Planungen für die Zukunft laufen In Helmers Füßen kribbelt es noch

München (sid). Ein Profi im Wartestand scharrt auf der Zielgeraden seiner Karriere unruhig mit den Hufen. "Ein halbes Jahr möchte ich noch spielen. Ich warte auf Angebote," sagt Thomas Helmer, der nach seinem England-Trip nun wieder in München-Grünwald wohnt. Das Kribbeln in den Füßen ist einfach noch zu stark, obwohl sich der 35-Jährige mit der Zeit danach in den letzten Monaten schon konkret auseinandergesetzt hat.

Nach seinem Intermezzo beim englischen Premier League-Klub FC Sunderland, wo sein Vertrag zum Jahresende aufgelöst wurde, soll vornehmlich "mit dem Zigeunerleben" Schluss sein. "Das bin ich leid. Zeit für die Familie zu haben, ist auch etwas Schönes", sagt der Europameister von 1996. Deshalb ist der Trainerjob für jenen Mann, der für Borussia Dortmund und Bayern München 385 Mal die Stiefel schnürte, kurzfristig kein Thema. Helmer: "Ich bin zwar einer der ersten Profis mit Abitur gewesen, aber, ehrlich gesagt, gelernt habe ich nichts. Ich muss bei Null anfangen."

Mittelfristig kann sich der Ex-Weltmeister dagegen ein Engagement beim Deutschen Fußball-Bund vorstellen: "Ich habe mich darüber schon mit Jürgen Klinsmann per e-mail intensiv ausgetauscht. Eigentlich wäre es doch sinnvoll, wenn all die Weltmeister von 1990 und die Europameister von 1996 dem DFB beim Organisieren der WM 2006 helfen würden." Einsteigen könnte er aber auch aktiv in die Spielerbetreuungs-Agentur, die er mit einem Partner schon seit langem betreibt und bei der auch der frühere Dortmunder Profi Günter Kutowski mitarbeitet.

Doch im Moment entdeckt er das Mediengeschäft, ist neben Paul Breitner und Willi Lemke Mitglied der "Dreierbande" in der Viererkette des DSF, die sich immer einen zusätzlichen Gast einlädt. Helmer: "Das interessiert mich, das macht Spaß. Da kann ich feststellen, ob ich medientauglich bin."

Seine Tauglichkeit als Spieler von Format sieht er durch den Abschied von der Insel nicht in Frage gestellt. "Trainer Peter Read erklärte mir, dass er nur englische Spieler einsetzen wolle. Da hatte es keinen Sinn mehr", sagt Helmer. Als Flop will er den Wechsel nach England aber nicht ansehen. Auch nicht sein zwischenzeitliches Engagement bei Hertha BSC, wo sein Gastspiel nach fünf Begegnungen wegen eines Achilessehnenanrisses und darauffolgenden Problemen beendet war.

"Ich habe sechs Jahre lang in Dortmund gespielt, dann sieben bei den Bayern. Ich hatte dann ein Angebot von Stuttgart, aber ich wollte mal raus aus der Bundesliga", so der Profi. Doch in Sunderland ("Das Niveau ist schwächer als in der Bundesliga") ist er nie so richtig heimisch geworden. Helmer wohnte 30 Minuten vom Trainingsgelände entfernt, aber nur fünf Minuten vom Flughafen. Wenn die Maschinen keine Verspätung hatten, wusste er am Schluss, aus welcher Stadt ein Flieger gerade im Anflug war: "Die Kommunikation war sehr schwierig. Der Cheftrainer war nicht einmal an jedem Tag anwesend."

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort