Trainer-Legende litt unter Alkohol-Sucht Heute vor 25 Jahren starb Branko Zebec

Berlin · Unter Trainer Branko Zebec läutete bei den Fußballern des Hamburger SV schon mal spätabends das Telefon. Am Apparat? Der Jugoslawe höchstpersönlich, um zu kontrollieren, ob sie sich auch brav zu Hause aufhielten. Zebec habe auch in das Privatleben seiner Spieler eingegriffen, berichtete sein einstiger Schützling Horst Hrubesch: "Unvorstellbar heute, aber es hat funktioniert."

Das war Branko Zebec
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Unter Trainer Branko Zebec läutete bei den Fußballern des Hamburger SV schon mal spätabends das Telefon. Am Apparat? Der Jugoslawe höchstpersönlich, um zu kontrollieren, ob sie sich auch brav zu Hause aufhielten. Zebec habe auch in das Privatleben seiner Spieler eingegriffen, berichtete sein einstiger Schützling Horst Hrubesch: "Unvorstellbar heute, aber es hat funktioniert."

Auch wegen der knallharten und langen Trainingseinheiten mit Zirkeltraining und Medizinbällen bezeichnet Hrubesch den strengen Fußball-Lehrer als einen "Diktator". Zwischen 1978 und 1980 profitierte der heutige U21-Nationaltrainer rund zweieinhalb Jahre von Zebecs Wirken beim norddeutschen Bundesligisten, erlebte aber auch dessen Alkohol-Eskapaden mit.

In bester Erinnerung behält er seinen am 26. September vor 25 Jahren gestorbenen Lehrmeister trotz allem. "Er war mitentscheidend, dass meine Karriere so verlaufen ist", sagte der frühere Stürmer der Nachrichtenagentur dpa. Vor allem eins habe Zebec ihm immer wieder eingebläut: ""Mein Junge", hat er immer gesagt: "Talent allein reicht nicht, wir müssen arbeiten.""

Manager Günter Netzer hatte ihn damals zum Hamburger SV gelockt, nachdem Zebec unter anderem mit Eintracht Braunschweig nur um einen Punkt an der Meisterschale vorbeigeschrammt war und 1969 mit dem FC Bayern das erste Double des Vereins geholt hatte. Als Trainer sei der einstige Nationalspieler des früheren Jugoslawien "besessen" gewesen, urteilte Netzer einmal. "Fußball ist mein Leben", sagte Zebec selbst.

Mit dem HSV direkt Meister

Mit dem HSV wurde er 1979 auf Anhieb deutscher Meister und läutete die Erfolgsjahre des Clubs ein, zu denen sich so mancher HSV-Anhänger in der aktuellen Dauerkrise sicher zurücksehnt. "Er war taktisch überragend. Die große Zeit des HSV fing mit ihm an", würdigte Hrubesch den Trainer, der die Raumdeckung einführte.

Doch bei allen Erfolgen machte Zebec gerade am Ende mit seiner Schwäche von sich reden: mit dem Alkohol, der ihn letztlich in der Bundesliga scheitern ließ. Anfangs habe er nichts mitbekommen, so Hrubesch: "Es war ja erst zum Schluss extrem." Wie beim Spiel im April 1980 bei Borussia Dortmund. Zebec verpasste den Mannschaftsbus, wurde von der Polizei betrunken am Steuer erwischt und kippte während der Partie fast von der Bank - so schilderte es Netzer im "Bild"-Buch "40 Jahre Bundesliga".

Einige Zeit später hielt es der HSV nicht mehr mit ihm aus. "Er war ein großer Trainer, aber auch ein kranker Mann", erläuterte Netzer in der Jubiläums-Veröffentlichung. Weder bei Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt oder in seiner Heimat bei Dinamo Zagreb fasste Zebec anschließend noch einmal richtig Fuß.

Kurz vor seinem Tod besuchte er ein Bundesliga-Spiel zwischen dem HSV und dem FC Bayern. "Ich genieße mein Leben", beantwortete Zebec dabei eine Frage nach seiner Gesundheit. Wenige Wochen später starb er nach einer langen schweren Krankheit. Branko Zebec wurde nur 59 Jahre alt.

(dpa)
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