Interimstrainer vorgestellt Stendels Ziel mit Hannover: In Würde absteigen

Hannover · Hannover 96 versinkt angesichts des nahenden Abstiegs im Chaos. Als Nachfolger des beurlaubten Trainers Thomas Schaaf soll Nobody Daniel Stendel für einen würdigen Abschied aus der Bundesliga sorgen.

Hannover 96 präsentiert Daniel Stendel als Trainer vor
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Foto: dpa, jst hak

Daniel Stendel bewies an seinem großen Tag beim Griff in den Kleiderschrank ein richtiges Händchen. Der Trainer-Nobody erschien bei seiner Vorstellung als Nachfolger des gescheiterten Thomas Schaaf im roten Pullover - der Lieblingsfarbe aller Fans von Hannover 96. Und auch verbal versprach der Aufstiegsheld den Anhängern volle Identifikation für den Rest der Saison. Während Stendel einen Abstieg in Würde forderte, gerät 96-Geschäftsführer Martin Bader immer mehr in die Kritik.

"Ich will die Jungs dazu bringen, alles aus sich herauszuholen, mit Mut und Leidenschaft zu spielen", sagte Stendel am Montag, seinem 42. Geburtstag, bei seiner Präsentation. Der ehemalige Stürmer gab den Malocher, versprach keine Wunder, sondern ehrliche Arbeit. "96 ist mehr als ein Verein für mich", sagte Stendel, der die A-Jugend des Klubs zuletzt ins Pokalfinale geführt hatte: "Ich habe Bock, Hannover 96 wieder in die positiven Schlagzeilen zu führen." Doch am Montag begrüßte ihn die "Neue Presse" zunächst mit der Überschrift: "Hannoverscher Schrott-Verein".

Thomas Schaaf war stets bemüht

Angesichts von zehn Punkten Rückstand auf den Tabellenvorletzten sprach auch Stendel, der Montag sein erstes Training bei den Profis leitete und Freitag bei Hertha BSC (20.30 Uhr/Live-Ticker) auf der Bank sitzen wird, nicht mehr vom Klassenerhalt. Primäres Ziel sei es nun, dass die verunsicherte Mannschaft "mit Herz" und "mutig nach vorne spielt", sich die Fans wieder "mit der Mannschaft identifizieren. Es geht jetzt darum, mal die Ärmel hochzukrempeln und sich durchzubeißen". Für seinen Vorgänger Schaaf gab es ein vergiftetes Lob. Dieser sei "super engagiert" gewesen und habe "viel probiert".

Doch bekanntlich hat dies alles nichts geholfen. Schaaf war am Sonntag nach zehn Niederlagen in elf Spielen (!) in Hannover beurlaubt worden, vorausgegangen waren Gespräche zwischen Präsident Martin Kind und Bader unter dem Eindruck des desolaten 0:3 gegen den Hamburger SV. 96 habe Schaaf, der nicht einmal 100 Tage im Amt war, "nichts, überhaupt nichts" vorzuwerfen, sagte Bader, der in Hannover selber zunehmend unter Druck gerät.

Die Bilanz dieser Trainer ist noch schlechter als die von Schaaf
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"Im Winter hatten wir einen Punkt Rückstand auf Platz 15, jetzt sind es zehn. Wir haben die teuerste Mannschaft, den höchsten Transferaufwand - und wir steigen ab. Das passt nicht zusammen", sagte Kind am Sonntag bei einer Veranstaltung in Hannover und zählte damit auch Bader an: "Mit dem Abstieg wird es einen Umbruch und einen teilweisen Neuanfang geben."

Bader wollte sich zu diesem Thema nur bedingt äußern. Er stehe mit Kind in einem "sachlichen" und "konstruktiven" Austausch. Ansonsten vermittelte der Manager den Eindruck, Herr der Lage zu sein und die Zukunft des Klubs verantwortungsvoll zu planen. Nach den sechs ausstehenden Bundesliga-Spielen soll Stendel erneut die A-Junioren des Klubs übernehmen, für den Neuanfang - wohl in der 2. Liga - suchen die Niedersachsen einen neuen Trainer.

"Daniel Stendel bleibt bis Saisonende. Wir machen uns parallel Gedanken, wer dann in der neuen Saison Chef-Trainer wird", sagte Bader. Als mögliche Kandidaten gelten Ex-Trainer Mirko Slomka und Klublegende Steven Cherundolo, der derzeit die U17 des Klubs betreut.

Einen Status wie Cherundolo besitzt Stendel in Hannover nicht, doch auch er stieg 2002 mit den Niedersachsen in die Bundesliga auf. Von 1999 bis 2006 schoss er in 184 Spielen 43 Tore für die Roten und erarbeitete sich den Ruf eines Kämpfers. Und zumindest beim Griff in den Kleiderschrank hat er als Trainer schon einmal ein richtiges Händchen bewiesen.

(sid)
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