Holtby macht dem HSV Mut Von der "Lusche" zum Hoffnungsträger

Hamburg · Bei den HSV-Trainern Markus Gisdol und Bernd Hollerbach war Lewis Holtby aussortiert. Unter dem neuen Chefcoach Christian Titz spielt er mit einem Mal eine zentrale Rolle im Abstiegskampf des Traditionsklubs. Beide verbindet eine besondere Beziehung.

 Lewis Holtby ist unter Christian Titz wieder Stammspieler beim HSV.

Lewis Holtby ist unter Christian Titz wieder Stammspieler beim HSV.

Foto: dpa, ahe fdt

Plötzlich ist die "Lusche" gefragt. Im Überlebenskampf der Fußball-Bundesliga avanciert Lewis Holtby zum Hoffnungsträger des Hamburger SV. Unter dem neuen Trainer Christian Titz erlebt der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler einen Aufschwung, nachdem er noch unter Titz' Erfolglos-Vorgängern Markus Gisdol und Bernd Hollerbach im Abseits gelandet war. Mit einem Mal genießt Holtby Wertschätzung. "Wenn man mir das Vertrauen gibt, dann zahle ich das mit Vertrauen zurück", sagt er.

Auch wegen seiner Tore - zuletzt beim 1:0 gegen den SC Freiburg - ist beim Tabellenvorletzten drei Spiele vor dem Saisonende der Glaube an das Wunder Klassenverbleib zurückgekehrt. Ausgerechnet Holtby, der beim HSV aussortiert war, der in Mainz als Supertalent gefeiert wurde und dem in Hamburg einige Kritiker die Spielintelligenz absprachen. Der Großverdiener, der angeblich sein Geld nicht wert war, der von Medien als "Lusche" bezeichnet wurde in Anlehnung an das "Spiegel"-Interview von HSV-Investor Klaus-Michael Kühne ("Die Luschen bleiben immer hier hängen").

Mit der Bezeichnung "Lusche" kokettiert Holtby mittlerweile, wenn er jetzt mit Journalisten spricht. Zugleich behauptet er: "Was in der Vergangenheit war, ist egal." Er lebe im Hier und Jetzt. Doch ganz hat er das "schwierige Dreivierteljahr" nicht vergessen. "Ich habe immer versucht, alles auszublenden", erzählt er. "Es ging mir teilweise auch scheiße." Er habe aber "die Fresse gehalten, meinen Mund nie aufgemacht und weitergearbeitet".

Es ist ihm wichtig, dass die Menschen sehen, dass er sich nicht hat hängen lassen. "Das Schöne ist doch, es allen Leute zu zeigen, dass man doch ein guter Kicker ist. Das ist Motivation für mich."

Die Wende für Holtby kam mit Titz. Beide kennen sich seit Jahren. Titz war Holtbys persönlicher Coach. Über Holtby bekam der 47-Jährige auch Kontakt zum HSV. Im März stieg er vom U21- zum Cheftrainer der Profis auf. Die besondere Beziehung zwischen ihnen wurde anfangs kritisch gesehen. Spätestens als der Trainer den Profi für sein Debütspiel gegen Hertha BSC von der Tribüne gleich in die Startelf beorderte.

Nach fünf Spielen mit Holtby darf sich Titz bestätigt fühlen. In den letzten vier Partien traf sein Zögling dreimal und überzeugte als Emotions-Leader. "Was ihm mit Sicherheit hilft, ist, einen Trainer zu haben, der ihn genau kennt", sagt Titz. "Das hat viel mit Vertrauen zu tun. Man weiß, dass beim ersten Fehler nicht gleich was passiert."

Unabhängig davon, ob am Saisonschluss der Abstieg oder die wundersame Rettung steht, geht die Episode von Holtby in Hamburg nach vier Jahren wohl zu Ende. Sein Vertrag läuft aus. Auch wegen der finanziell schwierigen Lage wäre der HSV froh, einen Spieler aus der oberen Gehaltskategorie (geschätzte 3,5 Millionen Euro) von der Lohnliste zu streichen.

Doch das ist noch weit weg für Holtby. Wichtig ist die Gegenwart. "Die kommenden drei Wochen werden intensiv", sagt er und blickt auf die letzten drei Abstiegs-Endspiele beim VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt und zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach. "Ich hoffe aber, dass es mindestens fünf Wochen werden." Dann hätte es der HSV in die Relegation geschafft. Ein Abschied als Retter würde Holtby gefallen.

(dpa)
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