Nullnummer gegen Frankfurt Die Abstiegsangst ist zurück in Berlin

Berlin · Als die längst vertrieben geglaubte Abstiegsangst zu Hertha BSC zurückgekehrt war, bekam "Sündenbock" Salomon Kalou den ganzen Frust zu spüren. "Dann kriegst du eine Einladung vom Gegner - und machst so einen hochnäsigen Heber. Das geht nicht", sagte ein sichtlich angefressener Trainer Pal Dardai nach dem 0:0 gegen Eintracht Frankfurt bei Sky.

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Auch Manager Michael Preetz, selbst einst Bundesliga-Torschützenkönig, sparte nicht mit Kritik am ivorischen Nationalstürmer: "Ich hätte sicherlich eine andere Entscheidung getroffen. Wenn man länger nicht getroffen hat, ist es immer ratsam, seriös abzuschließen", sagte er: "Das war leichtfertig vergeben." Und Thomas Kraft stapfte wutentbrannt direkt in die Kabine: "Fragt doch unsere blinden Stürmer", sagte er in Richtung der Journalisten."

Am Tag danach schaffte Kraft die Sache aber aus der Welt. Es sei "eine dumme Sache gewesen", sagte der Torhüter nach dem Sonntagstraining: "Das war nicht so gemeint." Es war eine Szene in der 54. Minute eines äußerst schwachen Spiels gewesen, die die Verantwortlichen, Mitspieler und Fans der Hertha in Wallung brachte: Anstatt freistehend vor Kevin Trapp den Ball möglichst sicher im Tor unterzubringen, lupfte Kalou dem Eintracht-Keeper den Ball in die Arme. Kläglich - aber irgendwie auch sinnbildlich für die Leistung der gesamten Berliner Mannschaft. "Den hätte ich machen müssen. Aber irgendwie war heute nicht der Tag zum Tore schießen", sagte Kalou im ZDF.

Dabei hätte wohl dieser eine Treffer gereicht, um nach Schlusspfiff die Berliner Nichtabstiegsparty zu starten. Zu harmlos präsentierten sich die Gäste aus Frankfurt. So herrschte im Olympiastadion statt ohrenbetäubendem Jubel aber nur entsetztes Schweigen. Irgendwie schienen auch die Fans es nicht fassen zu können, dass der längst gerettet scheinende Hauptstadtklub bis zur letzten Sekunde um den Klassenerhalt bangen muss. Und das genauso unnötig wie selbst verschuldet. Nicht nur wegen der vergebenen Großchance, denn eigentlich war Kalou noch einer der besseren Hertha-Akteure.

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Am letzten Spieltag bei 1899 Hoffenheim brauchen die Berliner noch mindestens einen Punkt, um den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen. Ansonsten müssen sie auf die Konkurrenten hoffen. Bei einer eigenen Zwei-Tore-Niederlage, einem Unentschieden zwischen Hannover und Freiburg sowie einem Sieg von Stuttgart könnten die Berliner noch auf den Relegationsplatz abrutschen.

Ein Szenario, das noch vor wenigen Wochen eigentlich undenkbar schien. Doch der frische Wind des Trainerwechsels von Jos Luhukay zu Dardai ist verflogen. In der Hinrunde holten die Berliner 18 Punkte, in der Rückrunde ist es vor dem letzten Spiel ein Zähler weniger. Seit nunmehr sechs Spielen wartet die Hertha auf den erlösenden Sieg.

"Jetzt haben wir eine Situation, die wir nicht wollten. Wir müssen nächste Woche den Matchball verwandeln", sagte Dardai. Und Preetz ergänzte: "Es macht nur Sinn, sich auf die eigene Leistung zu konzentrieren und jetzt nicht anzufangen, die Rechenmaschine rauszuholen. Da ist man schlecht beraten mit." Für den notwendigen Punkt brauchen die Berliner aber eine deutliche Leistungssteigerung. Nicht nur Kalou.

(sid)
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