China lockt Stars mit viel Geld Tevez verdient mehr als Ronaldo und Messi

Guangzhou · Die Einkaufstour chinesischer Fußballklubs geht munter weiter, am Donnerstag erlag auch Carlos Tevez der finanziellen Verlockung aus dem Reich der Mitte. Der Argentinier verdient mehr als die beiden Superstars Cristiano Ronaldo und Lionel Messi.

 Carlos Tevez kassiert in China kräftig ab.

Carlos Tevez kassiert in China kräftig ab.

Foto: dpa, brv ms ss

Wie die Vereine bestätigten, wechselt der argentinische Stürmerstar vom Hauptstadtklub Boca Juniors aus Buenos Aires zum chinesischen Erstligisten Shanghai Shenhua. Für Tevez, der im Februar immerhin schon 33 Jahre alt wird, war es augenscheinlich ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte. Nach Medienberichten soll er pro Jahr umgerechnet rund 40 Millionen Euro verdienen und damit im Herbst seiner Karriere sogar mehr kassieren als Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Das Gehalt der beiden Superstars soll nämlich knapp unter 40 Millionen Euro liegen.

Dafür verließ Tevez sogar seinen Herzensklub Boca Juniors — der Abschied wird ihm immerhin mit dem zwanzigfachen seines bisherigen Gehalts versüßt. Es ist ein weiterer, aber sicher nicht der letzte Transfer eines namhaften Profis nach China. Auch Tevez' Landsmann Ezequiel Lavezzi verdient in China bei Hebei Fortune angeblich mehr als Ronaldo und Messi.

Podolski der Nächste?

71,5 Millionen Euro für Oscar, 56 für Hulk, 50 für Alex Teixeira lauteten einige Ablösesummen zuletzt. Auch Weltmeister Lukas Podolski soll mit einem Millionenangebot gelockt werden. Angeblich gibt es gleich mehrere Offerten für den Galatasaray-Profi. Zumindest eine vom chinesische Erstligist Beijing Guoan ist vom Verein bestätigt.

Dabei steckt der Fußball bei der Sport-Großmacht noch in den Kinderschuhen — aber China will zum Big Player avancieren und investiert in Spieler aus Europas Top-Ligen. Von zahlungskräftigen Unternehmen, Staatsbetrieben und einem hochdotierten TV-Vertrag (eine Milliarde für fünf Jahre) gestützt, treten Chinas Vereine seit geraumer Zeit als Großeinkäufer auf dem internationalen Transfermarkt auf.

Kurz vor Weihnachten folgte der brasilianische Nationalspieler Oscar dem Lockruf aus Fernost und wechselte für eine Winter-Rekordablöse zu Shanghai IPG. Didier Drogba, Nicolas Anelka und Graziano Pellè hatten diesen Schritt schon vorher gemacht.

Auch zahlreiche ausländische Fußballlehrer sind der Zahlungskraft der Chinese Super League bereits erlegen. Seit Juni trainiert Felix Magath SD Luneng, vor ihm hatten schon Ex-Weltmeister-Trainer Luiz Felipe Scolari, Ex-England-Coach Sven-Göran Eriksson, Clarence Seedorf und Marcello Lippi, der mittlerweile sogar Nationaltrainer ist, eine Arbeitsstelle in China angenommen.

Sorge bei den Westklubs

Aus Europa wird Chinas Finanzkraft mittlerweile als Bedrohung wahrgenommen. FC Chelseas Teammanager Antonio Conte äußerte sich besorgt: "Der chinesische Markt ist eine Gefahr für alle", sagte der Italiener, "nicht nur für Chelsea, sondern für alle Teams der Welt." FC Liverpools Teammanager Jürgen Klopp reagierte gewohnt humorvoll auf die Frage eines Reporters, ob er das chinesische Geld eine Gefahr für Englands Premier League darstelle: "Sie wissen, dass alle Klubs Europas das gleiche über England denken?"

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) teilt diese Angst derweil nicht. Im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel unterzeichneten der DFB, die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der chinesische Verband CFA Ende November eine weitreichende Vereinbarung beider Länder zur Zusammenarbeit im Fußball für zunächst fünf Jahre.

Der deutsche Fußball unterstützt das Reich der Mitte mit seinem Fachwissen, unter anderem im Bereich der Trainer- und Nachwuchsausbildung. Für die deutschen Klubs eröffnen sich durch die Kooperation in China große Chancen. Der chinesische Markt wächst mit enormer Geschwindigkeit, die Begeisterung für Fußball ist trotz der schwachen Nationalmannschaft riesig - vor allem für die Bundesliga. Seit Jahren reisen deutsche Top-Klubs wie Borussia Dortmund und Bayern München für Sommertrainingslager, aber vor allem zu Expansionszwecken, in das Riesenreich.

Sogar für eine WM-Bewerbung sicherte man dem bevölkerungsreichsten Land der Erde Rückendeckung zu. "Wir werden China bei einer WM-Bewerbung unterstützen", sagte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius. Das soll spätestens 2030 so weit sein, bestätigte zuletzt Verbands-Vizepräsident Zhang Jian.

(seeg/sid)
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