Auch Beckenbauer kritisiert - Magath soll harte Linie fahren Hoeneß watscht Sagnol verbal ab

München (rpo). Bayern-Manager Uli Hoeneß hat nach Beendigung der Trainerposse um Ottmar Hitzfeld von dessen Nachfolger Felix Magath gefordert, die bequem gewordenen Münchner Profis künftig wieder an der kurzen Leine zu führen.

"Der neue Trainer muss mit harter Hand den ein oder anderen wieder auf den Pfad der Tugend zurückbringen. Er muss den Spielern zeigen, dass Fußball ein Laufspiel ist und dass man auch kritisiert werden darf", sagte Hoeneß. Magath sei bekannt dafür, führte der Manager weiter aus, "dass er auf große Namen keine Rücksicht nimmt. Er bringt die Spieler zum Laufen, und das ist genau das, was wir brauchen". Zumal die Profis des FC Bayern "viel zu verwöhnt sind, da muss ein entscheidender Schnitt her".

Leise Kritik musste sich deshalb auch Hitzfeld, dem der FC Bayern laut Hoeneß "extrem viel zu verdanken hat", gefallen lassen. Er wäre viel zu brav gewesen und hätte den Spielern zu viele Freiheiten gegeben, meinte Hoeneß. Dies hätten die Stars ausgenutzt und seien deshalb "hauptverantwortlich", dass der 55-Jährige nach sechs Jahren und acht Titeln zum Saisonende gehen müsse.

Sagnol verbal abgewatscht

Als Beispiel führte Hoeneß den französischen Nationalspieler Willy Sagnol an, der gleich einmal ankündigte, den Verein zusammen mit Hitzfeld verlassen zu wollen. "Der Willy Sagnol kann sich seine Konsequenz in die Haare schmieren. Der wird am 1. Juli beim FC Bayern spielen oder gar nicht mehr Fußball. Dazwischen gibt es nichts", polterte Hoeneß, ergänzte allerdings: "Es sei denn, der Herr Abramowitsch findet eine Ölquelle und die liegt bei 25 Millionen Euro, dann kann er gehen."

So einem wie Sagnol wäre es ganz recht gewesen, "dieses Leben ohne Druck und Kritik weiterzuführen". Aber genau deshalb habe der Rekordmeister keinen Erfolg mehr gehabt: "Jeder konnte machen, was er wollte." Deshalb werde sich noch mancher Spieler wundern, "was ihm alles passiert, wenn er weiter so lasch an die Dinge herangeht. Das schöne Leben, das der ein oder andere geführt hat, wird es in Zukunft nicht mehr geben", kündigte Hoeneß an.

Druck sollen neben dem neuen Coach auch neue Spieler ausüben. Wunschkandidaten sind weiter der Dortmunder Torsten Frings, Lucio von Bayer Leverkusen und Spielmacher Deco vom FC Porto. In den nächsten zwei Wochen will Hoeneß Ergebnisse präsentieren. Bis dahin hat er die alte Mannschaft vor dem Saisonfinale am Samstag gegen Freiburg noch einmal in die Pflicht genommen, nicht nur, was die Sicherung des zweiten Tabellenplatzes anbelangt: "Ich erwarte von der Mannschaft ein Geschenk, eine großartige Leistung für diesen großartigen Menschen." Sie könne sich dafür entschuldigen, "was sie dem Trainer angetan hat".

Magath kommt in diesem Sommer

Bis jetzt haben die Bayern mit Stuttgarts Coach Magath einen Vertrag ab 1. Juli 2005 geschlossen. Dass der frühere Nationalspieler aber schon zum 1. Juli 2004 seinen Dienst antritt gilt als beschlossene Sache, zumal Hoeneß sagte: "Eines war klar, wenn wir keine Alternative gehabt hätten, hätten wir das Verhältnis nicht beendet. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht." Laut Hoeneß werde der FC Bayern keine Entschädigung an den VfB zahlen. Nach dem Freiburg-Spiel wollen die Münchner und auch Magath Vollzug melden. Dann habe er aber einiges klarzustellen, kündigte Magath bereits an.

Gesprächsbedarf gibt es offensichtlich auch in der Bayern-Führung, nachdem Präsident Beckenbauer in der Trainerfrage bereits in der vergangenen Woche in die Offensive gegangen war und sich gegen Hitzfeld ausgesprochen hatte. "Franz Beckenbauer hat sich nicht gut verhalten, das hat dem Vorstand überhaupt nicht gefallen. Er hat aus dem Aufsichtsrat Dinge erzählt, die nicht in Ordnung waren. Das hat dazu geführt, dass wir einen riesigen Druck hatten. Für den Trainer war das unerträglich", sagte Hoeneß.

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