Kein Grillfest nach 0:8-Pleite HSV-Pflänzchen vom Bayern-Bulldozer überrannt

Der Schock sitzt tief. Noch immer. Auch mit einigem Abstand vom historischen Desaster in München waren Trainer Peter Zinnbauer und Sportdirektor Peter Knäbel damit beschäftigt, den Scherbenhaufen beim Hamburger SV zusammenzukehren.

 HSV-Keeper Jaroslav Drobny musste in München acht Mal hinter sich greifen.

HSV-Keeper Jaroslav Drobny musste in München acht Mal hinter sich greifen.

Foto: dpa, kne nic

"Wir hatten ein zartes Pflänzchen, über das jetzt ein Bulldozer gefahren ist", sagte Knäbel bei Sky 90. Ein Einfach-So-Weiter wird es beim HSV nicht geben - genauso wenig wie ein erneutes Grillfest für die Fans.

Als erste Maßnahme nach dem 0:8-Debakel bei Bayern München hatte Zinnbauer ("Wir schämen uns") seine Truppe am Sonntag in der Kabine zusammengefaltet, natürlich strich er seinen hochbezahlten Profis auch den trainingsfreien Dienstag. Doch der laut Zinnbauer "sehr, sehr bittere Tag in meinem Leben" könnte auch Folgen haben, die erst ab Sommer deutlich sichtbar werden.

Sieben Verträge laufen aus

Am Ende der Saison besteht für den neuen Sportchef Knäbel die Chance, beim dauerkriselnden HSV einen wohl unausweichlichen Schnitt zu machen. Sieben Verträge laufen aus, darunter die von Millionen-Verdienern wie Kapitän Rafael van der Vaart, Heiko Westermann oder Marcell Jansen. Allesamt erhielten nach ihrem Auftritt in der Allianz Arena vom Fachmagazin kicker am Montagmorgen die Note 6.

"Es ist eine Chance, den Kader neu zu bestücken. In der Länderspielpause im März wollen wir uns die Zeit nehmen, mit den Spielern zu reden", sagte Knäbel noch recht verhalten. Doch im Umfeld des Klubs wachsen die Zweifel, ob die hochbezahlten HSV-Profis noch die richtigen Zugpferde für eine erfolgreichere Zukunft sein können.

"Wir haben keine van-der-Vaart-Krise, sondern eine Ergebniskrise. Rafael ist ein sehr wichtiger Spieler, er ist der Kapitän", sagte Knäbel, der noch am Flughafen in München einen Krisengipfel mit Zinnbauer und dessen Stab abgehalten hatte.

Zinnbauer hat sich vercoacht

Auch der Coach, der die zuvor sattelfeste Abwehr umgebaut hatte, musste sich nach dem Spiel kritische Fragen gefallen lassen. "Er hat sich vercoacht", sagte Sky-Experte Stefan Effenberg am Montag: "Unter dem Strich ist aber die Qualität für solch ein Spiel auch nicht vorhanden."

Knäbel nahm Zinnbauer unterdessen in Schutz. Er glaube zu 100 Prozent an den Mann, der bei seinem ersten Spiel als HSV-Trainer in der Hinrunde noch ein 0:0 gegen die Bayern feiern konnte. "Er ist sehr authentisch, voller Energie", sagte Knäbel: "Er zieht aus solchen Momenten auch Energie."

Dies erwarten die HSV-Verantwortlichen nun auch von ihren gescholtenen Profis und verzichten dabei auf öffentlichkeitswirksame Aktionen wie nach dem 2:9 in München im März 2013. Damals gaben die als "Lachnummer" abgekanzelten Spieler ihren Fans zur Wiedergutmachung ein Grillfest.

Statt Bratwurst sollen die in ihrer Ehre gekränkten Anhänger mit Punkten versöhnt werden. Am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach.

(sid)
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