Hertha-Trainer Covic hadert nach Niederlage „Manchmal ist dieser Sport schwer zu erklären“

Mainz · Hertha BSC hat das Kellerduell beim FSV Mainz 05 verloren. Die Alte Dame ist Tabellenletzter. Nur ein Punkt nach vier Spieltagen - so schlecht waren die Hauptstädter zuletzt vor 40 Jahren.

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Foto: dpa/Thomas Frey

Ante Covic wirkte ein bisschen verloren. Der Trainer von Hertha BSC wäre sogar fast über die Kabel der TV-Kameras gestolpert, als er nach dem Abpfiff leicht desorientiert auf dem Platz hin und her stapfte. Das 1:2 (0:1) im Kellerduell der Fußball-Bundesliga beim zuvor punktlosen FSV Mainz 05 hatte seine Spuren beim glücklosen Coach der Berliner hinterlassen.

"Manchmal ist dieser Sport schwer zu erklären", sinnierte der bedrückte Covic, der einen Anflug von Verzweiflung nicht unterdrücken konnte: "Wir haben in der zweiten Hälfte alles, aber auch wirklich alles reingehauen. Die Statistik weist 16 Torschüsse für uns aus - bei einem Auswärtsspiel. Das ist unglaublich."

Die Statistik ist derzeit ohnehin nicht der Freund der Berliner. Mit lediglich einem Punkt auf dem Konto bleibt die Hertha ganz unten in der Tabelle. So schlecht nach vier Spieltagen waren die Hauptstädter zuletzt vor 40 Jahren. Und Covic, der vor der Saison Pal Dardai beerbt hatte, wartet weiter auf seinen ersten Liga-Sieg.

"Wir wissen, wie die Tabelle aussieht", sagte er am Sonntagvormittag. Seine Enttäuschung war auch über Nacht nicht verflogen. "Die Niederlage fühlt sich beschissen an", sagte Covic und gab sich kämpferisch: "Es war kein lebloser Auftritt."

Bundesliga 19/20: 4. Spieltag: Reaktionen der Trainer
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4. Spieltag: Reaktionen der Trainer

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Nach dem Spiel hatte der Deutsch-Kroate nachdenklich gewirkt. An was Covic dachte, als er mit leerem Blick bei den Ausführungen seines Kollegen Sandro Schwarz auf dem Podium saß, blieb sein Geheimnis. Vielleicht an den Druck, der nun immer größer wird. Oder an das 2:2 zum Saisonauftakt bei Rekordmeister Bayern München, das ganz offensichtlich kein Fingerzeig für die Spielzeit war.

"Wir müssen gemeinsam aus diesem Tal raus. Es ist wichtig für uns, dass wir noch enger zusammenrücken. Wir müssen fleißig bleiben. Wir müssen es erzwingen", gab Covic zu Protokoll, nippte zweimal an seiner Cola - und entschwand in Richtung Mannschaftsbus.

Dort traf der 44-Jährige auf Profis, die ähnlich frustriert wie er selbst waren. "Wir sollten uns jetzt darauf konzentrieren, uns zu fangen und zu punkten", sagte Stürmer Davie Selke: "Das ist alles extrem enttäuschend für uns. Schon ein Punkt hätte uns sehr gut getan."

Nach einem Punktgewinn für die Gäste sah es kurz vor Schluss auch aus. Marko Grujic hatte in der 83. Minute die Mainzer Führung durch Robin Quaison (40.) egalisiert. Doch der niederländische FSV-Neuzugang Jeremiah St. Juste sorgte vor 22.798 Zuschauern für den ersten Dreier der Rheinhessen (88.).

Während die Gastgeber zu den Klängen der Mainzer Hofsänger ihre "Fiesta am Rhein" feierten, mussten sich die Berliner minutenlang ihren mitgereisten Anhängern erklären. "Woche für Woche verlieren wir - wir müssen mehr als 100 Prozent für unsere Fans geben", verlangte Grujic: "Wir müssen endlich mit dem Gewinnen anfangen."

Wie befreiend so ein Sieg sein kann, zeigte die Ausgelassenheit der Mainzer. "Jetzt geht es jedem besser", sagte Sportvorstand Rouven Schröder. Nur Torschütze St. Juste, der als Folge eines Gerangels mit Selke in der 33. Minute mit der Gelben Karte nach Videobeweis gut bedient war, hob mahnend den Zeigefinder: "Noch haben wir nicht viel erreicht."

(sid/old)
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