtic als Klub irischer Einwanderer für die Trennung von London. Doch auch hier weichen die Grenzen auf: Als es an das Referendum zur schottischen Unabhängigkeit ging, demonstrierten auch Rangers-Fans mit. Bei Facebook gibt es zudem eine starke Gruppe „Rangers for Independence“ – für die Unabhängigkeit also.

Leon Balogun kümmert das nicht, sein Auftrag ist wie der von Kapitän James Tavernier, Torwart-Legende Allan MacGregor oder Torjäger Alfredo Morelos aus Kolumbien der sportliche Erfolg. „An meinem ersten Tag bei den Rangers führte mich unser Zeugwart in den Trophäenraum, wo eine Kopie des Meisterpokals steht“, erinnert sich der Ex-Fortune. „,Sieh dir den an’, sagte er ganz leise. ,Egal, wie schön ihr spielt, nur dafür seid ihr hier.’“ Balogun hat seinen Auftrag erfüllt.

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