"Ich bin guter Dinge" Heiko Herrlich will keinen "Mitleidsvertrag"

Dortmund (rpo). Sechseinhalb Monate nach Bekanntwerden seines Krebsleidens sieht Heiko Herrlich gute Chancen auf ein Comeback als Fußball-Profi. Er will jedoch keine Vertragsverlängerung beim BVB aus Mitleidsgründen.

„Ich bin guter Dinge. Vor allem will ich aber gesund werden“, erklärte der Angreifer von Borussia Dortmund, den nach der knallharten Konfrontation mit der Schattenseite des Lebens inzwischen allerdings auch das Karriereende nicht mehr schrecken würde. „Auch damit käme ich zurecht. Nach so einer Krankheit haben sich für mich die Werte im Leben ohnehin total verschoben“, bekannte Herrlich in einem Interview mit der „Sportbild“ (Mittwoch-Ausgabe).

Die erfolgreiche Entfernung eines bösartigen Hirntumors und die bevorstehende Geburt seines ersten Kindes haben dem 29-jährigen Stürmer „in der schweren Zeit ein zusätzliches Ziel“ gegeben, wie er kürzlich bekannte. Nun hat auch Borussia Dortmund ein Zeichen gesetzt und den am 30. Juni auslaufenden Vertrag mit dem Torjäger um ein Jahr verlängert - zu gleichen Bedingungen.

Manager Michael Meier sieht dies allein schon aus sozialen Gründen als „Selbstverständlichkeit“ an, Herrlich möchte aber nichts geschenkt bekommen. „Einen ?Mitleids-Vertrag? will und brauche ich nicht. Dann gehe ich lieber nach Mainz oder sonstwohin, wo sich die Leute ernsthaft freuen, dass ich ihre Truppe verstärke“, merkte er an.

Im November vergangenen Jahres hatten Ärzte bei dem früheren Mönchengladbacher einen Tumor am Mittelhirn diagnostiziert, nachdem er vorher über Sehstörungen geklagt hatte. Herrlich, der trotz seines langen Fehlens im abgelaufenen Spieljahr mit sieben Treffern noch viertbester Saison-Torschütze beim BVB war, unterzog sich daraufhin einer mehrwöchigen Strahlen-Therapie in Süddeutschland. Seit der Entlassung aus dem Krankenhaus kämpft er mit regelmäßigen Einheiten auf dem Fahrrad-Ergometer und leichtem Lauf-Training gegen die Kräfte zehrenden Folgen der offenbar erfolgreichen Bestrahlungen an.

Vor einem Monat schnürte er erstmals wieder die Fußball-Stiefel. Vorsichtig, ganz vorsichtig arbeitete er mit den Kicker-Kollegen, an volles Training war und ist natürlich noch nicht zu denken. Zumal er mitunter immer noch mal „Doppelbilder“ (Herrlich) sieht. „Von einem vernünftigen Plan oder einem Aufbau kann derzeit nicht die Rede sein. Ich muss vorsichtig sein“, sagte der fünfmalige Nationalspieler. Wenn alles optimal läuft, könnte er nach der Sommerpause vielleicht schon am Höhentrainingslager in der Steiermark teilnehmen. Sein Verein will ihm so oder so „alle Zeit der Welt“ lassen, sagte Meier kürzlich.

(RPO Archiv)
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