"Einige müssen jetzt Abbitte leisten" Hoeneß vermied Siegerpose

München (dpa) . Bis Samstag war Uli Hoeneß für viele Fußballfans der Buhmann der Nation. Doch nach der spektakulären Wendung im "Fall Daum" erscheint auch der Manager von Bayern München in einem anderen Licht. "Einige müssen jetzt bei meinem Bruder Abbitte leisten", sagte Dieter Hoeneß. Der Manager von Hertha BSC Berlin sprach aus, was sein Bruder bereits auf dem Höhepunkt der von ihm - gewollt oder ungewollt - los getretenen "Schlammschlacht" um den gestürzten Daum prophezeit hatte: "Es werden sich noch viele bei mir entschuldigen müssen."

Als es an der Zeit dafür war, hielt sich Hoeneß selbst lieber an den klugen Leitspruch: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Keinen Kommentar ließ sich der 48-Jährige am Rande des Bayern-Sieges im Münchner Derby gegen den TSV 1860 entlocken. Doch die entspannten Gesichtszüge, der losgelöste Torjubel und selbst das Abwinken in Richtung Südkurve, als ihn die Bayern-Fans mit Sprechchören feierten ("Uli Hoeneß, du bist der beste Mann"), verrieten, dass eine große Anspannung von der zweiten Hauptfigur der Affäre abgefallen war.

Verlierer Daum! Gewinner Hoeneß? Zumindest hat Uli Hoeneß in der Sache Recht behalten, auch wenn er den kolportierten Drogen-Vorwurf vehement bestritten hatte. "Uli hat zum richtigen Zeitpunkt den Finger in die Wunde gelegt. Aber Uli wird sich nicht als Sieger fühlen", kommentierte Lothar Matthäus. Denn die Entwicklung der Angelegenheit war auch an Hoeneß, der selbst ernannten "Abteilung Attacke" des FC Bayern, der sich auch einer Verleumdungsklage ausgesetzt sah, nicht spurlos vorüber gegangen. An diesem Sonntag hätte er ursprünglich bei einem direkten Aufeinandertreffen mit Daum sogar eine beharrlich vermiedene persönliche Entschuldigung gegenüber seinem "Intimfeind" über die Lippen bringen sollen.

"Der deutsche Fußball wird mir noch dankbar sein", hatte Hoeneß erklärt, als er die Kampagne, die zur unaufhaltsamen Lawine wurde, vor drei Wochen ins Rollen brachte. Seit Samstag ist der "Fall Daum" keine Affäre Hoeneß mehr. "Ich will, dass auch Uli Hoeneß in Ruhe gelassen wird", nahm sogar Leverkusens Manager Reiner Calmund seinen Bayern-Kollegen angesichts der neuen Fakten-Lage aus der Schusslinie: "Das hat nicht Uli Hoeneß zu verantworten." Die Vorgehensweise aber verzeiht Calmund nicht: "Er hat die Gerüchte nicht korrekt in Umlauf gebracht, dafür habe ich ihm auch was auf die Nuss gehauen." Damit dürfte jetzt Schluss sein. Stattdessen ist Paul Breitners Prognose, dass es nach der Affäre "einen der beiden in der Bundesliga nicht mehr geben wird", eingetreten: Es traf Christoph Daum.

(RPO Archiv)
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