HSV-Trainer in der Kritik Gisdol kämpft gegen Köln um seinen Job

Hamburg · Seit knapp 500 Tagen im Krisenmodus: Markus Gisdol hat seit seinem Amtsantritt beim HSV eigentlich nur turbulente Zeiten erlebt. Vor dem Kellerduell gegen Köln spitzt sich die Lage wieder einmal zu.

Markus Gisdol: Als Amateur zum Bundesliga-Coach
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Das ist Markus Gisdol

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Markus Gisdol kann durchaus stur sein. Seine Philosophie des schnellen Umschaltspiels ist und bleibt auch auf dem jüngsten Höhepunkt der Dauerkrise beim Hamburger SV nicht verhandelbar. "Da müssen wir unglaublich hartnäckig dranbleiben", sagte der 48-Jährige vor dem "Endspiel" gegen den 1. FC Köln (Samstag, 18.30 Uhr/Live-Ticker): "Ich fordere den Mut ein, auch in der Offensive mutiger zu werden und mal das Risiko einzugehen, auch mal einen Fehler zu machen."

Spötter behaupten natürlich schon seit längerer Zeit, dass der HSV bereits mehr als genug Fehler macht. Und Kritiker bemängeln, dass Gisdol keinen Plan B entwickelt für sein nicht funktionierendes System. Aber das kann Gisdol nicht mehr aus der Ruhe bringen, schließlich befindet sich der Schwabe an der Waterkant seit knapp 500 Tagen im dauerhaften Krisenmodus. Sein Job war schon mehrfach in Gefahr. Das härtet ab.

In der Vorsaison schaffte Gisdol nach einer schier aussichtslosen Situation noch am letzten Spieltag den Klassenerhalt. Mit seinem geliebten Umschaltspiel. Auch an den nun fünf Spielen ohne Sieg und dem vorletzten Tabellenplatz (15 Tore in 18 Spielen) sei nicht das System Schuld.

Zu unentschlossen sei sein Team zuletzt aufgetreten, zu zögerlich habe man bei dem ernüchternden 0:1 in Augsburg agiert. "Wir schaffen viele Situationen, in denen wir den Gegner richtig gut pressen und so sehr früh den Ball gewinnen, doch dann treffen wir meist die falschen Entscheidungen", sagte Gisdol.

Immer mehr zweifeln an Gisdol

Möglicherweise wird auch Vorstandschef Heribert Bruchhagen bald wieder zu einer Entscheidung gezwungen. Der 69-Jährige ist stolz darauf, stets möglichst lange an seinen Trainern festgehalten zu haben. Doch an der Elbe wächst die Anzahl der Zweifler, die Gisdol eine Wende zum Guten nicht mehr zutrauen. Seit der einstige Zögling von Ralf Rangnick am 26. September 2016 seinen Job beim HSV antrat, hat er fast die Hälfte seiner Spiele verloren.

Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit an der Elbe macht Gisdol nach eigener Aussage das Arbeiten nicht leichter. "Wegen der Vergangenheit träumt man in Hamburg immer von anderen Zielen. Aber die aktuellen Gegebenheiten und Umstände muss man realistisch sehen und akzeptieren, dass man momentan zum unteren Drittel der Liga gehört", sagte er zuletzt dem Hamburger Abendblatt. Das Ziel müsse es "sein, möglichst gut in diesem unteren Drittel der Liga abzuschneiden. Diese Situation muss man annehmen. Wenn man die Situation nicht annimmt, dann steigt man schneller ab, als man denkt."

Diesen Super-GAU will Gisdol wie im Vorjahr natürlich mit aller Macht verhindern, dieses "Ziel steht über allem", sagte er und verriet, keine Nichtabstiegsprämie in den Vertragsgesprächen ausgehandelt zu haben: "Ich muss keine Klauseln im Vertrag haben, um alles zu geben." Die Frage ist nur, wie lange er das noch darf.

(sid)
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