Abwehrchef als Dauerlösung? Heinrichs schnelle Rückkehr ins Nationalteam
Barsinghausen (dpa). So schnell hatte er sich die Rückkehr in den Elitekreis Nationalmannschaft dann doch nicht vorgestellt. Nach dem Wechsel vom AC Florenz zu Borussia Dortmund kaum wieder in heimatlichen Gefilden angelangt, gehört Jörg Heinrich auch schon wieder zum Stamm der DFB-Auswahl. "Damit hatte ich nicht gerechnet, weil ich ja noch gar nichts gezeigt hatte", kommentierte der 30- Jährige die Berufung für das Testspiel am Mittwoch gegen Spanien.
Nach rund einjähriger Nationalmannschafts-Abstinenz wird der gebürtige Brandenburger im Niedersachsenstadion sein Comeback geben. Offen ist nur, auf welcher Position der neue Teamchef Rudi Völler den Fußball-Allrounder nominiert. Denn mit seinem überragenden Auftritt als Abwehr-Organisator beim Dortmunder 1:0 gegen Hansa Rostock hat der Alleskönner sein Repertoire an Einsatz-Möglichkeiten ausgebaut.
Was als Notlösung begann, könnte für den eigentlich auf der linken Außenbahn beheimateten Mittelfeldspieler zur Dauereinrichtung werden. "Ich finde Spaß an der Position", gestand Heinrich, dem selbst der verletzte BVB-Stammlibero Stefan Reuter eine makellose Vorstellung attestierte: "Jörg hat eine Riesenpartie gespielt. Er hat bei jeder Aktion die richtige Entscheidung getroffen und auch einmal den Ball nur weggeschlagen." Und Torhüter Jens Lehmann, neben Heinrich einziger Dortmunder im aktuellen DFB-Kader, geriet angesichts der spielerischen Qualitäten seines neuen Vordermannes richtig ins Schwärmen: "Er hat alles. Heinrich verkörpert für mich einen perfekten Spieler."
Nur hat der Blondschopf sein Potenzial in der Vergangenheit allzu selten abgefragt, vor allem in der Nationalmannschaft blieb er regelmäßig hinter den Erwartungen zurück. "Von meinen 30 Länderspielen waren nur wenige wirklich gut. Ich wäre froh, wenn da noch ein paar dazukämen", räumt er selbstkritisch ein. Dennoch empfand er es als ungerecht, dass er nach dem katastrophalen Auftreten der Nationalmannschaft vor gut einem Jahr beim Confederations Cup in Mexiko vom damaligen Teamchef Erich Ribbeck aussortiert wurde.
Immerhin hat die zwölfmonatige Verbannung den Vorteil, dass Heinrich jetzt als einer der wenigen im aktuellen Aufgebot unbelastet von der desaströsen Europameisterschaft ist. Während sich die Kollegen in Belgien und den Niederlanden bis auf die Knochen blamierten und ihren Ruf verspielten, schaute Heinrich aus dem Feriendomizil im Fernsehen zu.