Steiler Abstieg beim HSV Lasogga ist nur noch ein teurer Bankdrücker

Hamburg · Pierre-Michel Lasogga ist beim HSV nicht mehr der alte. Der einstmals gefeierte Retter ist beim Liga-Dino zum Edelreservisten verkommen. Zuletzt zog ihm Trainer Gisdol in der Spitze sogar Mittelfeldakteur Hunt vor, den der HSV vor ein paar Wochen noch loswerden wollte.

 Pierre-Michel Lasogga im Oktober 2016. Häufig hat er seitdem nicht gespielt.

Pierre-Michel Lasogga im Oktober 2016. Häufig hat er seitdem nicht gespielt.

Foto: dpa, dan the hjb

Pierre-Michel Lasogga ist beim Hamburger SV am Tiefpunkt angekommen. Der einst gefeierte Torjäger, der dem Klub in der Saison 2013/14 mit 14 Treffern inklusive der Relegation gegen Fürth fast im Alleingang die Zugehörigkeit zur Bundesliga gerettet hatte, ist derzeit nur noch ein teurer Bankdrücker. Selbst als im Samstagsspiel gegen den SC Freiburg (2:2) alle Stürmer-Rivalen nicht zur Verfügung standen, baute Markus Gisdol auf andere. Der Coach bot in der Spitze Spielmacher Aaron Hunt auf, den der HSV vor wenigen Wochen noch loswerden wollte - eine schallende Ohrfeige für den bulligen Angreifer, der zudem 90 Minuten auf der Bank schmorte.

"Natürlich hat Pierre eine Chance, im Moment sind aber andere Spieler vor ihm", erklärte Gisdol. Im selben Moment versuchte er, die Brisanz aus der Geschichte zu nehmen und betonte, dass Lasogga nach einer Muskelblessur augenblicklich noch nicht in Topform sei. Dennoch war das Freiburg-Spiel ein deutlicher Hinweis: Hinter dem verletzten Bobby Wood, dem nach einem Bänderriss nur als Joker einsatzfähigen Michael Gregoritsch und Youngster Luca Waldschmidt (fehlte wegen Grippe) ist der 25-Jährige allenfalls noch Stürmer Nummer vier, Hunt einmal gar nicht mitgerechnet. Mehr noch: Sind alle wieder fit, könnte Lasogga sogar der Gang auf die Tribüne blühen.

Lasogga noch ohne Tor

Dabei bescheinigt Gisdol dem Profi eine gute Einstellung. "Pierre fügt sich gut ins Mannschaftsgefüge ein und weiß um seine Situation", sagte der Coach kürzlich der "Bild". Allerdings begann gerade unter dem Labbadia-Nachfolger Lasoggas Niedergang: Denn als der Coach im September beim damaligen Tabellenletzten anfing, war der Stürmer noch gesetzt, stand fünf Mal in der Startelf. Da der HSV aber nur einen Punkt holte, krempelte Gisdol sein Team um — seither ging es für den HSV bergauf, für Lasogga (26 Spielminuten in elf Partien) genau den umgekehrten Weg. Bisher hat er kein einziges Saisontor auf dem Konto.

Apropos Konto: 8,5 Millionen Euro Ablöse zahlte der damalige HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer nach der glücklichen Relegation gegen Greuther Fürth 2014 für die "Überlebensversicherung" an Hertha BSC. Damals klopfte Lasogga ans Tor zur Nationalmannschaft (elf U 21-Einsätze), nahezu alle Kenner der Szene gratulierten dem HSV zur Verpflichtung.

Heute ist Lasogga auf dem Platz kaum wiederzuerkennen. Er wirkt schwerfällig und verunsichert. Und vor allem: Seine HSV-Torquote (89 Spiele/25 Treffer) ist deutlich gesunken. Somit droht dem klammen Verein ein kostspieliger Irrtum, denn Lasoggas Fünfjahresvertrag soll dem Spieler laut übereinstimmenden Medienberichten bis 2019 ein Gehalt von insgesamt 17 Millionen Euro garantieren. Gut möglich, dass ein Verkauf im Sommer für beide Seiten das Beste sein wird.

Einen Interessenten gäbe es auf jeden Fall. "Ich würde ihn mit der Schubkarre von Hamburg nach Karlsruhe holen", sagte KSC-Sportchef Oliver Kreuzer der Bild. Bei den Badenern würde Lasogga auch Trainer Mirko Slomka wiedersehen. Der Coach stand wie auch Kreuzer bei der Relegation 2014 noch in Diensten des HSV.

(dpa)
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